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Der Marshal ist eine Lady

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Titel: Der Marshal ist eine Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Slade
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nicht mehr gerechnet. Deshalb hatten sie einen Hinterhalt aufgebaut. Doch der erwies sich nun als nutzlos, und auf einmal sahen sie sich in einer ungleich schlechteren Ausgangslage.
    Zum einen hatten sie sicherlich damit gerechnet, dass der Transport weiter rollen würde. Stattdessen sahen sie sich mit einer waffenstarrenden Festung konfrontiert, und zum anderen hatten sie garantiert nicht erwartet, dass ein Scharfschütze sie aufs Korn nehmen würde.
    Überdies stand ihnen das eigentliche Debakel noch bevor, denn die Männer in der Wagenburg hielten ihr Feuer zurück. Noch waren die Banditen außerhalb der wirksamen Gewehrschussweite. Mittlerweile feuerten sie mehr oder weniger auf Geratewohl auf die Stelle, an der sie ihren unsichtbaren Gegner vermuteten. Was ihnen drohte, war, in die Zange genommen zu werden, und sie wussten es.
    Lassiter holte den ersten von ihnen aus dem Sattel, noch bevor sie den ebenen Boden des Tales erreichten.
    Chaos entstand. Die Schüsse brachen ab. Alle suchten Deckung, indem sie aus den Sätteln sprangen und sich in Bodenmulden oder hinter Büsche warfen. Die Pferde schienen aus Kavalleriebeständen zu stammen, denn sie blieben ruhig, trabten lediglich ein Stück auf der Wagenstraße davon und verharrten dann hinter der Biegung, wo sie nicht ins Kreuzfeuer geraten konnten. Unterdessen nahmen die Banditen aus ihrer Deckung heraus das Feuer wieder auf. Diesmal konzentrierten sie sich auf die Stelle, an der zuletzt Pulverdampf zu sehen gewesen war, und sie schwenkten ihre Läufe weiter nach rechts. Allem Anschein nach vermuteten sie, dass Lassiter seinen Stellungswechsel in der einmal angefangenen Richtung fortsetzen würde.
    Doch er tat das Gegenteil und kehrte zu der ersten Position zurück. Rasch lud er das einschüssige Gewehr nach, für das es nach wie vor nur Schwarzpulverpatronen gab. Deren hervorragende Leistung machte jedoch die Vorteile der modernen Patronen mit rauchlosem Pulver wett. Im Handumdrehen hatte der große Mann die Sharps Rifle wieder schussbereit und im Anschlag. Er nahm einen der Banditen ins Visier, die sich dem Talboden schon bis auf etwa zehn Yard genähert hatten.
    Es war, als ob der Mann etwas ahnte. Unvermittelt riss er die Winchester herum und zielte in Lassiters Richtung, obwohl er wissen musste, dass die Entfernung einen sicheren Schuss so gut wie unmöglich machte.
    Lassiter benötigte wiederum nur eine Kugel, um auch diesen Mann auszuschalten. Wutgebrüll erscholl; wüste Verwünschungen wehten herüber. Mittlerweile konnte der Mann der Brigade Sieben die Zahl der Banditen an der Position der Mündungsblitze ablesen. Zehn waren es noch. Wieder kalkulierten sie falsch, als sie ihre Schüsse auf die zweite Sharps-Stellung richteten. Denn Lassiter blieb auf der ersten Position und lud die Waffe dort nach. Einen Atemzug später war er feuerbereit, und diesmal jagte er das großkalibrige Blei direkt in einen Mündungsblitz hinein. Der Einschlag der Kugel trieb den Mann aus seiner Deckung hervor und schleuderte ihn in den nächsten Busch. Mit ausgebreiteten Armen blieb er in den Zweigen liegen und rührte sich nicht mehr. Das Blei hatte ihn ins Herz getroffen; er musste auf der Stelle tot gewesen sein. Lassiter sah es durch die messerscharfe Optik des Zielfernrohrs. Er beeilte sich, erneut die Stellung zu wechseln.
    Noch während er zu dem anderen Scharfschützengewehr hinüberhastete, bemerkte er, dass sich die Lage änderte. Den Grund erkannte er, als er die Sharps auf der zweiten Position nachgeladen und in Anschlag gebracht hatte.
    Markerschütterndes Gebrüll erscholl von der Wagenburg her.
    Angriffsgebrüll.
    Die Verteidiger brachen aus.
    Sechs von ihnen stürmten feuernd zwischen den Wagen hervor. Hakenschlagend schwärmten sie aus, während ihre Gefährten innerhalb der Wagenburg ihnen Feuerschutz gaben. Ein mörderischer Kugelhagel wehte den Banditen auf diese Weise entgegen. Sie konnten es kaum noch wagen, die Nase aus dem Dreck zu nehmen.
    Lassiter ließ die Sharps von neuem wummern und reduzierte die Zahl der Angreifer auf acht. Diesmal versuchten sie nicht, ihn mit Zufallstreffern zu erwischen. Denn spätestens jetzt begriffen sie, dass sie ins Hintertreffen geraten waren. Das Blatt hatte sich gewendet.
    Und sie sahen es ein.
    Unter den Männern aus der Wagenburg waren mehrere, die als Infanteristen bei der US Army gedient haben mussten. Lassiter schloss es aus der gekonnten Taktik, mit der sie sich abwechselnd voran arbeiteten und gegenseitig

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