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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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auf Englands Seite und an der Seite unserer Königin!«
    Beifall begleiten seine Schlußworte.
    Kaum ist das Klatschen verklungen, macht sich in der Runde Beklemmung breit.
    Die Sanduhr auf dem Tisch, der heraufgetragen wurde und auf dem einige Weinkrüge und Brotkörbe stehen, wird soeben zum zweiten Male umgedreht. In diesem Augenblick tauchen drei Köpfe auf. Der in der Mitte ist ergraut. Kapitän Fleming hat den Plymouth Hoe befehlsgemäß erklommen. Mit einer tiefen Verbeugung kommt er sofort zur Sache:
    »Mylord«, keucht der alte Kapitän, noch außer Atem, »es gereicht mir zur Ehre, Euch die Botschaft übermitteln zu dürfen, daß ich gegen sechs Uhr morgens in der Nähe der Scilly-Insel eine mächtige Ansammlung spanischer Kriegsschiffe gesichtet habe.«
    »Wie viele habt Ihr ausmachen können?«
    »Es waren mehr als 60! Und glaubt mir, sie haben mir kalte Schauer über den Rücken gejagt. Eine solche Armada hat kein Auge je gesehen!«
    Der Lordadmiral zeigt sich ungeduldig: »Wie habt Ihr sie bemerkt?«
    »Ich kreuzte den Kanal in Richtung Norden durch, als ich die ungeheure Ansammlung von Kampfschiffen sah. Sie trieben mit gestrichenen Segeln, als ob sie auf etwas warten würden!«
    »Seid Ihr Euch sicher?« stieß Drake hervor.
    »Ganz sicher. Offenbar waren sie dabei, sich zu sammeln. Die Segel der großen Schiffe waren unverkennbar gestrichen.«
    »Das ist die schönste Nachricht, Kapitän Fleming, die Ihr uns bringen konntet!« antwortet Cumberland voll gespielter Freude.
    »Schön oder nicht schön«, ruft Howard dazwischen. »Auf jeden Fall ist es sehr zu unserem Vorteil. Die Zeit ist damit gewonnen, auf die wir gehofft hatten. Es besteht nun keine akute Gefahr mehr, daß unsere Flotte im Hafen angegriffen werden kann. Euer Beispiel von Cadiz, Sir Francis, macht Gott sei Dank keine Schule.«
    »Die Dons sind ein unversiegbarer Quell von Dummheit und Unentschlossenheit. Sie dürfen so weitermachen«, antwortet Drake höhnisch und greift sich erneut eine Holzkugel.
    »Großer Gott, Lord Howard! Laßt die Schiffe sofort aus dem Sund heraussegeln«, gerät Fleming in helle Aufregung. Fleming gilt im Reigen seiner Freunde als äußerst erfahrener, harter und besonnener Seemann, doch in diesem Moment scheint ihn seine Besonnenheit im Stich zu lassen.
    Howard nimmt ihn beruhigend bei der Schulter:
    »Wir sind in einer mißlichen Lage. Flut und Südwest geben uns, wie Ihr wißt, wenig Aussicht auf Erfolg, sollten wir jetzt sofort mit dem Manöver beginnen. Die Männer werden ihre Kräfte heute nacht so oder so voll einsetzen müssen. Nicht in der Takelage, auf den Duchten der Beiboote werden sie gefordert sein – bis zum Umfallen.«
    Mit einem Kopfnicken beugt sich Fleming den Tatsachen.
    »Laßt uns zu unseren Mannschaften gehen«, schlägt Frobisher vor.
    »Ach was, Martin, sei kein Hasenfuß!« blafft ihn Drake an. »Wir haben genug Zeit, das Spiel zu beenden und danach die Spanier zu schlagen!«
    Der Lordadmiral sieht stumm mit verkniffenen Augen über den Sund, macht kehrt und holt sich seine Kugel aus dem Gras, nahe dem Pflock.

Samstag,
der 20. Juli
    Der Ruf des Lotgasten in den Rüsten verrät mir, daß die Wassertiefe wieder abnimmt. Kurz darauf kommt die Meldung von Lieutenant Preston:
    »Ram Head!«
    Die zwei Worte des Lieutenants markierten den Abschnitt einer beispiellosen seemännischen Leistung, die die gesamte Flotte in den letzten neun Stunden vollbracht hatte. Bis zum Zusammenbrechen haben die Männer gegen den steifen Südwestwind die königlichen Galeonen, einschließlich der schwersten und bestbestückten Kauffahrer, zuerst aus dem Catwater und danach aus dem Sund herausgerudert – die feuerstärksten vier großen Galeonen von 800 bis 1000 Tonnen, sieben mittelgroße Galeonen von 400 bis 600 Tonnen und drei weitere von 300 bis 400 Tonnen. Die Rümpfe und Masten der großen Schiffe boten dem Wind zuviel Angriffsfläche, so daß wir neben langen, regelrecht stehenden Phasen, nur im Schneckentempo vorwärts kamen. In der Leeseite von Ram Head, wo die meisten Schiffe der Flotte gegen vier Uhr morgens erneut die Anker warfen, sanken die Männer völlig erschöpft und ausgepumpt über ihren Riemenholmen zusammen.
    Der größte Teil der Flotte lag noch am Abend des gleichen Tages bei Ram Head versammelt. Der Rest der Flotte, vor allem die kleineren Schiffe kamen über den Tag verteilt aus dem Sund heraus, so daß ich nun gegen Abend insgesamt etwa 80 Schiffe zählen konnte.
    Zur späten

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