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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Stunde traf gleichzeitig Robert Holland mit seiner Pinasse D IAMOND OF D ARTMOUTH ein und meldete, daß er die Armada in Sichtweite des Kap Lizard gesehen habe. Das waren noch gut 50 Seemeilen, was den Lordadmiral sofort veranlaßte, die Segel setzen zu lassen. Plymouth sollte nicht mehr gedeckt werden.
    Howard und die Kapitäne des Devonshire-Clans beschlossen, Zeit und Ort des Angriffs gegen die Armada selbst zu wählen. Die Flotte teilte sich, um sicherzustellen, daß zumindest ein Geschwader die Luvstellung erlangte. Drake erhielt Befehl, unterhalb der Küste nach Westen zu kreuzen. Mit der R EVENGE an der Spitze wählten seine elf schnellen Galeonen damit den schwierigeren Kurs. Howard mit gut 60 Schiffen ließ hoch am Wind die kleine Felsgruppe Eddystone anpeilen. Die Vereinigung der Flotte sollte nur in Luvposition erfolgen!
    Admiral Howard betritt zur frühen Nachmittagsstunde erneut das Achterdeck, prüft das trübe Wetter, aus dessen Dunst spärlich Regen fällt, und blickt die Masten hoch:
    »Master Gray, brassen Sie das Großmarssegel voll, wir laufen weiter hart nach Süden.«
    Howard mit seiner mächtigen Nase, die durch sein ernstes Gesicht wie aus Stein gemeißelt wirkt, mustert erneut die Segelstellung der A RK R OYAL . Er trägt heute ein ungewöhnlich reich besticktes Beinkleid, das seine strammen Waden gut zur Geltung bringt. Das feine Tuch von Weste und Umhang verleiht dem großgewachsenen Mann eine Ausstrahlung, die einem Monarchen zur Ehre gereicht. Trotz seiner über 50 Jahre hat er sich eine schlanke, feste Figur bewahrt, die er durch Jagd und Reiten straff hält. George Fenner erzählte mir, daß er ein erfolgreicher Turnierreiter ist und daß er es außerdem verstanden hat, seine Kinder geschickt zu verheiraten, so daß nun die wichtigsten Leute im Dunstkreis der Krone mit Howard verwandt oder verschwägert sind. Obwohl Drake stillhält, so berichtete er weiter, zeigte der sich lange kratzig, daß die Neuernennung des Lordadmirals vor drei Jahren und die damit verbundenen reichen und persönlichen Vorrechte nicht ihm, sondern Howard zugefallen waren. Zu gern hätte er die Aufsicht über die königliche Marine, über die Gerichtshöfe der Admiralität, über Prisengut und vor allem über die Ausgabe von Freibeuterbriefen erlangen wollen. »Prisen wären seine einzige Welt geworden!« kennzeichnete Fenner treffend Drakes verpaßte Chance.
    Howard verkörpert ohne Zweifel wesentlich glaubwürdiger den Titel Oberster Stellvertreter, Oberkommandierender und Befehlshaber der gesamten Flotte und Armee auf See. Außerdem liegen die weitreichenden Vollmachten über das Betreten, Erobern, Berauben und Untertan-zu-Machen bei ihm in verantwortungsvolleren Händen als bei Drake.
    Der Wind bläst leicht aus Westen und zerreißt für einen kurzen Augenblick den Dunstschleier.
    »Schiffe quer ab! Kurs Südwesten!« brüllen die drei Posten fast gleichzeitig aus ihren Krähennestern. Schnell entere ich in die Wanten. Tatsächlich! Für einen Augenblick erfasse ich eine riesige Ansammlung von Schiffen, die sich in der Ferne wie eine braune dunkle Wand westwärts erstreckt.
    »Lieutenant Preston, laßt noch höher an den Wind gehen. Kurs Südwest!« befiehlt der Lordadmiral.
    Die in drei Reihen hinter dem Flaggschiff segelnden Galeonen, mit dem Rudel der restlichen Schiffe im Schlepp, folgen dem Manöver.
    »Den Vorteil von Raum, Ort und Zeit werden wir ihnen in spätestens zwei Stunden abgenommen haben! Sie haben die kostbare Zeit ihres Vorteils gründlich verplempert. Ich danke meinem Gegenspieler, dem Herzog von Medina Sidonia für dieses Geschenk.« Mit großen Schritten eilt Howard an die Schottreling und befiehlt erneut: »Lieutenant Preston. Ich möchte die Offiziere an Deck sprechen!«
    Kurz darauf stehen wir versammelt auf dem Achterdeck.
    »Ich habe Euch kommen lassen«, beginnt der Lordadmiral mit erhobener Stimme, »um Euch die Taktik der kommenden Nacht mitzuteilen. Die Unentschlossenheit der Spanier war bis jetzt für uns ein Geschenk. Die Pinassen S PEEDWELL , D ELIGHT , C HANCE , M AKESHIFT und N IGHTINGALE werden laufend die Position der Spanier abtasten, damit wir möglichst unbemerkt ihren Südflügel umsegeln können, ohne einen einzigen Schuß abgeben zu müssen. Sie werden ständig an- und ablaufen, um uns den Kurs der Armada mitzuteilen. Sir Francis Drake verfolgt die gleiche Taktik und wird versuchen, ihren Nordflügel zu umsegeln. Unser Ziel ist es, den Spaniern spätestens in den

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