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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Weisheit!«
    »Gnädigste Herren! Das ist noch nicht alles«, setzt sich Searche, ohne jeglichen Zweifel zuzulassen, über Clerkes trockene Bemerkungen hinweg. »Die Sonnenfinsternis im Februar, dazu die Mondfinsternis im Frühjahr, die zweite totale Mondfinsternis, die für August vorausgesagt ist, lassen nur einen Schluß zu: daß 1000 Jahre nach der Jungfrau Geburt und nach weiteren 500 Jahren das achtundachtzigste Jahr für Spanien nur Düsteres und Unheilvolles bereithält. Der neue Stern von 1572, der erste seit Bethlehem, leuchtete genau zweimal sieben Jahre vor der Mondfinsternis im Februar. Vorbedeutungen, die ankündigen und zugleich warnen wollen …«
    »… vor Bootsleuten, die Propheten sein wollen und vor denen mich mein katholischer Beichtvater immerzu warnt«, versucht Clerke ihn witzelnd aus der Fassung zu bringen. Doch Searche erwidert unbeeindruckt:
    »Wenn es in Schweden Blut regnet, Madrid von Monstergeburten überschwemmt wird, Sturm, Regen und Hagel nicht aufhören wollen, dann kann dies alles nur bedeuten, daß der Fall eines großen Königreiches nahe ist. Da England klein ist, wird es das Königreich Spanien treffen. Vernichtend wirkt sich für Philipp und sein Reich die Stellung von Saturn, Jupiter und Mars aus. Sie stehen im achten, dem Todeshaus, was nur bedeuten kann, daß das Königreich Habsburg endlich sinken wird!«
    »Ich kann ihn nicht mehr hören, Lord George! Ich habe nichts gegen seine Prophezeiungen, doch wie er …«, Clerke unterbricht sich abrupt, neigt seinen Kopf leicht nach links und blickt mit glasigen Augen an mir vorbei. Samuel ist ein besonnener, ruhiger Gunner. Doch wie er seine rechte Hand hochreißt und sie mit einem Male hektisch über seinen Kopf kreisen läßt, erweckt den Eindruck, als sei er Knall auf Fall närrisch geworden. Da wir nicht darauf reagieren, faßt er John Wright, Bootsmann auf der A RK , grob an den Schultern, dreht ihn ruckartig um, fuchtelt hektisch nach Südwesten:
    »Dort …! Die Dons kommen!!«
    Der Schreck trifft ins Gebein. Alle Köpfe auf dem Plymouthhügel fahren nach Südwesten herum. Unter einer grauen Rauchwolke wird dort der Lichtpunkt eines fernen Feuers – es ist der Beacon von Rame Head – zunehmend größer!
    Die Wahrheit läßt uns erstarren. Jeder weiß es im selben Augenblick: Spaniens Armada muß von den Küsten Cornwalls aus gesichtet worden sein.
    »Endlich!« jubelt Drake, wirft die Bowlkugel in die Höhe und fängt sie locker mit seiner rechten Hand wieder auf. Im selben Atemzug befiehlt er der Wache neben dem Signalfeuermast:
    »Steckt sofort den Beacon in Brand!«
    Seine Begeisterung löst die Anspannung.
    Das Signalfeuersystem ist noch im Herbst letzten Jahres fertiggestellt worden. In wenigen Stunden werden die Grafschaften entlang der gesamten Südküste über Dover und bis London hinauf alarmiert sein. Sogar die kreuzenden Schiffe vor Dünkirchen werden wissen, daß die Spanier den Kanal erreicht haben. Von Landspitze zu Landspitze und landeinwärts hinein wird das Feuer die Nachricht bis York und in das entlegene Durham tragen. Das Lauffeuer wird ganz England aufwecken. Das Landvolk wird sich bewaffnen und zur Seeküste schwärmen, um das Königreich zu verteidigen …
    Ein lautes Stimmengewirr hebt an, wird jedoch durch Hawkins, der sich vernehmlich an den Lordadmiral richtet, abgeschnitten:
    »Wir haben noch keine Gewißheit!«
    »Wollt Ihr Euch deutlicher erklären?«
    »Wir haben in letzter Zeit viele Geisterschiffe gesichtet. Auch wenn wir wissen, daß sie kommen werden, die Schnelligkeit traue ich ihnen nicht zu.«
    »Wer kreuzt in der Kanalmündung?«
    »Kapitän Fleming, auf der G OLDEN H IND .«
    »Wie viele Meilen?«
    Hawkins überlegt einen Moment:
    »Etwa 90!«
    »Gut. Sollte er sie ebenfalls gesichtet haben, wird er in etwa sechs Stunden bei uns sein.«
    Der Lordadmiral wendet sich an die Kapitäne:
    »Gentlemen! Trefft alle Vorbereitungen zum Auslaufen!«
    »Was wird aus dem Spiel?« fragt Drake dazwischen.
    Der Lordadmiral prüft: den Wind:
    »Erst werden die Mannschaften alarmiert und die Beiboote klargemacht. Wenn es sein muß, schleppen wir die Schiffe aus dem Sund!«
    Drake läßt nicht locker:
    »Dann setzen wir gegen drei Uhr nachmittag das Spiel fort?«
    »Sofern wir die Zeit dafür haben, Sir Francis!«
    Das Signalfeuer auf dem Hügel, vom Wind zu einer zehnmeterhohen Lohe entfacht, entläßt eine Rauchfahne in den Himmel, die mich an eine Riesenschlange erinnert. Die Bucht, vom fahlen

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