Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
holen.
    »Dann wollen wir mal unsere Blechröckerl anlegen«, gebe ich meine Absicht bekannt.
    »Kein schlechter Rat«, antwortet er.
    Unten im Batteriedeck, wie auf dem Deck ist es mäuschenstill geworden.
    Schweigend läuft das Schiff dem Unwägbaren entgegen.

    »Die Herkules-Säule!« meldet aufgeregt der Erste Offizier.
    Das Denkmal ziert den Hafeneingang von Cadiz. Weiße Häuser leuchten herüber.
    »Jetzt oder nie!« Kapitän Fenner knallt die rechte Eisenhand entschlossen auf die Reling und befiehlt. »Geschütze ausrennen!«
    Einen Augenblick lang rumort es in den Decks unter uns, als ob der Kiel Grundberührung hätte. Ich stelle mir den Effekt im Batteriedeck vor, wo im selben Moment die Pforten geöffnet werden und der helle Tag sich zurückmeldet.
    »Galeeren voraus!« meldet aus dem Mast ein Fähnrich.
    »Sie kommen, um uns zu begrüßen«, bemerkt Fenner trocken.
    Jetzt erst läßt Drake auf der vor uns segelnden B ONAVENTURE das englische Banner hissen, gleichzeitig ertönt ein Trompetensignal vom Achterdeck herüber.
    »El Dragón! Der Drache unter dem Drachen«, bemerkt Fenner und deutet hinauf, wo sich der Tudor-Drache mächtig auf dem Fahnentuch des Flaggschiffes bläht. Doch dann verziehen sich seine Mundwinkel spöttisch. »Zumindest werden es die Dons so sehen, die Drakes Namen so heroisch in ihre Sprache übertrugen, ohne zu ahnen, daß dieser Drache in Wahrheit ein Erpel ist!«
    Wir folgen seinem Beispiel und hissen ebenfalls unsere Flagge.
    Ein Rudel langer, scharfgebauter Galeeren kommt aus der ersten, inneren Bucht zum Vorschein und nimmt Kurs auf unsere Galeonen. Die Riemen schlagen gleichmäßig im Takt, blitzen das Licht der tiefstehenden Sonne zurück, die drohenden Sporne auf unsere Rümpfe ausgerichtet. Sie liegen flach im Wasser, die Wellen der Bucht schäumen um ihre Steven, und von ihren Toppen wehen die rot-goldenen Flaggen Spaniens. Die am schnellsten heranfliegt, könnte die Galeere Furttenbachs sein. Die Vorderdecks drohen mit einer Reihe von Geschützen.
    »Darunter sind zwei 24pfünder!« sage ich zu Fenner. Kaum daß ich die Worte ausgesprochen habe, meldet sich das Batteriedeck der B ONAVENTURE . Erst sehen wir den dicken, weißen Pulverdampf, der ihre Steuerbordseite einhüllt, kurz darauf das Grollen der todbringenden Salve. Die Breitseite hat im selben Moment die Galeeren mit mehr Eisen überschüttet, als diese zusammen imstande sind auf uns zu feuern. Wenn man von den beiden 24pfünder-Buggeschützen absieht, so beweist sich, daß Zenon Querini eine überragende Weitsicht besaß, als er im Arsenal durchsetzen wollte, daß in Zukunft dort Galeonen statt Galeeren gebaut werden sollten. Rückständiges Venedig!
    »Wie viele sind es noch?« brüllt Fenner hinauf zum Ausguck.
    »Noch zehn! Sechs an Backbord!«
    Der Rest geht in der Backbordsalve der B ONAVENTURE unter. Steuerbordbug voraus erkennen wir vier Galeeren, die dabei sind, abzudrehen. In vollendeter Bewegung versuchen sie, aus der Reichweite unserer Geschütze zu gelangen. Wie der übermächtige Tod schieben wir uns heran. Das untere Batteriedeck wird in zwei Gruppen zu je fünf Geschützen feuern. Die vier Neunpfünder auf Deck sind ebenfalls bereit, Vernichtung zu verschießen.
    »Seitenrichtung!«
    Die Galeeren liegen querab. Die fünf vordersten Geschütze im unteren Batteriedeck donnern fast gleichzeitig los. Kurz darauf die zweite Gruppe, zusammen mit den Neunpfündern auf Deck. Ich fühle, wie der Boden unter mir schlingert. Schneeweißer Pulverdampf hüllt für einen Moment das Deck völlig ein und nimmt uns für einen Augenblick die Sicht. Als der Dampf verweht, sehen wir die entsetzliche Wirkung. Zwei Galeeren sind schwer getroffen und beginnen zu sinken. Zwischen zerfetzten Leibern versuchen die Lebenden ins Wasser zu springen, um das rettende Ufer zu erreichen. Das Brüllen der Verletzten, die Angstschreie der angeketteten Rudersklaven – mich überzieht eine Gänsehaut. Ich erlebe die ersten Toten durch meine Kanonen …
    »Seitenrichtung!«
    Das gleiche beginnt nun auf der Backbordseite. Fünf weitere Galeonen folgen hinter uns. Die Furie bricht ohne Gnade durch. Wer immer der Kommandant der Galeerenflotte gewesen sein mag, er hat sich uns mutig entgegengestellt, wenn auch völlig hoffnungslos.
    Fenner tritt zu mir:
    »Wie beurteilt Ihr die Reichweite der Küstenbatterie oben auf dem Fort?«
    Da ich das Fort seit unserem Anlaufen stetig im Auge hatte, kann ich Fenner beruhigen:
    »Es droht keine

Weitere Kostenlose Bücher