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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Hände.
    »Ein wunderbares Gefühl!« bestätige ich ebenso erfreut, zumal ich fühle, daß ich an meiner Belastungsgrenze angekommen bin.
    Fenner tritt etwas näher an mich heran:
    »Was bedeutet Euch die Fahrt der vergangenen Wochen?«
    »Es waren Lektionen aus dem Lehrbuch des Erfolges, des Chaos, der Wildnis und des Grauens! Doch wie sagtet Ihr so treffend am Vorabend der Reise: ›Drake hat das Kommando und das bedeutet Ruhm und fette Beute. Kein Platz für Versager!‹«

Das Berggericht

    Schwaz
1590

Freitag,
der 4. Februar, 11.30 Uhr
    Die Empörung erreichte auf der Westempore einen neuen Gipfel, als Leoman von Schiller-Herdern mit verbissenem Gesicht auftauchte, wohl hoffend, von seinen hohen Ratgebern während der kurzen Unterbrechung der Verhandlung eine bessere Taktik zugeflüstert zu bekommen. Aus dem Stimmengewirr waren dagegen nur die wüstesten Anwürfe gegenüber dem Venezianer vernehmbar:
    »Hostienbeißer Querini! Der hat sie doch schon immer aus seinem Maul getan und mit Füßen getreten …!« – »… Pein und Pestilenz sollen ihn treffen! Der hat wohl den schrecklichen Jungfrauen Ambede, Warbede und Willbede beigeschlafen …!« – »… wer hat eigentlich zugelassen, daß der Venezianer unseren Boden entweiht …?« – Und aus dem Labyrinth von Beschuldigungen, Beleidigungen und Fragen hörte ich die Antwort. »Der Reisländer hat den Teufel selbst als Gast geladen …!«
    Das zänkische Hin und Her, das wilde Gestikulieren und das konfuse Durcheinandergerede verhinderten jedoch die von Leoman ersehnte Unterstützung. Dafür verstellte Hans Christoph Löffler mit lauter, kratzender Stimme äußerst wirkungsvoll den Weg zu einer besseren Lösung. Ja, er verhinderte sogar erfolgreich, daß die, die vielleicht einen guten Gedanken hätten beisteuern können, überhaupt zu Wort kamen:
    »Kruzifix Halleluja! Der Teufel soll den Heiland fressen! Ich wußte es schon immer, die Venezianer sind die Totengräber Tirols. Verdammte Verräter! Teufelsbrut! Tilgt sie aus. Den Querini laß ich vor eine Kanone binden, doch vorher schäl’ ich ihm noch eigenhändig seine faulige Feifel runter!«
    Seine haßerfüllten Augen fixierten mich für einen Moment, verengten sich zu einem Schlitz, so daß ich glaubte, die Wut gehe nun endgültig mit ihm durch:
    »Spione! Saupack! Euch krieg’ ich auch noch dran!« schleuderte er mir entgegen.
    »Seit Ihr verrückt geworden? Haltet Euch an die Abmachungen!« Dr. Justinian Moser war aufgesprungen und zog ihn unter größten Mühen am Ärmel auf seinen Platz zurück. Löfflers Tiraden waren allerdings nicht zu ersticken:
    »Bergrichter und Spione! Dreckschweine sind sie und Wildsäue dazu! Denen jage ich heute nacht noch die Pestjungfrau ins Bett.«
    Genaugenommen hätte ihn Leoman deswegen gleich bequem der Hexerei anklagen können. Während Löffler Luft holte, nützte Marx Fugger die Situation, um den völlig verstörten Schiller-Herdern anzusprechen. Weit reckte er seinen faltigen Hals. Seine schneidenden Worte an den Ankläger erzeugten zwar Wirkung; sie mußten Leoman aber mehr beklemmen als beflügeln:
    »Ankläger! Was glaubt Ihr wohl, wozu Ihr hier seid und wer Euch die weltlichen Güter genießen läßt? Solltet Ihr dies vergessen haben, so ruft es Euch ins Gedächtnis!« Da Fugger an Luftnot litt, gönnte er sich eine kleine Pause und fuhr danach mit unverminderter Härte fort. »Seid gewarnt. Euer Leben ist verwirkt, falls Ihr Euer Ziel verfehlt. Und solltet Ihr gar im Zweifel sein, dann begebt Euch lieber gleich zum tiefsten Schacht und stürzt Euch hinein. Betritt jedoch der, der dort unten auf der Totenplatte steht, noch heute den Weg der Fäulnis, dann finanzier’ ich Euch die Unzucht bis an Euer Lebensende!«
    Die Drohungen schnürten Schiller-Herdern die Kehle zu. Wortlos verzog er sich mit einer tiefen Verbeugung und zittrigen Beinen vorbei an Zenon Querini, der wieder die Westempore betrat, hinunter zur Altarebene.
    Als Angeklagter war Dreyling beim Berggericht, anders als bei Malefizgerichten, nicht nur Objekt. Er wurde gehört, er konnte sich wehren, tat es, bekam auch noch in entscheidenden Momenten Entlastung und hatte bis dahin gute Aussichten fürs Überleben. Dagegen waren wir zum gleichen Zeitpunkt von unserem Ziel weit entfernt. Wollten wir gewinnen, ohne auf eine uns gefällige Entscheidung der Geschworenen später angewiesen zu sein, mußte Leoman genauer, engagierter argumentieren – und ehrlicher wirken! Die Rechtfertigungen für

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