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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Handschrift F EUERKUNST - UND K RIEGSBUCH herausbrachte, das er ebenfalls sofort an sich riß, um in gleicher Manier zu verfahren. Beide Male kam er ohne Anzeichen von Sorgen wieder ans Tageslicht.
    Ich fragte Hans Christoph, was er von den Schriften hielte.
    »Nichts Besonderes, Systemlosigkeit, wo man hinsieht. Mein Vater freut sich dafür noch im Grabe!« war die Antwort.
    Später am Abend kam er von selbst darauf zurück. Er sprach davon, daß genaugenommen sein Vater, und nun er selbst, soviel Können besäßen, daß aus keiner Ecke der Welt mehr Neuheiten, Überraschungen, geschweige denn Offenbarungen über einen besseren Kanonenguß zu erwarten wären. Verbittert merkte er an, daß dafür jetzt unter der Regierung Erzherzog Ferdinands II. und der Wiedererrichtung der Selbständigkeit des Landes Tirol der Austritt aus dem Weltgeschehen vorgezeichnet wäre. Er werde, wenn es so kommen sollte, wie von seinem Vater prophezeit, auch handeln wie jener, der seine Geschütze, zur Erhaltung des habsburgischen Imperiums, auch in Wien, Prag, Augsburg oder Antwerpen gegossen hätte. Zudem habe ihm sein Vater schon frühzeitig gesagt, daß der Rückgang der Erträge des Silberbergbaues und der Kupferproduktion ein Übriges dazu beitragen könnten, die führende Rolle Tirols im mitteleuropäischen Raum abzuschwächen.
    Das, was sein Vater gedacht und geplant hatte, wirkte machtvoll über den Tod hinaus, reichte von der Familiengruft bis in die Wohnstube nach Büchsenhausen herauf. »Die Hauptachse dreht sich! Die Achse der Vergangenheit Tirol-Mittelmeer-Indien wird von der neuen Achse Europa-Atlantik abgelöst!« wiederholte Hans Christoph eindringlich die Worte seines Vaters.
    Er selber aber kam jetzt richtig in Fahrt. Erst wetterte er gegen die Schreiberlinge, die die Unterschiede zwischen Wissen und Unverstand nicht kennen, aber jedwedes Geschwätz über den Guß von Kanonen benutzen, um Pergament zu verschmutzen. Dabei ließ er am Schönwörther Schurff kein gutes Haar, bezeichnete ihn als Dieb, der an Kreuzwegen unterhalb Büchsenhausen auf die Gießergesellen lauern würde, um an sein Wissen heranzukommen.
    Dann aber brach es heraus:
    »Wir sind die Erfinder aller Kniffe und die Schöpfer des fortschrittlichsten Systems der Artillerie in ganz Europa. Mein Vater schuf die neuen Grundformen der Rohre und reduzierte damit wirksamst die kaiserliche Artillerie auf die erfolgreichsten Typen.
    Er goß an die tausend Geschütze, die Rohre gingen in alle Welt.
    Das Schicksal wie das Kriegsglück, ob gegen die Türken oder gegen Frankreich, lag in seiner Hand. König Ferdinand wie Kaiser Karl V waren von seiner Gießkunst abhängig, und Kaiser Rudolf wird’s von meiner sein!
    Aber Kaiser Karl war oft blind. Er wäre in allen Schlachten wirksamer und kräftesparender gewesen, wenn er besser auf den Rat meines Vaters geachtet und die beweglichere Feldartillerie mit unseren 9- und 18pfündern oder die 12er und 24er Feldschlangen forciert ausgebaut hätte!
    Aber da, wo es darauf ankam, die technische Seite zu einer Kunst zu entwickeln, in der der Kopf und nicht die Faust zählte, brach auch beim Kaiser das niedrige elementare Kämpferische durch, was sich im Feld oft in sinnlosen Kanonaden widerspiegelte.
    Mein Vater war ein mächtiger, kraftvoller Mann, ein echter Tiroler, der seine Arbeit, sein Können wider alle Feinde des Hauses Österreich, bis zu seinem Grabe geweiht hatte.
    Doch er vermißte eines im Leben! Er konnte es nicht verstehen, daß ihm damals, trotz seiner anerkannten Verdienste im ganzen Imperium, kein Adelsdiplom verliehen wurde! Dieser gottverdammte Klüngel hat es ihm verwehrt.«
    Die Faust meines Onkels traf mit Wucht die Tischplatte:
    »Mir wird das nicht passieren! Mein Vater hat Berufungen nach Trient, Italien, Frankreich und in die Niederlande abgelehnt und hat statt dessen aus unserer Gußhütte treu alle Reichstätte, bis hin nach Sachsen und die Pfalz, mit den besten Kanonen der Welt versorgt. Mit den Kriegen sind sie inzwischen um den ganzen Erdball verteilt.
    Ich aber bin bereit, derartige Angebote zu nutzen, wenn in Tirol weiterhin nur noch prunkvolle Hofhaltung und Kunstsammlungen von Wichtigkeit zu sein scheinen.
    Mit meinem Gießerlohn werde ich den Anfang machen! Statt zwei Gulden 45 Kreuzer werde ich jetzt fünf Gulden fordern. Mit seinen kleinlichen Ergötzlichkeiten, werde ich mich nicht zufrieden geben. Wenn nicht Ferdinand in Innsbruck, dann eben Wien, Mecheln, Toledo oder …!«
    An

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