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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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bereitzustellen, um Philipp und die katholischen Zeloten eines Tages mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Englische Schiffe, englische Taktiken, englischer Mut, englische Kugeln in englischen Rohren, die von einem katholisch-habsburgischen Gießer gegossen werden. Das ist die Ironie in Vollendung und wiederum der beste Beweis für Walsinghams bevorzugte Maxime, die da heißt: Kenntnisse sind nie zu teuer!«
    Seine Worte haben das Grollen eines Donners. Lautstark und ohne Hemmungen fährt er fort:
    »In Mayfield und Chatham, wie man hört, hat sich Sir Adam prächtig eingelebt, arbeitet effizient, ist beliebt, und bislang auch äußerst zuverlässig. Für einen Katholiken bemerkenswert …«
    Seine ganze Rede dröhnt unüberhörbar für jeden durch das ganze Gasthaus. Mir verschlägt es die Stimme. Holstok reicht mir währenddessen die Hand. Mir ist, als fühle ich die Hand eines Weibes:
    »Ich freue mich, einen habsburgischen Gießer kennenzulernen.«
    Mehr beiläufig erwidere ich seinen Gruß: »Auch ich freue mich, Euch zu begegnen.«
    Im gleichen Moment tragen zwei Diener einen Tisch herein. Er ist fertig eingedeckt. Ich traue meinen Augen nicht. Silberne Teller mit goldenen Rändern! Auf den Tellerböden sind goldene Girlanden eingearbeitet, die ein Wappen einschließen. Es ist Drakes Wappen. Als die Stühle herangeschoben werden, nimmt er, ohne abzuwarten, meinen Stuhl ein. Ich nehme dafür ihm gegenüber Platz, Holstok rechts von mir. Den vorbereiteten Tisch und alles, was darauf zu sehen ist, muß er hier für sich und seine Gäste deponiert haben. Er liebt das Gepränge.
    Im flackernden Feuerschein wirken Drakes Züge frisch, sein gepflegter rötlicher Bart konkurriert mit der rötlichen Hautfarbe. Sein Temperament, seine Ausstrahlung – alles lodert, alles brennt.
    »Der Fanfarenstoß und das Wasser!«
    Bevor der erste Gang aufgetragen wird, waschen wir uns die Hände in parfümiertem Wasser. Kurz darauf erscheinen drei Bläser.
    Was durch ein ohrenbetäubendes Fanfarensignal eingeleitet wird, übersteigt meine bisherige Vorstellungskraft. Die Gänge werden zelebriert wie eine Messe, und Drake genießt es, seinen »Pinassen« vorzuführen, wie ein Ritter mit legendärem Reichtum zu prahlen vermag. Bei dieser Gelegenheit segeln wir in aller Ausführlichkeit noch einmal um die Welt. Dazu liebt er es besonders Holstok gegenüber, Dinge anzusprechen, die nicht nur den Geldmangel der Krone, sondern vor allem den eklatanten Mangel an Ausrüstung und Verpflegung der Marineverwaltung bloßlegen. Der Kontrast kann schärfer nicht sein. Als nur noch die Gläser auf dem Tisch stehen und alle sich nach dem Bett sehnen, schießt er plötzlich Fragen auf mich ab, die trotz seiner lockeren Art meine ganze Aufmerksamkeit herausfordern:
    »Sir Adam! Wie viele Kugeln haben wir pro Geschütz an Bord?«
    »Etwa 25 pro Rohr.«
    »Ist das ausreichend?«
    »Kommt darauf an für was.«
    »Für ein Seegefecht, für was denn sonst?«
    »Ich habe keine Vorstellung von einem Seegefecht, bis auf die Versenkung einer Hulk. Dafür reichten wenige Kugeln!«
    »Eine Hulk! Ach Gott, wie lieb. Nur eine Hulk. Denkt nur, ein kleines schäbiges, morsches, wehrloses, unschuldiges Hülkchen«, grölendes Lachen begleiten seine Worte. Unvermutet erstarrt er und legt an Lautstärke zu:
    »Die Dons kommen mit riesigen Karacken, ohne eine einzige Hulk im Schlepp! An Euch haftet ein Fehler, Sir Adam, Ihr habt von Seefahrt und Seegefechten keine Ahnung!«
    »Ich denke, daß die Lücke durch Euer Beispiel und Können bald geschlossen wird.«
    »Vielleicht viel Neues für Euch in den nächsten Wochen, doch zu wenig für mich heute nacht, Sir Adam!«
    »Es wird gerade für Euch immer zu wenig sein. Seid doch so offen und gebt zu, daß ich einer zuviel an Bord bin, und ich reise ab nach Mayfield!«
    Den Vorschlag ignoriert er völlig, statt dessen fragt er ruhig weiter:
    »Was nimmt denn ein Troß im Felde an Kugeln mit? Was würdet Ihr denn befehlen, wenn Ihr gegen die Türken marschieren müßtet?«
    »Das Doppelte bis Dreifache!«
    »Aha! Mhm! Demnach kalkuliert Ihr mehrere Mêlées.«
    »Das ist die Grundausstattung für einen Kanonenzug. Reserven sind jederzeit verfügbar.«
    »Ich kann kein Schiff nur mit Kanonenkugeln hinterhersegeln lassen.«
    »Warum nicht? Die Verhältnisse sind vergleichbar. Fünfundzwanzig Salven pro Tag sind nicht einmal übermäßig viel. Nicht jede Kugel wird gleich ihr Ziel finden. Wer die Schlacht gewinnen will, muß am

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