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Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition)

Titel: Der Meister des Siebten Siegels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes K. Soyener , Wolfram zu Mondfeld
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Nähe spritzen sehen. Vertraut der Eisenkunst aus dem Weald und Ihr werdet nur das Blut der Dons spritzen sehen. Schützt Eure Frauen und Kinder …!« tönt es von der anderen Seite des Platzes. Die Menschen interessiert der Marktschreier sichtlich mehr als der Vorbeimarsch der traurigen Gestalten.
    »Das sehen wir uns an!« meint Clerke und schreitet zu dem Haufen hinüber. Newton, Cary und ich folgen ihm. Die kräftige Stimme des Marktschreiers ist in der Tat anlockend. Beim Näherkommen sehe ich auf einem Podest eine junge Frau im Rhythmus eines Tamburins mit ihren Hüften wippen. Allerdings hat die Nabelgegend einen Umfang von mehr als drei Yard, doch sie schwingt das Menschenfleisch so elegant, daß es trotz der gewaltigen Fülle anziehend wirkt.
    »… seht meine Elizabeth!« Ein Gejohle geht durch den Haufen »Rund und schnuckelig, das beste Spanferkel in Sussex. Meine Elizabeth!« Das Tamburin rasselt im schnellen Takt.
    »Elizabeth! Mein Eigentum, Leute! Yeaaah! … Schwing die Hufe, Elizabeth!«
    Eng hintereinander stehend, wiegen sie die Hüften zum Schellenklang. Der schattengleiche Tanz auf dem Podest läßt vermuten, daß sie ihn schon vor ewigen Zeiten einstudiert haben. »Kein Spanier wird dich schlachten und rösten«, säuselt er ihr in das Ohr. »Denn nur das Schwein wird zum Schnitzel … Yeaaaaaaah! Heh! Und warum? Heh, Ihr dort! Warum wohl? Warum?«
    »Weil das Schwein keine Hellebarde hat!« brülle ich zurück. Die Menge johlt.
    »Der edle Herr hat recht, Leute, auch wenn er keiner von uns ist. Genau deswegen. Die Spanier sind ganz wild auf das Schlachten. Und ganz besonders wild auf Spanferkel. Jeder von Euch hat doch sein Spanferkel zu Hause. Mancher vielleicht auch zwei und mehr! Der braucht dann mindestens zwei Piken von mir. Denkt an die Spanier! Schlachten tun sie überall, sobald sie ihren Fuß zur Eroberung an Land setzen. Auf Hispaniola haben sie die Frauen am Spieß gebraten, bevor sie die besten Teile verzehrt haben. Kauft, Leute, kauft. Verteidigt das, was Ihr am liebsten mögt – Eure knusprigen Spanferkelchen! Sie gehören nur Euch. Laßt sie Euch nicht nehmen!«
    Geschickt greift er hinter sich eine Hellebarde.
    »Das ist die Waffe, vor der sich die Spanier fürchten. Damit haltet Ihr sie Euch einige Yards sicher vom Leib.«
    Pfeilschnell senkt er sie und richtet sie im Halbkreis schwingend auf Männer und Frauen, so daß diese ängstlich zurückweichen.
    »Yeaaah! So weichen auch die Spanier zurück! Das, was die Hidalgos dort draußen Tag und Nacht auf ihren Schiffen auch üben mögen, egal, es wird immer zu kurz sein, denn unsere Hau- und Stichwaffen sind mindestens immer ein Yard länger! Dazu die Härte und Schärfe des Eisens. Gegossen und geschmiedet in Orten des Weald – unserer Heimat! Auch die Richteraxt, mit der Maria Stuarts Kopf abgeschlagen wurde, kam aus dem Weald. Egal, ob Spanier oder Verräterin, ob Katholik, Teufel oder Ungeheuer, jawohl! Der Kopf wird ihnen runter gehauen, jedoch so sauber, daß Ihr die Blutgefäße und das Rohr, durch das das Bier rinnt und der Fisch runterrutscht, noch genau erkennen könnt. Und auch das Gurgelzapferl werdet Ihr genauer betrachten können. Denkt daran, mit jedem toten Hidalgo rettet Ihr ein englisches Spanferkelchen. Das wird die Bestie im Escorial noch einsamer machen als je zuvor. Denn damals, als Philipp noch ein kleiner Junge war, hat ihm seine Mutter Isabella Eselsfleisch um den Hals gehängt, damit wenigstens die Hunde mit ihm spielen! Yeaaaaaaah!
    Los, Leute, nehmt die Hellebarde, raus mit dem Shilling und dem Benny, sie verfaulen Euch sonst nur am Leib, und merkt Euch: Eine Sau, die Angst vorm Schlachter hat, wird nie zum Schnitzel. Los, kauft! Ich habe für ein Pfund geredet, doch Euch kostet s nur den Shilling. Sechs Shilling kostet ein Stück, fünf verlange ich nur. Wenn Ihr nur vier habt, so greift dem Nachbarn einfach in das Wams. Hauptsache ist, das Geld kommt bei mir an. Yeaaaah!«
    Der Waffenhändler hat es geschafft, er macht ein gutes Geschäft. Mindestens 30 Hellebarden und Piken werden ihm abgenommen.
    Plötzlich dröhnt hinter uns ein Trommelwirbel. Ein Mann tritt vor die Milizen hin und will scheinbar eine Ansprache halten.
    Clerke kommt an meine rechte Seite:
    »Das ist Lieutenant Sir Thomas Palmer of Angmering.«
    »Besser hätten wir es nicht erwischen können! Sagt ihm, daß wir ihn sofort sprechen müssen.«
    »Männer und Frauen von Sussex! Die Grafschaft darf nicht in den Verdacht geraten,

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