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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Wenn sie betrogen wird, komme ich in eine schlimme Lage. Dann finde ich keine Ruhe mehr im Leben. Da kann man nichts machen, es-hat sich so ergeben." "Ah, das verstehe ich", sagte Voland.
    "So werden Sie meine Bitte erfüllen?" fragte Margarita leise. "Auf keinen Fall, teure Königin", antwortete Voland, "hier liegt nämlich ein kleines Mißverständnis vor. Jede Behörde muß sich mit ihren Angelegenheiten befassen. Ich bestreite es nicht, unsere Möglichkeiten sind ziemlich groß, viel größer, als manche Kurzsichtigen glauben ..."
    "Erheblich größer", warf der Kater ein, der es nicht lassen konnte und auf diese Möglichkeiten stolz zu sein schien. "Schweig, der Teufel soll dich holen!" rief Voland und fuhr zu Margarita fort: "Aber welchen Sinn hat es, etwas zu tun, was, wie gesagt, eine andere Behörde tun müßte? Nicht ich werde es also tun, sondern Ihr selbst." "Kann ich das denn?"
    Asasello blickte Margarita mit seinem schiefen Auge ironisch an, schüttelte unbemerkt den fuchsroten Kopf und murrte. "So handelt doch endlich, das ist ja qualvoll", murmelte Voland, drehte den Globus und vertiefte sich in ein Detail, offenbar mit ganz andern Dingen beschäftigt, während er mit Margarita sprach.
    "So ruft doch nach Frida", soufflierte Korowjew.
    "Frida!" schrie Margarita durchdringend.
    Die Tür sprang auf, die Frau kam nackt und zerzaust, aber nicht mehr betrunken, mit verzückten Augen hereingelaufen und streckte die Arme nach Margarita aus, die feierlich sagte: "Dir ist verziehen. Man wird dir das Tuch nicht mehr hinlegen." Frida stieß ein Geheul aus, stürzte zu Boden und lag wie gekreuzigt vor Margarita. Voland winkte, und Frida verschwand. "Ich danke Ihnen, leben Sie wohl", sagte Margarita und erhob sich.
    "Na, Behemoth", sagte Voland, "wir werden aus der Tat eines unpraktischen Menschen in einer festlichen Nacht keinen Nutzen ziehen." Er wandte sich Margarita zu: "Also das zählt nicht, ich habe ja noch nichts getan. Was wollt Ihr für Euch selber?" Schweigen trat ein. Korowjew brach es, indem er Margarita ins Ohr raunte:
    "Meine diamantene Donna, ich rate Euch, diesmal ein bißchen vernünftiger zu sein! Sonst könnte Euch Fortuna entwischen." "Ich wünsche mir jetzt sofort meinen Geliebten zurück, den Meister", sagte Margarita, und ein Krampf verzerrte ihr Gesicht.
    Da brach ein Windstoß ins Zimmer, daß die Kerzenflammen der Kandelaber sich flach legten, der schwere Fenstervorhang schob sich zurück, das Fenster sprang auf und gab den Blick frei auf den fernen Vollmond; es war jedoch kein morgendlicher, sondern ein mitternächtlicher Vollmond. Ein grünliches Tuch nächtlichen Lichts breitete sich vom Fensterbrett her auf den Fußboden, und darauf erschien Iwans nächtlicher Besucher, der sich Meister nannte. Er trug seine Krankenhauskleidung — Kittel und Hausschuhe — sowie das schwarze Mützchen, von dem er sich nie trennte. Sein unrasiertes Gesicht verzog sich zur Grimasse, mit irrer Angst warf er Seitenblicke auf die Kerzenflammen, der Mondlichtstrom umbrodelte ihn. Margarita erkannte ihn sofort, sie stöhnte, schlug die Hände zusammen und eilte auf ihn zu. Sie küßte ihn auf die Stirn und auf die Lippen, schmiegte sich an seine stachlige Wange, und die lange zurückgehaltenen Tränen liefen in Bächen über ihr Gesicht. Nur ein Wort brachte sie heraus, sinnlos, immer wieder: "Du ... du ... du ..."
    Der Meister schob sie von sich und sagte dumpf: "Weine nicht, Margot, und quäle mich nicht, ich bin schwerkrank." Seine Hand griff nach dem Fensterbrett, als wolle er sich hinaufschwingen und fliehen, dann starrte er die Anwesenden an und schrie: "Ich hab Angst, Margot! Schon wieder fangen die Halluzinationen an ..."
    Schluchzen würgte Margarita, und sie flüsterte, an den Worten fast erstickend:
    "Nein, nein, nein ... Fürchte nichts . . . Ich bin bei dir . . . Ich bin bei dir ..."
    Geschickt und unauffällig schob Korowjew dem Meister einen Stuhl hin, der ließ sich darauf nieder, Margarita fiel auf die Knie, schmiegte sich an den Kranken und verstummte. In ihrer Erregung bemerkte sie gar nicht, daß plötzlich ein schwarzseidener Umhang ihre Nacktheit verhüllte. Der Kranke ließ den Kopf hängen und starrte mit kranken Augen düster zu Boden.
    ,Ja", sagte Voland nach kurzem Schweigen, "den haben sie saÜber fertiggemacht." Er befahl Korowjew: "Na los, Ritter, gib diesem Mann etwas zu trinken."
    Margarita bat den Meister mit zitternder Stimme: "Trink, trink! Hast du Angst? Nein, glaub mir,

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