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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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schaffen. Mit ihnen wechselten die Männer bedeutungsvolle Blicke.
    "Alle zu Hause", raunte der eine Rohrleger und klopfte mit einem Hämmerchen gegen das Rohr.
    Da holte der vorderste der Männer eine schwarze Mauser unterm Mantel hervor, und der neben ihm ging, hielt ein Bund Nachschlüssel bereit. Überhaupt waren die Männer mit allem Notwendigen versehen. Zwei von ihnen hatten dünne Seidennetze in der Tasche, die Sich leicht entfalteten. Ein weiterer hatte eine Fangleine mit, noch ein anderer Mullmasken und Chloroformampullen.
    Im Nu war die Tür der Wohnung Nr. 50 geöffnet, und die Männer standen im Flur. In der Küche klappte eine Tür und zeigte an, daß die andere Gruppe von der Hintertreppe her ebenfalls eingetreten war.
    Diesmal wurde den Männern wenn auch nicht ein voller, so doch ein Teilerfolg beschert. Sie verteilten sich blitzschnell auf alle Räume und fanden keinen Menschen, aber dafür entdeckten sie im Eßzimmer auf dem Tisch die Reste eines offensichtlich eben erst beendeten Frühstücks, und im Salon auf dem Kaminsims hockte neben- einem Kristallkrug ein mächtiger schwarzer Kater mit einem Primuskocher in den Pfoten. Schweigend betrachteten die Männer, die den Salon betreten hatten, den Kater, und ihr Schweigen währte ziemlich lange. "Hm, ja, wirklich ein starkes Stück", flüsterte einer der Männer.
    "Ich mach keine Dummheiten, ich tu keinem was, ich repariere den Primuskocher", sagte der Kater und runzelte unfreundlich die Stirn, "außerdem halte ich es für meine Pflicht, darauf hinzuweisen, daß der Kater ein uraltes und unantastbares Tier ist." "Wirklich saÜbere Arbeit", flüsterte einer der Männer, und ein anderer sagte laut und deutlich:
    "Nun, Sie unantastbarer Bauchredner, dann bemühen Sie sich mal hierher!"
    Das Netz flog hinauf und entfaltete sich, aber der es geworfen, verfehlte zum allgemeinen Erstaunen den Kater und fing nur den Krug, der am Boden zerklirrte.
    "Kontra!" brüllte der Kater. "Hurra!" Schon hatte er den Primuskocher weggestellt und brachte hinterm Rücken einen Browning zum Vorschein. Flugs hatte er ihn auf den Nächststehenden gerichtet, aber ehe er abdrücken konnte, zuckte aus der Mauser in dessen Hand ein Feuerstrahl, und der Kater plumpste kopfüber vom Kaminsims auf den Fußboden, wobei er den Browning fallen ließ und den Primuskocher mit herunterriß.
    "Alles aus", sagte der Kater mit schwacher Stimme und streckte sich matt in einer Blutlache, "tretet für einen Moment hinweg von mir und laßt mich Abschied nehmen von der Erde. Oh, mein Freund Asasello", stöhnte der Kater, der schrecklich blutete, "wo bist du?" Er blickte mit brechenden Augen auf die Eßzimmertür. "Du bist mir nicht zu Hilfe gekommen in diesem ungleichen Kampf, du hast den armen Behemoth verlassen, verraten um ein Glas freilich ausgezeichneten Kognaks! Möge mein Tod auf deinem Gewissen lasten! Ich vermache dir meinen Browning . . ."
    "Das Netz, das Netz, das Netz", flüsterte es unruhig rings um den Kater. Aber das Netz blieb, weiß der Teufel warum, bei dem Mann in der Tasche hängen und kam nicht heraus. "Das einzige, was einen tödlich verwundeten Kater retten kann", sagte der Kater, "ist ein Schluck Benzin." Er benutzte die allgemeine Verwirrung, legte die Schnauze an die runde Öffnung des Primuskochers und nahm einen tüchtigen Schluck. Sogleich hörte die Schußwunde an der linken Vorderpfote zu bluten auf. Frisch und lebendig klemmte der Kater den Primuskocher unter die Pfote, hüpfte zurück auf den Kamin, kletterte, die Tapete zerfetzend, die Wand hinauf und saß nach zwei Sekrin-den hoch über den Männern auf der metallenen Gardinenstange.
    Sofort krallten sich Hände in die Gardine und rissen sie mitsamt der Stange ab, und die Sonne flutete ins bislang schattige Zimmer. Aber weder der durch einen Gaunertrick kurierte Kater noch der Primuskocher stürzten herab. Der Kater brachte es fertig, sich mitsamt dem Primuskocher durch die Luft auf den Kronleuchter zu schwingen, der mitten im Zimmer hing. "Eine Trittleiter!" schrie es unten.
    "Ich fordere euch zum Duell!" röhrte der Kater und flog am schwankenden Lüster über ihren Köpfen hin und her. In seiner Pfote war wieder der Browning; den Primuskocher hatte er zwischen den Lüsterarmen verklemmt. Während er über den Köpfen der Männer pendelte, zielte er und nahm sie unter Feuer. Donnernd hallten die Schüsse in der Wohnung wider. Kristallsplitter regneten vom Kronleuchter auf den Fußboden, im Kaminspiegel

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