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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Levantiner sinkt, feuern einzelne Geschütze aus dem Heck heraus.
    Das gräßliche Schauspiel zeigt Wirkung. Die spärliche Besatzung der anderen Schiffe flieht. Der Widerstand ist gebrochen. Das Aussuchen und Aufteilen der Beute kann beginnen. Ein Teil des Geschwaders wird mitten unter den Kauffahrern zu Anker gebracht. Das Umladen der wertvollen Prisen soll so schnell wie möglich erfolgen. Mir untersagt der Admiral, mich in Gefahr zu begeben. Meine Kunst wird in England noch gebraucht. So bestaune ich mit den Wachen und den Batterieführern das Treiben auf dem Wasser vor den Toren der alten Burg. Die Männer leisten Barbarisches. Die Nacht ist angebrochen und die ersten Schiffe sind in Brand gesteckt, damit die Besatzungen unserer Galeonen im Schein der brennenden Schiffe besser plündern können. Ich vermute Drake mitten unter ihnen. Die ersten Prisen machen längsseits fest. Wir bekommen Beute im Übermaß zugeteilt. Jede Hand ist gefordert.
    Als die Morgendämmerung anbricht, ist die Beute in den Bäuchen der Galeonen verstaut, sind die Schiffe des Feindes verbrannt, versenkt oder gestrandet. Fenner und die übrigen Offiziere, die völlig erschöpft an Bord stolpern, sehen freilich wenig glücklich aus. »Segeln wir zurück?«
    »Noch nicht. Der Admiral will noch eine Sache zu Ende bringen.«
    »Welche?«
    »Er sprach von einer großen Sache, die am Anfang stünde, doch das Durchhalten bis zuletzt bringe erst den richtigen Ruhm!? Oder so ähnlich …«
    »Was soll das heißen?« wende ich mich verwundert an den Kapitän.
    »Er will sich die Galeone von Santa Cruz schnappen. Sie liegt ganz oben am Ende der oberen Bucht. Sie konnte gestern abend entkommen. Wir werden unsere Schiffe im Haupthafen zu Anker bringen, danach müssen wir mit kleineren Booten hinaufsegeln, um den Ruhm für Drake einzukassieren!«
    »Er bekommt wahrhaftig nie genug!«
    Als die Admiralsbarkasse, gefolgt von den Pinassen, zwischen Sandbänken und Schlammzonen hindurch aus meinem Blick entschwindet, beschließe ich, bis zu deren Rückkehr mich aus meinem Panzer zu schälen, um Schlaf nachzuholen.

Sonntag,
der 30. April
    Ein Kanonenschuß reißt mich aus dem Schlaf. Ich stürze an Deck.
    Die G OLDEN L ION hat einen Treffer in Nähe der Wasserlinie erhalten. Die Ursache ist eine schwere Feldschlange, die die Spanier auf einem Hügel oberhalb des Hafens in Stellung bringen konnten.
    »Wo ist Kapitän Fenner? Was ist während der Nacht passiert?«
    Stolz berichtet mir der wachhabende Offizier:
    »Drake und die Kapitäne haben ganze Arbeit geleistet. Santa Cruz’ Schiff ist verbrannt. Die Krönung seiner Mission ist Drake also gelungen, er hat es geschafft! Doch es gibt auch Schwierigkeiten.«
    »Welche?«
    »Vizeadmiral Borough befiehlt die Verlegung der G OLDEN L ION mehr zur Hafeneinfahrt zu, da sonst die Schlange dort oben zu einer echten Gefahr für die Flotte wird. Und die Galeeren greifen wieder an. Der Admiral ist dabei, die R AINBOW und einige Kauffahrer als Verstärkung zur L ION ZU schicken. Aber das Problem ist der Wind. Bald werden wir bewegungsunfähig in der Flaute liegen. Wenn uns bloß jetzt nicht Drakes Glück im Stich läßt! Ohne Wind werden den Galeeren die Flügel wachsen.«
    Überraschend taucht Kapitän Fenner aus seiner Kajüte auf. Ich vermutete ihn noch bei Drake.
    »Gratuliere!«
    »Danke, Sir Adam.«
    Seine Stirn legt sich in Falten:
    »Was ist mit dem Wind?«
    Die Wasseroberfläche ist glatt wie ein Spiegel.

Montag,
der 1. Mai
    Zwölf Stunden setzte der Wind aus, und zwölf Stunden umkreisten die Galeeren unsere Galeonen. Die Dons fanden kein wirksames Mittel gegen uns. Auch der Beschuß war mehr als kläglich zu nennen.
    Erst ab Mitternacht kam wieder Wind auf.
    Jetzt, zur morgendlichen Stunde, werden wir die Reede von Cadiz endlich verlassen können. Verfolgt von einigen Galeeren und einigen kleineren Schiffen, die sich nicht zum offenen Kampf stellen wollen, erreichen wir das offene Meer. Über 30 versenkte, verbrannte oder gestrandete Schiffe stehen auf der Zählliste. Sie werden gezählt und genau bewertet, doch der Kühnheit des Anschlags werden sie nicht gerecht. Ich denke, daß diese Niederlage der Dons den Appetit an England verdorben hat. Das, was Fenner und mich gleichermaßen beeindruckte, war Drakes Unerschrockenheit und die schwächliche Gegenwehr der Spanier.
    Während ich meinen Gedanken nachhänge, verschwindet Cadiz langsam hinter der Kimm.
    »Kapitän Fenner!« meldet sich der Erste Offizier.

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