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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Pulver und Eisen!«
    »Und jetzt kostet dieser Geiz uns und England Kopf und Kragen!« platzt Cumberland heraus.
    »Es hilft wenig, die Versäumnisse der Vergangenheit zu beklagen. Das bringt uns hier und jetzt nicht weiter!« beendet Howard of Effingham unsere Diskussion. »Hier und jetzt haben wir zwei Probleme zu lösen: Erstens, wie kommen wir mit dem Pulver aus, das wir haben? Oder anders gefragt: Könnten wir eine Abwehrschlacht vor Portsmouth durchhalten? Sir Adam?«
    »Wenn die ehrenwerten Herrn Kapitäne«, fährt Samuel Clerke dazwischen, noch ehe sonst jemand den Mund aufmachen kann, »genauso wild drauflosballern wie vor Plymouth, dann sind in zwei Stunden die Magazine leer!«
    Der Lordadmiral wendet sich an mich:
    »Sir Adam, wie seht Ihr nach Eurem Besuch auf der R OSARIO die Situation der Spanier hinsichtlich Kugeln und Pulver?«
    »Ich bin mit meinen Berechnungen noch nicht fertig …«
    »Ihr werdet sie im Laufe des heutigen Tages vervollständigen und mir am Abend vorlegen«, unterbricht mich Howard.
    »… doch auf jeden Fall erheblich besser als bei uns. Ein guter Teil des Pulvers, soviel kann ich bereits jetzt sagen, ist Feinpulver für die Arkebusen und für Kanonen unbrauchbar. Doch da die Spanier auch Pulver und Kugeln für die Invasion Englands an Bord haben, rechne ich mit weitaus größeren Mengen als der unsrigen.«
    »Dann wird an alle Schiffe unserer Flotte der strikte Befehl ergehen«, wendet sich der Lordadmiral an die versammelten Kapitäne, »daß unsererseits eisern mit Munition gespart wird, während wir gleichzeitig versuchen werden, die Spanier zum Schießen zu provozieren. Mag der Feind noch so viel Munition an Bord haben, da die Armada über keinen Nachschub verfügt, werden auch ihre Magazine mit jedem Schuß leerer und irgendwann völlig leer sein. Nun zum zweiten Punkt.« Der Lordadmiral wendet sich an Martin Frobisher. »Wie lange müßten wir durchhalten, bis der Ebbstrom, der die Spanier nach Portsmouth hineinsaugt, wieder kentert?«
    »Von etwa 7 Uhr morgens bis Mittag.«
    »Dann haben wir, selbst bei sparsamstem Verbrauch, keine Chance«, stellt Howard fest.
    »Selbst dann wohl nicht«, fragt Frobisher bissig, »wenn wir die R EVENGE und die Schiffe der besonderen Freunde von Sir Francis in die erste Linie legen? Es geht doch das Gerücht, daß sich ein paar zusätzliche Kugeln und Pfand Pulver von der R OSARIO auf ihre Schiffe verirrt haben …«
    Ich sehe, wie Drake wütend die Fäuste ballt.
    »Wenn wir vor Portsmouth kämpfen müssen, dann werden wir wohl Manns genug sein, Schiff gegen Schiff, Mann gegen Mann England zu schützen!«
    »Und genau das tun, was sich die Dons wünschen?« fällt Edward Fenton von der M ARY R OSE ein.
    »Sir Francis hat offenbar vergessen, daß es sich dabei nicht um den glorreichen Beutezug gegen eine schwimmende Jauchegrube handelt!« bemerkt George Clifford spitz.
    »Aber wenn wir Portsmouth verlieren …«, ereifert sich Sir Robert Southwell von der E LIZABETH J ONAS entsetzt.
    »Wer sagt denn da, daß wir Portsmouth verlieren müssen?« knarrt Martin Frobisher dazwischen.
    »Was schlagt Ihr vor?«
    »Wir sorgen ganz einfach dafür, daß die Dons mit den richtigen Gezeiten am Solent vorübergespült werden.«
    »Und wie soll das funktionieren?« fragt Fenner. »Leider gehorchen die Gezeiten noch nicht Ihrer Majestät, der Königin von England …«
    »Es genügt völlig, wenn die Armada nicht gegen Mittag, sondern vier oder fünf Stunden später wieder ihre Fahrt nach Osten aufnimmt«, erklärt Frobisher trocken.
    »Und wie und wo?« erkundigt sich Thomas Howard.
    Frobishers dicklicher Finger tippt auf die Karte:
    »Hier vor Portland Bill. Man muß für Medina Sidonia an dieser Stelle einen schönen, fetten Köder auslegen, so daß er einfach danach schnappen muß.«

    Wie eine schartige Klinge ragt die Isle of Portland in die See hinaus, nur von einem schmalen Streifen mit dem Land verbunden. Während sich auf ihrer Ostflanke die von Wirbeln und Strudeln durchsetzte Weymouth Bay befindet, zieht sich an ihrer Westseite eine meilenlange Nehrung nach Nordwesten Richtung Bridport.
    Der Sonnenaufgang findet unsere Flotte in beträchtlicher Unordnung wenige Meilen vor Portland Bill, der südlichen Inselspitze. Von geschlossenen Geschwadern keine Spur. Auch von keiner einheitlichen Richtung und schon gar nichts von Kampfesbereitschaft. Das einzige, was sich abzeichnet, ist offensichtliche Angst und Hilflosigkeit und ein allgemeiner

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