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Der Medicus von Saragossa

Titel: Der Medicus von Saragossa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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geschah. Als Jona nach Saragossa zurückkehrte, gab es einige unter seinen Patienten, die ihm nur zu bereitwillig und in allen Einzelheiten von diesem Akt des Glaubens berichteten, der wie immer sehr gut besucht gewesen war. Jedes Mitglied der Familie Bartolome war im Stand der Gnade gestorben, alle hatten das Kreuz geküßt, das man ihnen hinhielt. Und dann waren sie vor Entzünden des Scheiterhaufens erdrosselt worden, mit ein paar schnellen Umdrehungen der Schraube, welche die Garrotte spannte.

8. Damespiele
    A ls Jona das nächste Mal zum Damespielen in die finca am Fluß kam, sah er, daß Maria Juana einen großen, dunklen Fleck unter ihrem geschwollenen rechten Auge und auf einem Großteil der Wange hatte, und bemerkte auch einige Blutergüsse auf den Armen des kleinen Mädchens Hortensia.
    Bonestruca begrüßte ihn mit einem Nicken und sprach nur wenig. Während des ersten Spiels war er noch ganz bei der Sache, so daß er es nach hartem Kampf gewinnen konnte. Beim zweiten Spiel wirkte er mürrisch und spielte schlecht, und bald war offensichtlich, daß er es verloren hatte.
    Als die kleine Filomena zu schreien anfing, sprang Bonestruca auf. »Ich will Ruhe!«
    Maria Juana nahm den Säugling in den Arm und scheuchte die Kinder hastig ins andere Zimmer. Nun spielten die Männer in einer Stille, die nur vom Klappern der Steine auf dem Brett unterbrochen wurde.
    Während des dritten Spiels brachte Maria Juana ihnen einen Teller mit Datteln und füllte ihre Weingläser nach.
    Bonestruca starrte sie mißmutig an, bis sie das Zimmer verließ. Dann wandte er sich Jona zu. »Wo wohnt Ihr gleich wieder?«
    Als Jona es ihm sagte, nickte er. »Dann wollen wir nächste Woche dort Dame spielen. Ist Euch das recht?«
    »Ja, natürlich«, sagte Jona.
    Reyna war das alles andere als recht. Sie erkannte den Besucher sofort, als er an der Haustür erschien. Jeder in Saragossa kannte den buckligen Mönch und wußte, was er war.
    Sie ließ ihn ein, bot ihm einen Sessel an und meldete dann Jona den Besucher. Als sie den beiden Wein und Erfrischungen brachte, hielt sie den Blick gesenkt und zog sich so schnell wie möglich wieder zurück.
    Es war offensichtlich, daß Jonas Umgang mit Bonestruca ihr angst machte. Am nächsten Tag sah er die Verwirrung in ihrem Gesicht, aber sie stellte ihm keine Fragen. Wie immer war sie sich ihrer Rolle völlig im klaren – es war sein Haus, und sie war seine Dienstmagd an jedem Ort, außer im Bett. Aber eine Woche später ging sie für drei Tage in ihr Dorf, und als sie zurückkehrte, sagte sie ihm, daß sie sich ein eigenes Haus gekauft habe und ihn verlassen werde.
    »Wann?« fragte Jona bestürzt.
    »Ich weiß es noch nicht. Bald.«
    »Und warum?«
    »Um nach Hause zurückzukehren. Das Geld, das Nuño mir hinterlassen hat, hat mich nach den Maßstäben meines Dorfes zu einer sehr reichen Frau gemacht.«
    »Du wirst mir fehlen«, sagte er aufrichtig.
    »Aber nicht sehr. Ich bin für dich doch nur eine Annehmlichkeit.« Als er Einspruch erheben wollte, hob sie die Hand. »Jona. Ich bin alt genug, um deine Mutter zu sein. Es ist schön, deine Zärtlichkeit zu spüren, wenn wir das Bett teilen, aber viel öfters sehe ich in dir einen Sohn oder einen Neffen, den ich sehr mag.«
    Er brauche sich keine Sorgen zu machen, sagte sie ihm. »Ich werde dir ein starkes Mädchen schicken, das mich ersetzt, ein junges Mädchen, das ordentlich zupacken kann.«
    Zehn Tage später kam ein Junge aus Reynas Dorf mit einem Eselskarren zu Jonas Haus und half ihr beim Aufladen. Die wenigen Habseligkeiten, die sie während ihrer Arbeit für drei Herren angesammelt hatte, paßten problemlos auf den kleinen Karren.
    »Reyna. Bist du sicher, daß du das tun willst?« fragte Jona, und sie erwiderte mit einer Geste, die das Verhältnis zwischen Herr und Dienerin, unter dem sie gelebt hatten, sprengte. Sie strich ihm mit warmer Hand über die Wange, und der Blick, den sie ihm schenkte, enthielt Zärtlichkeit und Ehrerbietung, aber auch einen unmißverständlichen Abschied.
    Als sie weg war, herrschte Stille in allen Räumen, und für Jona wirkte das Haus plötzlich leer und leblos.
    Er hatte vergessen, wie bitter Einsamkeit schmeckte. Er stürzte sich in die Arbeit, ritt immer größere Strecken, um sich um die zu kümmern, die ihn brauchten, und blieb länger als nötig in den Häusern seiner Patienten, nur um unter Menschen zu sein. Mit Krämern unterhielt er sich ausführlich über ihr Geschäft und mit Bauern über ihre

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