Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)
Magazinen und nach der Vereinigung mit Seymours Geschwader auf der Höhe von Dover sind die Voraussetzungen für die Vernichtung der La Felicissima endgütig geschaffen.«
»Calais …«, murmele ich vor mich hin und schätze die Tage.
»Ja, Calais!« greift Howard meinen Einwurf auf. »Und zwar, bevor sich Parma anschickt, nur ein einziges Boot aus der Scheide oder sonstwo herauszubringen!«
»Und wenn sie nach Antwerpen einlaufen?«
»Das wäre in der Tat der einzige Hafen, der auch Urkas, Karacken und Galeonen von der Größe der Armadaschiffe aufnehmen könnte. Allein, die in den Niederlanden rebellierenden Wassergeusen werden dies unterbinden, wie sie ebenfalls verhindern werden, daß Parma Boote herausbringen kann. Im übrigen sind die flämischen Sandbänke unsere besten Verbündeten. Das Tiefwasser beginnt etwa elf Seemeilen vor der Küste und liegt doch für Parma so unerreichbar weit weg wie der neue Kontinent Amerika. Medina bleibt nur die Wahl, vor Anker zu gehen. Doch damit wird ihre Position aufgrund der Gezeitenströme und Gegenströme an dieser Stelle auf Dauer unhaltbar sein. Ein einziger Sturm, und wir sehen die komplette Armada hier …«, sein Finger fährt die Küstenlinie von Calais, Gravelines, Dünkirchen bis Nieuwport entlang, »… auf den Sandbänken von Gravelines liegen, wenn wir sie nicht schon vorher selbst dort hinaufjagen werden.« Versonnen blickt er in die brennenden Kerzen. »Außerdem wäre dies für uns eine einmalige Gelegenheit …«
»Und wenn sie an Calais vorbeisegeln?«
»Dann gibt es kein Zurück mehr! Die Strömung gestattet ihnen in der gleichen Formation keinen geordneten Rückzug. Sollten sie es versuchen, wäre dies zu unserem Vorteil. Wir könnten sie einzeln erwischen und vernichten. Doch wenn wir schon dabei sind, habt Ihr einen besseren Gedanken, der als Werkzeug dienen könnte, den Halbmond des Feindes aufzubrechen?«
»Keinen Gedanken, Mylord, sondern eine handfeste Vorstellung. Mit einem heftigen Artilleriefeuer über einen Wasserkorridor, der unter 200 Yard liegen muß, und mit Pulver und Kugeln, die über einen ganzen Tag ausreichen, wird er auseinanderbrechen!«
Prüfend sieht er mich für einige Sekunden an. Dann sagt er mit freundlicher Stimme:
»Macht Euch fertig. In einer Stunde wird die D ISDAIN Euch nach Brighton bringen.«
Im gleichen Moment, als ich mich zur Tür wende, um die Admiralskajüte zu verlassen, stoppt er mich mit:
»Habt Ihr Euch nicht auch geirrt? Wart Ihr nicht auch der Auffassung, daß die spanischen Admirale Kanonen verachten würden? Was hat, Eurer Meinung nach, König Philipp veranlaßt, diese Aufstockung der Ausrüstung in letzter Minute einzuleiten? War es die Macht der englischen Schiffsartillerie, von der er im voraus soviel gehört hatte?«
»Ja, ich habe mich insofern geirrt, als ich die Aufstockung nicht vorausgesehen habe. Die spanischen Admirale haben die Kanone wohl verachtet, doch sie haben aufgehört, sie zu verachten, vor allem, seit ihre Armada im Kanal schwimmt. Dennoch ist es ein glücklicher Umstand für England, daß sie nicht in der Lage waren, ihre Schiffe, ihre Batterien und ihre Geschützbedienungen so zu verbessern, wie sie dies bei der Menge an Kanonenpulver und bei der Anzahl der Kugeln gemacht haben!«
Die kurze Aufhellung von Howards Gesichtszügen ist für mich gleichzeitig die Bestätigung, daß er meine Einschätzung mitträgt:
»Unternehmt alles an Land, denn jeder Obolus an Pulver und Kugeln führt unweigerlich dazu, daß die nächste Schlacht in einem Sieg, in unserem Sieg enden wird! Beeilt Euch, der Wind droht einzuschlafen!«
Mittwoch,
der 24. Juli
Zuerst dachte ich, die Trommelsignale würden zur Ankunft der Admiralspinasse geschlagen, mit der wir an der Holzpier von Brigthelmstone anlegen. Doch es sind die Trommeln der Miliz von Brighton. Der Aufmarsch soll der Ermunterung der unentschlossenen Gaffer dienen, auf daß sie der Mut überfalle und sie sich endlich den trainierten Banden anschließen. Voran mehrere Dreierreihen von Arkebusieren, dahinter zwei Trommler, die einen schrillen Pfeifer in ihrer Mitte dulden, danach wieder Dreierreihen mit Arkebusieren, dahinter Pikeniere und Hellebardiere.
»Kauft, Leute, kauft! Das Königreich braucht richtige Männer wie Euch. Pikeniere und Hellebardiere braucht Sussex. Arkebusier ist heute schon ein jeder, doch Mann gegen Mann …, das ist noch ein wahres, wenn auch seltenes Vergnügen. O ja, da kann ein jeder das Blut noch aus der
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