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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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interessante Informationen. Auf dem Moskauer Flugplatz landete, von der Krim kommend, ein sechssitziges Passagierflugzeug. Mit den anderen Passagieren stieg auch ein Mann aus, merkwürdig anzusehen. Jung, stoppelbärtig, drei Tage nicht gewaschen, hatte er entzündete und ängstliche Augen, war ohne Gepäck und etwas wunderlich gekleidet. Er trug eine Papacha, über dem Nachthemd einen Filzumhang sowie nagelneue, gerade erst gekaufte blaulederne Hausschuhe. Kaum hatte er über die Gangway das Flugzeug verlassen, da war man schon bei ihm. Man hatte ihn erwartet, und bald darauf saß der unvergeßliche Varietedirektor Stepan Bogdanowitsch Lichodejew vor den Kriminalisten. Er steuerte viel neues Material bei. Jetzt wurde klar, daß Voland sich durch Hypnotisierung Lichodejews als Artist ins Variete eingeschlichen und es dann fertiggebracht hatte, denselben Lichodejew weiß Gott wie viele Kilometer weit von Moskau wegzubefordern. Das Material hatte sich somit vervollständigt, doch die Situation war nicht leichter geworden, eher noch etwas komplizierter, denn nun war offenkundig, daß einer, der Kunststücke beherrschte wie das, dem Lichodejew zum Opfer gefallen war, nicht so einfach zu ergreifen sein würde. Lichodejew wurde übrigens auf seine Bitte in einem sicheren Raum eingeschlossen, und vor der Untersuchungsbehörde erschien Warenucha, den man soeben in seiner Wohnung festgenommen hatte, in die er nach zweitägiger geheimnisvoller Abwesenheit zurückgekehrt war.
    Obwohl der Administrator Asasello versprochen hatte, nicht mehr zu lügen, begann er mit einer Unwahrheit. Freilich sollte man dafür nicht allzu streng mit ihm ins Gericht gehen. Schließlich hatte Asasello ihm nur untersagt, per Telefon zu lügen und zu pöbeln, in diesem Falle aber sprach der Administrator, ohne sich eines solchen Gerätes zu bedienen. Flackernden Auges erklärte er, er habe sich am Donnerstag in seinem Arbeitszimmer im Variete allein betrunken und sei dann weggegangen, wohin, wisse er nicht mehr, habe irgendwo noch Starka getrunken, wo, wisse er nicht mehr, habe dann irgendwo an einem Zaun gelegen, wo, wisse er ebenfalls nicht mehr. Erst als man ihm sagte, er behindere mit seinem dummen und unvernünftigen Verhalten eine wichtige Untersuchung und werde das zu verantworten haben, brach er in Schluchzen aus und flüsterte mit zitternder Stimme, scheu Blicke um sich werfend, er lüge nur aus Angst, denn er fürchte die Rache der Volandbande, in deren Händen er gewesen sei, und er bitte, flehe, dürste danach, in einem gepanzerten Raum eingeschlossen zu werden.
    "So was Blödes! Die haben's ja mit ihrem gepanzerten Raum!" knurrte einer der Kriminalisten.
    "Die Banditen haben sie eingeschüchtert", sagte der Kriminalist, der beim lieben Iwan gewesen ist.
    Man beruhigte Warenucha, so gut es ging, sagte ihm, man werde ihn auch ohne gepanzerten Raum schützen, und nun kam heraus, daß er keineswegs Starka getrunken und am Zaun gelegen hatte, sondern daß sie ihn, zwei Mann hoch, verprügelt hatten, ein Rothaariger mit Eckzahn und ein Dickwanst... "Ach, so ähnlich wie ein Kater?"
    ,Ja, ja, ja", flüsterte der Administrator, der vor Angst verging, und sah sich alle Augenblicke um. Dann packte er weitere Einzelheiten aus, wie er fast zwei Tage lang in der Wohnung Nr. 50 als Zubringervampir vegetiert hatte und nahezu der Artlaß für den Tod des Finanzdirektors Rimski geworden wäre ... In diesem Moment wurde Rimski hereingeführt, der mit dem Leningrader Zug hergebracht worden war. Jedoch der vor Angst schlotternde, seelisch zerrüttete grauhaarige Greis, in dem man den früheren Finanzdirektor kaum wiedererkannte, wollte um nichts auf der Welt die Wahrheit sagen und erwies sich in dieser Beziehung als sehr verstockt. Er - behauptete, keine Gella vor dem nächtlichen Fenster seines Arbeitszimmers gesehen zu haben, desgleichen keinen Warenucha, ihm sei nur schlecht geworden und da sei er geistesabwesend nach Leningrad gereist. Überflüssig, zu erwähnen, daß der kranke Finanzdirektor seine Aussagen mit der Bitte schloß, ihn in einem gepanzerten Raum unterzubringen.
    Annuschka wurde verhaftet, als sie versuchte, der Kassiererin des Warenhauses am Arbat eine Zehndollarnote anzudrehen. Ihr Bericht über die Personen, die im Hause in der Sadowaja zum Fenster hinausgeflogen waren, und über das Hufeisen, das sie nach eigenen Angaben an sich genommen hatte, um es zur Miliz zu bringen, wurde aufmerksam angehört. "Das Hufeisen war tatsächlich aus

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