Der Meister und Margarita
pustete auf die Seite des Hausbuches. "Weg! Und wollen Sie bitte bemerken, er hat niemals drin gestanden. Wenn sich der Hauswirt wundert, dann sagen Sie ihm, daß er den Aloisi nur geträumt hat. Mogarytsch? Was für ein Mogarytsch? Einen Mogarytsch hat's hier nie gegeben!" Das verschnürte Buch verschwand aus Korowjews Hand. "Es liegt schon wieder beim Hauswirt im Tischkasten."
"Sie haben ganz recht", sagte der Meister, beeindruckt von Korowjews saÜberer Arbeit, "kein Dokument, kein Mensch. Also bin ich auch keiner, denn ich habe keinen Ausweis." "Ich bitte um Entschuldigung", rief Korowjew, "das ist eine Halluzination, hier ist Ihr Ausweis." Er reichte dem Meister das Dokument. Dann verdrehte er die Augen und flüsterte Margarita süßlich zu: "Und dies sind Ihre Sachen, Margarita Nikolajewna."
Korowjew gab Margarita das Heft mit den angekohlten Rändern, die getrocknete Rose, die Fotografie und besonders sorgsam das Sparkassenbuch.
"Zehntausend Rubel, die Sie einzuzahlen geruhten, Margarita Nikolajewna. Wir brauchen kein fremdes Geld." "Eher sollen mir die Pfoten verdorren, als daß ich fremdes Eigentum anrühre", rief der Kater wichtigtuerisch und vollführte einen Tanz auf dem Koffer, um alle Exemplare des unglückseligen Romans hineinzuquetschen.
"Und hier ist auch Ihr Ausweis", fuhr Korowjew fort, reichte ihn Margarita und meldete dann ehrerbietig: "Das ist alles, Messere!"
"Nein, noch nicht", antwortete Voland und löste sich von dem Globus, "was für Wünsche habt Ihr, meine teUre Dorna, bezüglich Eures Gefolges? Ich persönlich bedarf seiner nicht." Da kam Natascha zur offenen Tür hereingestürzt, nackt wie sie war, schlug die Hände zusammen und schrie: "Seien Sie glücklich, Margarita Nikolajewna!" Sie nickte dem Meister zu und wandte sich wieder an Margarita: "Ich hab ja gewußt, wo Sie immer hingehen."
"Hausmädchen wissen alles", bemerkte der Kater und hob vielsagend die Pfote, "es ist ein Fehler, sie für blind zu halten."
"Was wünschst du dir, Natascha?" fragte Margarita. "Du kannst in die Villa zurückkehren."
"Herzliebste Margarita Nikolajewna", flehte Natascha und kniete nieder, "reden Sie dem Herrn doch zu" — sie schielte zu Voland hinüber —, "daß er mich Hexe bleiben läßt. Ich will nicht mehr in die Villa! Ich will keinen Ingenieur oder Techniker heiraten! Monsieur Jacques haben mir gestern auf dem Ball einen Antrag gemacht." Natascha öffnete die Faust und zeigte ein paar Goldfüchse.
Margarita warf Voland einen fragenden Blick zu. Er nickte. Da fiel Natascha Margarita um den Hals, küßte sie schallend, ließ einen Siegesschrei hören und flog zum Fenster hinaus. Statt ihrer erschien Nikolai Iwanowitsch. Er hatte sein früheres menschliches Aussehen zurückerhalten, wirkte aber sehr finster und sogar gereizt.
"Den lasse ich mit besonderem Vergnügen gehen", sagte Voland und musterte Nikolai Iwanowitsch mit Widerwillen, "mit großem Vergnügen, so sehr ist er hier überflüssig." "Ich bitte dringend, mir eine Bescheinigung auszufertigen", sagte Nikolai Iwanowitsch mit angstvollen Blicken, doch sehr hartnäckig, "aus der hervorgeht, wo ich die letzte Nacht verbracht habe."
"Zu welchem Zweck?" fragte der Kater barsch.
"Zum Zweck der Vorlage bei der Miliz und meiner Ehefrau", sagte Nikolai Iwanowitsch fest.
"Wir stellen gewöhnlich keine Bescheinigung aus", antwortete der Kater stirnrunzelnd, "aber für Sie können wir schon eine Ausnahme machen."
Ehe Nikolai Iwanowitsch sich's versah, saß die nackte Gella an der Schreibmaschine, und der Kater diktierte: "Hiermit wird bescheinigt, daß der Inhaber dieses, Nikolai Iwanowitsch, die letzte Nacht auf dem Ball beim Satan verbrachte. Er wurde als Transportmittel eingesetzt ... jetzt Klammer auf, Gella, und in Klammern schreibst du ,Eber'. Unterschrift — Behemoth."
"Und das Datum?" piepste Nikolai Iwanowitsch. "Ein Datum schreiben wir nicht, mit Datum wäre das Papier ungültig", antwortete der Kater und schwenkte das Papier. Dann holte er ein Siegel, hauchte es an und stempelte das Wort "bezahlt" aufs Papier, das er Nikolai Iwanowitsch reichte. Danach verschwand dieser spurlos, und statt seiner erschien unerwartet noch ein Mann.
"Wer ist denn das noch?" fragte Voland angewidert und schirmte sich mit der Hand gegen das Kerzenlicht. Warenucha ließ den Kopf hängen, seufzte und sagte leise: "Lassen Sie mich zurück, ich eigne mich nicht zum Vampir. Damals hab ich mit Gella den Rimski fast zu Tode geängstigt. Ich bin nicht
Weitere Kostenlose Bücher