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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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ernste Gefahr von dort oben, es sei denn, wir gehen direkt unterhalb der Festung vor Anker und lassen sie sich ruhig auf uns einschießen.«
    Fenner zeigt sich zufrieden und beobachtet Drakes Manöver. Das Wasser schillert in der sinkenden Sonne in höchst unterschiedlichen Färbungen. Die Oberfläche an der Backbordseite leuchtet hellgrün, was auf Sandbänke schließen läßt. Meine Vermutung wird bestätigt durch die restlichen Galeeren, die sich dorthin retten.
    Fenner, der die gleiche Beobachtung macht, urteilt in gleicher Weise:
    »Für den Puerto de Santa Maria sind unsere Galeonen zu groß. Unsere kleineren Schiffe müssen die Galeeren dort so lange festnageln, bis sie dort drinnen verrotten.«
    Zwei Depeschenboote, die uns im sicheren Kielwasser gefolgt sind, werden zur B ONAVENTURA befohlen. Drake läßt einen Teil der Segel streichen, was die anderen Galeonen zum gleichen Manöver veranlaßt.
    Der Hafen von Cadiz besteht aus einer unteren und einer oberen Bucht mit trügerischen Sandbänken, mit denen vor allem die östliche Seite reichlich gesegnet ist. Die obere und untere Bucht wird getrennt durch eine schmale, kanalartige Verengung, die mich an eine Sanduhr erinnert. Auf der Reede vor uns wimmelt es nur so von Schiffen, die vor Anker liegen. Ein undurchsichtiges Knäuel von unterschiedlichsten Schiffen aller seefahrenden Nationen. Die dicksten von ihnen sind Urcas. Schwerfällige Rümpfe, in denen viel Platz hat.
    Da sie tief im Wasser liegen, werden sie hoch beladen sein. Die fette Beute liegt zum Fressen vor uns.
    Kapitän Fenners Augen und die seiner Offiziere beginnen zu leuchten. Niemand hat sich das so leicht vorgestellt. Keine einzige spanische Kriegsgaleone weit und breit. Nicht einmal eine, die wenigstens versucht, Gefechtsbereitschaft herzustellen. Dafür liegt in der Bucht Kauffahrer an Kauffahrer: portugiesische und katalanische Barken, französische und holländische Schiffe, Hanseaten, Mallorciner, Genuesen und Sizilianer. Etwa sechzig melden die Späher aus den Masten.
    »Der Admiral will Cadiz noch vor Einbruch der Nacht erobern!« bemerkt Fenner mit Sorge in der Stimme.
    Etwas gelassener antworte ich ihm:
    »Die Verwegenheit des Admirals wird siegen! Die Kühnheit dieses Angriffs wird dort vorne Panik erzeugen. Das ist unsere Chance.«
    »Hoffentlich habt Ihr recht«, antwortet Fenner.
    In das Dickicht von Masten und Takelwerk vor uns kommt Bewegung. Die Meldungen überstürzen sich:
    »Sie versuchen das Weite zu gewinnen!« – »Sie kappen die Ankertaue!« – »Sie kollidieren!« – »Einige laufen auf Grund!« – »Die kleineren Schiffe versuchen in den Untiefen zu entkommen!«
    Unerbittlich laufen wir auf die Enge zu. Die Wölfe haben das Rudel Schafe in dem tödlichen Pferch gestellt. Depeschenboote kommen längsseits. Der Admiral befiehlt, daß nur die vier Galeonen der Königin in den oberen Hafen einlaufen sollen. Die drei anderen Galeonen sollen wegen der Galeeren die restliche Flotte in der unteren Bucht decken. Die fliehenden Schiffe vor der E LIZABETH B ONAVENTURA , weisen dem Admiral den Weg durch die Untiefen, und die D READNOUGHT , R AINBOW und G OLDEN L ION folgen im sicheren Abstand. Eine halbe Seemeile Backbordbug voraus steigt Pulverdampf auf. Kurz darauf vernehmen wir den Donner. Der Erste Offizier meldet:
    »Das kommt von dort drüben, vor der flachen Stelle! Ein riesengroßer Kauffahrer.«
    Fenner versucht, die Tonnage abzuschätzen:
    »Das ist ein 700 Tonnen schwerer Levantiner. Stark bewaffnet. Keine leichte Sache.«
    Der Admiral signalisiert ein Depeschenboot heran. Wenig später wählen wir unseren Standort. Der Levantiner, ein Ragusaner ist umstellt. Er hat keine Chance auszuweichen. Er ist schwer bestückt und trägt in den unteren Batterien auch 30pfünder. Insgesamt errechne ich 40 Kanonen für ihn. Der Wasserkorridor beträgt knapp 400 Yard. Kernschußweite für meine Feldschlangen.
    »Jetzt wird sich beweisen, was Eure Kanonen wert sind, Sir Adam!« ruft Fenner mir zu, bevor er selbst hinabsteigt zum Batteriedeck.
    »Dies ist kein Kampf, sondern eine Hinrichtung. Vier zu eins ist keine Kunst!« rufe ich zurück.
    »Laßt es uns hinter uns bringen!«
    Schon nach den ersten Salven, die deckend liegen, ist der Levantiner in Sägemehlstaub eingehüllt. Systematisch wird er durchsiebt. Der Admiral hat das Vorschiff übernommen, wir und die R AINBOW das Mittelschiff und die G OLDEN L ION - das Heck. Ich zähle zehn Breitseiten pro Schiff. Noch während der

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