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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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kommt selbst, Sir.«
    Kaum hat er seinen Satz beendet, erscheint Drake aus dem Niedergang und kommt direkt auf mich zu:
    »Willkommen an Bord, Sir Adam. Habt Ihr Eure Sache mitgebracht?«
    »Ja. Auf zwei Seiten. Und ich bin imstande, Eure gute Laune damit zugrunde zu richten.«
    »Das dürfte Euch schwerfallen, Sir Adam! Nur ich allein vermag dies bei mir selbst«, antwortet er vergnüglich. »Also kommt gleich mit in meine Kajüte, wir wollen sehen, ob es Euch doch gelingt.«
    Die große Achterkajüte der B ONAVENTURE ist, wie erwartet, mit beträchtlichem Luxus ausgestattet, doch herrscht durchaus solide Behaglichkeit. Dagegen ist die Einrichtung Kapitän Fenners Kajüte spartanisch zu nennen. Kaum hat er die Tür geschlossen, verspüre ich, wie sich zwischen uns Spannung aufbaut, obwohl Drake als Gastgeber sofort meine Wünsche hinsichtlich meines Wohlbefindens abfragt. Nachdem ich mich für gebratenes Ochsenfleisch entschieden habe, folgt eine Pause, die um eine Spur länger dauert, als es erträglich wäre. Drake mustert mich ausgiebig. Er genießt es offensichtlich, daß mir nur wenig Spielraum bleibt, der Situation zu entfliehen. Drake verzieht seinen Mund zu einem Lächeln:
    »Hat das katholische Habsburg wirklich die besseren Kanonen?« beginnt er, seinen Finger in eine vermeintliche Wunde zu legen.
    »Hatte, Sir Francis. Hatte!«
    »Ich habe von Houndsditch gehört, von Hawkins, Clifford, Ambrose, Eurem Freund Baker und noch vielen anderen, daß Ihr Eure Aufgaben vortrefflich gelöst habt, doch …«
    Bewußt vollendet er den Satz nicht, und so spüre ich, daß hinter den höflichen Worten noch andere Dinge lauern.
    »Was wolltet Ihr noch anhängen?«
    »Ganz einfach, Sir Adam. Mir fehlt der direkte Vergleich auf See.«
    »Das verwundert mich. Ich denke, darüber ist keine Frage mehr offen. Was wollt Ihr also damit andeuten?«
    »Löfflerrohre und Dreylingrohre. Dreylingrohre kenne ich! Aber Löfflerrohre …? Die ganze Welt schwärmt davon!«
    »Erkundigt Euch bei Walsingham! Ihr steht mit ihm doch in bester Verbindung.«
    Wieder bemerke ich das kleine Zucken bei ihm, wenn ich mich auf Walsingham berufe.
    »Keine Veranlassung, Sir Adam!« weicht er schnell aus »Ich will es aus Eurem Munde hören.«
    »Sir Francis! Ich habe es satt, mich mit solchen Vergleichen herumzuschlagen. Ich finde es gut, daß Ihr meine Rohre schätzt. Das dürfte genügen!«
    »Gewiß, Sir … Nur liebe ich keine Überraschungen. Die Entwicklungen könnten ja auch in Innsbruck vorangekommen sein. Seht nur nach Chatham und Mayfield. Darüber nachzudenken wird mich niemand hindern können.«
    »Dem siebten Siegel wird kein achtes mehr hinzugefügt!«
    Drake zeigt sich für einen Moment befremdet.
    »Von was sprecht Ihr da? Welche Siegel meint Ihr?«
    »Von der Qualität der Rohre! Und vergeßt eines nicht, es gibt in ganz Spanien und Portugal kein Chatham oder Deptford und nirgendwo gar ein Mayfield.«
    »Eure Worte erstaunen mich immer mehr. Überall auf der Welt fechten Männer mit Bravour unter Fahnen, unter denen sie nicht geboren wurden. Aber wenn ich Euren Worten glauben kann, dann scheint Ihr mit Leib und Seele Engländer geworden zu sein.«
    »Ich kann Euer Erstaunen verstehen. Ich bin mir sicher, daß Ihr Eure Vision, Euren Hunger nach Sinn und Erfüllung in Eurem Leben mehr als stillen konntet. Dieses unschätzbare Glück blieb mir in Tirol und Venedig versagt. Mein Leben wäre nur auf Handlangerdienste beschränkt geblieben. Die erste echte Chance, in Mayfield meinen Durst auf Selbständigkeit stillen zu können, war eine Kraft, der ich mich nicht entziehen konnte und wollte. Euer Schiff genießt den Nutzen und damit ganz England!«
    »Na gut!« winkt er gereizt ab. »Kommen wir zu dem Punkt, der uns zusammengeführt hat. Was habt Ihr herausbekommen?«
    Sorgsam öffne ich das Päckchen aus geteertem Segeltuch und breite auf dem Tisch die Zeichnung der spanischen Galeone aus. Daneben lege ich die Blätter meiner Berechnungen hinsichtlich der Bestückungslisten einer englischen gegenüber einer spanischen Galeone. Drake sieht gebannt auf den Tisch.
    »Die Zeichnung ist genau und gleichzeitig ungenau«, beginne ich ruhig. »Ungenau deshalb, weil sie nur die Bewaffnung der oberen Decks zeigt. Das Schiff hat angeblich kein echtes Batteriedeck. Was mich zudem verwundert, ist die Anzahl der gezeigten Kanonen. Sie mögen für ein Schiff dieser Größe stimmen, doch der Rumpf paßt keinesfalls mit den oberen Aufbauten zusammen.

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