Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
Vom Netzwerk:
verstehen suchten.
    Adam nutzte die Situation und heizte die Stimmung gegen Schiller-Herdern auf:
    »Wer ständig die Unwahrheit predigt, ist selbst ein Ketzer und gehört auf den Scheiterhaufen!« brüllte er in das Kirchengewölbe.
    Wie von Geisterhand gelenkt, sprangen wir alle auf. Ich sah, wie Leoman sich auf Adam warf und ihn zu Boden drückte! Ein apokalyptisches Kreischen hob an, als ob wilde Tiere unter der Menge wüten würden.
    Reisländer war dazugestürzt und ließ das sich wälzende Knäuel zu seinen Füßen durch die Wachen trennen.
    Ich benötigte einige Minuten, um zu begreifen, was vorgefallen war. Adam Dreyling hatte natürlich den Schwachpunkt der Beweisführung des Anklägers erkannt. Bewundernswert war aber, daß er ihn überhaupt ausmachte. Er selbst hatte sich erfolgreich gegen einen Übertritt sowohl zu den Protestanten, als auch zu den Puritanern widersetzt. Im ganzen war seine Mission in Mayfield zu wichtig gewesen, als daß man ihn mit der Entscheidung drangsalieren wollte, sich endlich zwischen Rom oder Canterbury zu entscheiden. Elizabeth war und ist nach wie vor Königin von England, doch Adam Dreyling diente in Wirklichkeit nur einem, und das war Sir Francis Walsingham. Schiller-Herdern und jedermann auf der Empore wußte das. Die hervortretende Schwäche des Anklägers war bedingt durch die Notwendigkeit der Verstellung, die ihn immer mehr ins Halbdunkel der Heuchelei drückten. Sie knebelten seine Stärken mehr, als wir es vorher ahnen konnten. Die Verschwiegenheit eines Beichtvaters, gepaart mit dem Wesen eines aggressiven Anklägers vertrugen sich in ihm nicht besonders.
    Noch wogten die Gefühle hin und her, als die knallende Keilhaue des Bergrichters darauf aufmerksam machte, daß die Verhandlung fortgeführt wurde. Reisländer erhob sich:
    »Der Ankläger Leoman von Schiller-Herdern wird wegen des stattgefundenen körperlichen Angriffs auf den Angeklagten von seinen Pflichten als Ankläger des Berggerichts im Fall Dreyling entbunden!«
    In den Reihen der Westempore saßen mit einem Schlage erstarrte Leiber mit aufgesetzten grauen Gesichtern. Eine einzige Ausnahme gab es: Messer Zenon Querini schmunzelte genüßlich vor sich hin.
    Leoman versuchte, sich Gehör zu verschaffen:
    »Dreyling sah zu, als der heilige Märtyrer Anthony Babington hingemetzelt wurde …!«
    Doch Reisländers Stimme dröhnte über ihn hinweg:
    »Die Verhandlung wird für eine Stunde unterbrochen. Die Geschworenen werden zur Beratung in die Sakristei befohlen!«
    Im gleichen Moment schlug die Löffler-Glocke Mittag.

12
Die unüberwindliche Armada

    Ärmelkanal
1588



Freitag,
der 19. Juli
    Die Leidenschaft für das Spiel kann man sehen, auch ohne scharf zu beobachten. Die Anhöhe, von der aus man den Sund von Plymouth überblicken kann, trägt bestens dazu bei, die Spielsucht zu befriedigen. Kapitäne und Offiziere in großer Anzahl werfen ihre Schatten über das saftige Grün. Admiralshügel, Kommandantenhügel, Piratenhügel, sogar als Hügel des Müßiggangs könnte man ihn zu dieser Stunde mißverstehen, wenn nicht die Gesichter der Männer dagegen sprechen würden.
    Die Zeit vor dem Mittagessen wollen Lordadmiral Howard of Effingham und Vizeadmiral Drake, zusammen mit den Kapitänen und Offizieren der Flotte, mit einer Runde Bowls ausfüllen, um ihren Ärger gegenüber dem Wetter und der mangelnden Zufuhr von Proviant wenigstens für zwei oder drei Stunden zu vergessen – jenes dauerhafte Ärgernis, an dem alles zu scheitern droht und das bis zur Stunde immer noch nicht befriedigend gelöst ist. Wer also von den edlen Herren eine Holzkugel besitzt, kann dabei mitmachen – und vergessen.
    Vor gut drei Wochen, als ich auf die A RK R OYAL befohlen wurde und mit 90 weiteren Schiffen zwischen Irland und den Scilly-Inseln kreuzte, um sämtliche Zufahrten nach England, Irland und Schottland vor der anlaufenden spanischen Armada zu decken, ließ das Ausbleiben der erwarteten Proviantschiffe den Lordadmiral vor Wut regelrecht schäumen. Als sie dann endlich eintrafen, kam mit ihnen auch die heißersehnte Ermächtigung der Königin, die Armada sofort in ihren eigenen Gewässern und damit weit entfernt von Englands Küsten anzugreifen. Unsere Flotte nahm Kurs auf La Coruña, wo sich ein Großteil der von einem schweren Sturm zerstreuten Armada angeblich wieder sammelte. Der Erfolg von Cadiz, ein Jahr zuvor, schien wiederholbar!
    Doch rund fünf Tage später waren wir statt in La Coruña wieder im Sund von

Weitere Kostenlose Bücher