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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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leise hinunter auf den Tisch. »Was ich dir jetzt zeige, darf die Mauern von Büchsenhausen nie verlassen!«
    Bedächtig hebt er seinen Kopf und blickt mich ernst an:
    »Du erfährst in dieser Stunde die Heiligung des Löfflerschen Kanonengusses.
    Doch ich warne dich – trotz unserer Blutverwandtschaft! Der Grad zwischen gutem Leben und Vernichtung ist für dich so scharf wie die Schneide einer Sense! Ob sie jemals etwas von dir abtrennen wird, hängt allein von deiner Verschwiegenheit ab. Setz dich hin! Ich sage dir erst mal, auf was du nicht zu achten brauchst:
    Erstens! Die Temperatur des Flammofens regelt Bartlme. Braucht dich nicht zu kümmern! Also halt dich fern davon.
    Zweitens! Um den richtigen Einbau der Formen in die Dammgruben, mit den Schmelzrinnen vom Einlaß in die Form bis zum Ofen, einschließlich der Berechnung des Gefälles, sorgt sich Wenzel mit seinen Leuten. Braucht dich auch nicht zu kümmern!
    Drittens! Die Mengen der Legierungen stellt Pietro bereit …«
    »… braucht mich ebenfalls nicht zu kümmern!« vollende ich den Satz.
    »Du lernst schnell«, kommt wie selbstverständlich die Antwort.
    »Ja, um was hab’ ich mich dann zu kümmern?«
    »Nur nicht so ungeduldig! Was glaubst du wohl ist das Wichtigste unter dem Besonderen? He? Na was wohl?«
    »Die Zusammensetzung der Bronze, denke ich.«
    »So, so …! Das denkst du dir also«, höhnt er. »Es ist schon was dran an der richtigen Mischung der Bronze. Aber das ist gleichsam so unscharf wie das Bild der fernen Gipfel im Morgendunst. Mein Vater Gregor verachtete alle Unbelehrbaren, die immer wieder versuchten, Reinkupfer zuerst zu schmelzen, bevor sie darangingen, in die zähe dickflüssige Schmelze das Zinn einzubringen. Auch wenn der Mut all derer sank, die ihre porösen schwammigen Mißgeburten von Kanonen vorzeigen mußten, sie wiederholten ihre Fehler immer wieder. Wir gingen dagegen eigene Wege und haben Ruhm geerntet. Damals wie heute werden bei uns in den Tiegel- und Windöfen Kupfer und Zinn zu Barren vorlegiert, was schon vieles erleichtert. Von den Mühen und Kosten haben wir uns nie verdrießen lassen; denn außer gutem Verstand, mein lieber Adam, ist halt noch vielerlei nötig.
    Doch genaugenommen ist die Mischung zum Zeitpunkt des Ausfließens in die Form der zentrale Punkt aller Überlegungen!«
    Ich spüre wie mir vor Erregung die Beine zittern. Träume ich, oder ist er tatsächlich dabei, mir selbst das sechste Siegel zu öffnen?
    »Gehen wir an den Anfang zurück. Wir haben drei Kupfer-Zinn-Legierungen drüben in der Hütte in Barren lagern, die du nie und nimmer verwechseln darfst! Das Beschauzeichen muß vor dem Einbringen in den Flammofen von dir kontrolliert werden! Du trägst ganz allein die Verantwortung dafür! Ein Barren aus dem Haufen wird zur Nachprüfung von mir persönlich in Verwahrung genommen. Ich ziehe ihn aus dem Ofen, bevor die Hitze drüber geht. Gib gut acht, was ich dir sage! Es gibt drei Zeichen. Das eine kennst du vom Glockenguß, die anderen sind neu für dich.
    Die Barren mit der Marke Bischofskopf sind für die Glocken, die mit der Gans sind für alle Typen von Kanonen gedacht und die Barren mit meinem Monogramm, einem ›CL‹ im Kreis, werden ausschließlich für die Feldschlangen verwendet, und, na ja …«, Hans Christoph stockt, grinst und wischt sich den Bart. »Wenn’s Geld der Kaiser und Fürsten halt nicht reicht, kommt die Bastardmischung zum Zuge, das Bruchmetall von Glocken und Kanonen unbekannter Provenienz, mit dem wir nur den kleinen Riesen beschicken, weil mir mein Großer Schwarzer zu schade dafür ist. Aber auch daraus kann man noch etwas machen, vorausgesetzt, du erkennst die Zusammensetzung der Schmelze«.
    »Erkennen? Die Schmelze erkennen? Wie ist das gemeint?« Meine Neugier quillt über.
    Hans Christoph legt eine lange Pause ein, dabei habe ich den Eindruck, seine Barthaare sträuben sich wie bei einer Katze.
    »Also denn«, seine Stimme klingt entschlossen. »Du erkennst es am eigentümlichen Glühlicht der Schmelze!«
    Was? Wie …?? Das also soll es sein! Das Glühlicht! Macht er aus mir den Harlekin, oder habe ich tatsächlich eine Spur? Vielleicht legt er mir eine falsche, aber Augenblick! Sprach Pantaleon nicht tatsächlich einmal von verschieden leuchtenden Farben, die von schmelzenden Metallen unterschiedlicher Zusammensetzung ausgehen? Die Richtung scheint zu stimmen.
    »Welche Farbe hat denn das Glühlicht bei der Legierung ›CL‹?« frage ich nach und reibe

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