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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Drake ist ihnen mit ein paar anderen Schiffen seines Geschwaders entgegengesegelt, und schon wenige Minuten später beginnt die R EVENGE , sich mit der S AN J UAN DE P ORTUGAL ein heftiges Artillerieduell zu liefern.
    »Wenn Sir Francis so weiterfeuert, dann hat er in einer halben Stunde nicht eine Kugel mehr in den Magazinen!« stellt Thomas Vavasour beunruhigt fest.
    »Es sei denn, Kapitän Frobisher hatte mit seinen Andeutungen recht«, wirft Samuel Clerke, der zu uns getreten ist, ärgerlich ein, »und Sir Francis hat sich tatsächlich eine geheime Extraration Pulver und Eisen von der R OSARIO gesichert, ehe die Bestände des Schiffes offiziell verteilt wurden!«
    Ich kehre an den Kajütentisch mit meinen Zahlenkolonnen zurück und mache mich erneut an die Arbeit.

    Das Aufbrüllen unserer gesamten Steuerbordbatterie reißt mich aus meinen Berechnungen, der Rückstoß der Geschütze läßt die A RK R OYAL SO stark nach Feuerlee rollen, daß Tintenfaß, Streusandbüchse und Papiere über den Kartentisch nach steuerbord schliddern, wo sie erst von der dort angenagelten Leiste aufgefangen werden – selbst mein Stuhl gerät ins Rutschen. Ich springe hoch, reiße die Kajütentüre auf, eile an Deck.
    Keine hundert Yards neben uns liegt das Flaggschiff des spanischen Oberkommandierenden, die S AN M ARTÍN , und dahinter 16 seiner anderen großen Schiffe. Mit einem einzelnen Kanonenschuß und dem Herabfieren der Marssegel lad uns der Herzog von Medina Sidonia ein zum ritterlichen Zweikampf Bordwand an Bordwand.
    Doch uns steht der Sinn nicht nach Ritterlichkeit.
    »Pumpt sie mit Eisen voll!« höre ich den Lordadmiral rufen. »Und haltet den Abstand!«
    Wieder brüllen unsere Kanonen, lassen die A RK vom Kiel bis zum Flaggenknopf erbeben, so daß ich mit einem schnellen Griff nach der Reling meinen Stand sichern muß.
    Die A RK R OYAL an der Spitze, und hinter ihr unsere anderen Schiffe, rauschen wir an der S AN M ARTÍN vorbei, beharken sie mit unseren Breitseiten. Für über eine Stunde versinken wir in dickem Pulverdampf, ständig erhellt von den Blitzen der Mündungsfeuer, dem pausenlosen Donnern und Krachen der Geschütze. Nervös zähle ich die Schüsse, sehe vor meinem geistigen Auge die immer leerer werdenden Pulver- und Kugelmagazine. Doch die S AN M ARTÍN ist es wert. Wenn das Flaggschiff der Armada sinkt, der spanische Herzog fällt …
    »Sie ist weg! Sie ist weg!« schreit ein Ausguck aus der Bramsaling herunter.
    »Wer ist weg?«
    »Die Flagge! Die Königsflagge auf der S AN M ARTÍN !«
    Die Augen Lord Howards leuchten auf bei dieser Nachricht. Die Flagge – vom päpstlichen Nuntius in der Kathedrale von Lissabon feierlich für den »Kreuzzug« geweiht -, auf der die englischen Löwen und Lilien als Besitzanspruch Philipps von Spanien bereits integriert waren, ist von einem unserer Schiffe heruntergeschossen worden, treibt nun irgendwo als zerissener Lappen in den Wellen.
    Ich habe Lord Howard nie lachen sehen, jetzt lacht er aus vollem Hals, schlägt mir und den Umstehenden begeistert auf die Schultern.
    »Die Flagge ist weg!« brüllt er über die Decks der A RK R OYAL . »Die Flagge ist weg, und die Armada wird ihr folgen!«

    Gegen drei Uhr am Nachmittag ist der Kanonendonner verklungen. Die Magazine der A RK R OYAL und unserer anderen Schiffe sind so beängstigend geleert, daß Lord Howard den Kampf abbricht, denn auch die Spanier haben sich müde geschossen.
    Wieder zu ihrem unangreifbaren Halbmond geformt, hat sich die Armada erneut auf Ostkurs begeben. In vier Geschwadern unter dem Befehl von Drake, Hawkins, Frobisher und dem Lordadmiral selbst, segeln wir hinter ihnen her. Nur die kleinen, schnellen Flachdecker, die Lieblinge Matthew Bakers, prellen immer wieder an den Flanken der mächtigen Sichel vor, provozieren oft mit nur zwei, drei Schüssen aus den eigenen Rohren wilde Kanonaden bei den Spaniern, die tüchtig an den Pulver- und Kugelbeständen des Feindes nagen.
    Als sich am späten Nachmittag die Kapitänsrunde auf der A RK R OYAL versammelt, faßt Howard zunächst das Ergebnis des Tages zusammen:
    »Mylords, Sirs, Gentlemen, ich danke Euch für die hervorragenden Leistungen am heutigen Tag! Unser heutiges Kampfziel wurde voll erreicht. Insbesondere ist Kapitän Frobisher zu danken, dessen hervorragender Plan die Weiterfahrt der Armada genau um jene Zeitspanne von sechs Stunden verzögert hat, die die Spanier mit der Flut morgen früh an Portsmouth vorüberspülen wird. Des weiteren

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