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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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mir den Nacken, um meine innere Spannung abzubauen.
    »Blaugrünnuanciert ist sie – mein angehender großer Gießer!«
    »Gut – und wie ist die genaue Zusammensetzung der Legierungen von Bischofskopf und Löfflergans?«
    »Glockenbronze, 100 Teile geschmiedetes Plattenkupfer und 20 Teile Zinn. Kanonenbronze dagegen hat auf 100 Teile Kupfer nur maximal zehn Teile Zinn!« erklärt Christoph ohne Schnörkel.
    »Und sonst keine Zusätze?«
    »Doch, doch! Manchmal bei den Glocken. Aber da kennst du dich ja aus. Merke dir: Den Aberglauben und den Unverstand hält die Glockenbronze aus, doch die Kanone fliegt dir mit Sicherheit um die Ohren.«
    Christoph kramt in seinen Papieren, begleitet mit viel Schnaufen und Bartwischen:
    »Hier hab’ ich den Auftrag. Sieh nur, die mystische Steigerung für die beiden neuen Glocken der Spitalkirche. Der Pfaffe besteht darauf, daß er Gelegenheit erhält, selbst Blei von alten Kirchenfenstern in die Gießmasse eintragen zu dürfen, da er glaubt, daß seine Tat besonders gottgefällig sei. Außerdem will er eine besondere Münze in die Schmelze werfen, weil dadurch der helle Klang verursacht wird. Also, mir ist es gleich, solange der Gießerlohn den Firlefanz rechtfertigt!«
    »Noch eines, Onkel, warum ist die Zusammensetzung der Bronze zum Zeitpunkt des Ausfließens der – wie sagtest du vorhin? Ja, du sagtest, es wäre der zentrale Punkt aller Überlegungen.«
    »Du hast aufgepaßt, gut, gut, Adam, das lob ich mir. Also, warum geben wir überhaupt dieses Dreckzeug von Zinn hinzu, auf das ich am liebsten verzichten möchte?«
    »Na, hauptsächlich wegen der Geschmeidigkeit und zur besseren Fließfähigkeit der Schmelze.«
    »Nein!« unterbricht er mich lauthals. »Das falsche Denken kommt nur daher, weil du noch nie den Irrtum vor dir liegen sahst, geschweige denn Geld dabei verloren hast!
    Der wesentliche Grund ist ein ganz anderer: Reines Kupfer bildet beim Gießen Blasen und Gruben, einfach das, was wir drüben spratzen nennen oder mit Schweißporen bezeichnen. Zinn, das verdammte Gift unter den Metallen, verhindert diesen Nachteil des Kupfers und liefert dadurch den dichtesten Guß. Nur brennt dieser Scheißdreck von Zinn leicht aus und saigert, wie du weißt. Ja, und dadurch ändert sich die Zusammensetzung der Bronze während des Schmelzens bis hin zum Zeitpunkt des Gießen.
    Erst am eigentümlichen Glühlicht, wie ich schon sagte, in der stärksten Hitze des Schmelzfeuers, wenn die Schmelze so dünnflüssig wie Wasser ist, wirst du erkennen, wieviel Zinn ersetzt werden muß!«
    »Ja gut, aber wieviel ist das in der Regel?«
    »Das sagt dir die Erfahrung, dafür gibt es keinen genauen Anhalt. Oder glaubst du denn wahrhaftig, so was ließe sich in wenigen Sätzen mitteilen? Genau hinsehen und richtig beobachten – das ist der einfache Weg. Daraus wirst du die nächsten Jahre schon die richtigen Schlüsse ziehen! Und wenn du dich auch darin würdig erweist, wird dir Gott das gleiche scharfe Augenlicht geben wie mir, um das eigentümliche Glühlicht zu erkennen. Also, alles zu seiner Zeit.
    Ich erwarte von dir erst einmal, daß du die neuen Aufgaben, die ich dir übertrage, fehlerlos ausführst und gleichzeitig mein drittes und viertes Auge im Gußhaus bist.«
    Einen Augenblick lang herrscht Schweigen im Raum.
    Dieser alte Fuchs mit seiner Macht des Wissens, wie geschickt er vorsorgt, damit keines der Siegel erbrochen wird. Ich bin lediglich dabei, die ersten Tropfen des sechsten Siegels abzuschmelzen. Wo liegt das Geheimnis, um das er sich so elegant herumdrückt? Seine Bemerkung zum leuchtenden Grünlicht der Schmelze, klingt genial, martert aber zugleich meinen Verstand. Was mache ich, wenn er zeisiggrün meint statt blaugrünnuanciert ?
    »Da sind noch ein, zwei Punkte, Onkel, die ich mit dir besprechen will.«
    Er sieht mich an. Bleibt schweigend am Tisch stehen, nervös mit den Fingern auf die Papiere trommelnd.
    »Ich will ja nicht wie Pantaleon enden«, sage ich und versuche zu lächeln. »Und du mußt jetzt auch mehr an dich und deine Gesundheit denken. Deswegen will ich deine Arbeiten ab heute von Anfang an übernehmen, in der Breite wie in der Tiefe, also vor dem Vorhang wie hinter dem Vorhang!«
    Er weicht meinem Blick aus:
    »Ich wäre froh, wenn du mir das abnehmen könntest. Aber so einfach opfert sich der Gläubiger seinem Schuldner nicht. Ich habe ein Prinzip, von dem ich auch bei dir nicht abweichen werde. Doch ich rate dir, sei nicht undankbar! Du hast bis

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