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Der Meister und Margarita

Titel: Der Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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helfen, in Erfüllung gegangen, er brauchte nicht mehr anderen hinterherzurennen, man kam von selbst zu ihm, eigens um zu hören, was am Mittwoch abend geschehen war.
    Aber o weh, der liebe Iwan hatte sich seit dem Tode von Berlioz völlig verändert: Er war gern bereit, höflich alle Fragen des Kriminalisten zu beantworten, aber in seinem Blick und Ton war Gleichgültigkeit. Berlioz' Schicksal berührte den Poeten nicht mehr.
    Bevor der Kriminalist eintrat, hatte Iwan im Liegen gedämmert, und verschiedene Gesichter waren an ihm vorübergezogen. So hatte er die Stadt erblickt, seltsam, unbegreiflich, geisterhaft, die Marmorblöcke, die kannelierten Säulen, die in der Sonne funkelnden Dächer, die düstere und erbarmungslose schwarze Burg Antonia, den Palast auf dem Westhügel, der fast bis ans Dach im tropischen Grün des Gartens versank, die im Abendrot glühenden Bronzestatuen überm Grün, und er hatte unter den Stadtmauern in Panzer geschmiedete römische Zenturien aufmarschieren sehen.
    Im Halbschlaf sah er einen unbeweglich im Sessel sitzenden Mann, glattrasiert, mit verfallenem gelbem Gesicht und mit blutrot gefüttertem weißem Umhang, voller Haß auf den prächtigen fremden Garten starren. Auch den unbewaldeten gelben Hügel mit den verwaisten Pfählen sah er.
    Das Ereignis an den Patriarchenteichen aber interessierte den Lyriker Iwan Besdomny nicht mehr.
    "Sagen Sie, Iwan Nikolajewitsch, waren Sie weit vom Drehkreuz, als Berlioz unter die Straßenbahn geriet?" Flüchtig berührte ein ! gleichgültiges Lächeln Iwans Lippen, und er antwortete: "Ich war weit davon."
    "Und dieser Karierte, stand der unmittelbar beim Drehkreuz?"
    "Nein, er saß in der Nähe auf einer Bank."
    "Können Sie sich genau erinnern, daß er nicht zum Drehkreuz ging, als Berlioz stürzte?"
    "Ich erinnere mich genau. Er ging nicht hin. Er lümmelte auf der Bank."
    Das waren die letzten Fragen des Kriminalisten. Er stand auf, reichte dem lieben Iwan die Hand, wünschte ihm baldige Genesung und sprach die Hoffnung aus, in Bälde neue Gedichte von ihm zu lesen.
    "Nein", antwortete Iwan leise, "ich werde keine Gedichte mehr schreiben."
    y ~ Der Kriminalist lächelte höflich und erlaubte sich, die Zuversicht auszudrücken, daß die momentane Depression des Lyrikers bald vorübergehen möge.
    "Nein", entgegnete Iwan und blickte dabei nicht auf den Kriminalisten, sondern auf den fernen verlöschenden Horizont, "das vergeht nie wieder. Die Gedichte, die ich geschrieben habe, sind schlecht, das habe ich jetzt begriffen."
    Der Kriminalist verließ den lieben Iwan mit äußerst wichtigem Material. Nun er den Faden bis zum Anfang zurückverfolgt hatte, war es ihm endlich gelungen, die Quelle zu erreichen, bei der alle anderen Ereignisse ihren Ursprung nahmen. Er zweifelte nicht, daß sie mit dem Mord an den Patriarchenteichen begonnen hatten. Natürlich hatten weder Iwan noch der Karierte den unglücklichen Vorsitzenden der Massolit unter die Straßenbahn gestoßen, physisch sozusagen hatte niemand den Sturz unter die Räder bewirkt. Aber der Kriminalist war überzeugt, daß Berlioz in hypnotisiertem Zustand sich unter die Straßenbahn gestürzt hatte (oder gestürzt war).
    Ja, das Material reichte aus, und man wußte, wen man zu verfolgen hatte und wo. Aber es war unmöglich, jemand dingfest zu machen. In der dreimal verfluchten Wohnung Nr. 50, das sei wiederholt, wohnte zweifellos jemand. Am Telefon meldete sich bald eine klirrende, bald eine näselnde Stimme, manchmal stand das Fenster offen, ja, man hörte sogar gelegentlich Grammophonklänge. Aber jedesmal, 'wenn man eindrang, war niemand da. Und man war schon des öfteren zu verschiedenen Tageszeiten hier eingedrungen. Damit nicht genug, hatte man die Wohnung mit einem Netz durchkämmt und alle Ecken geprüft. Auf die Wohnung hatte man schon lange Verdacht. Man bewachte nicht nur den Weg, der durch das Tor in den Hof führte, sondern auch die Hintertreppe. Obendrein stand auf dem Dach bei den Schornsteinen eine Wache. Ja, in der Wohnung Nr. 50 ging es nicht mit rechten Dingen zu, und dagegen war nichts zu machen.
    So stand es bis Freitag mitternacht, als Baron Maigel in Abendanzug und Lackschuhen feierlich die Wohnung betrat. Man hörte, wie er eingelassen wurde. Genau zehn Minuten später drang man in die Wohnung ein, ohne zu klingeln, aber man fand weder die Gastgeber vor noch, und das war ganz seltsam, die geringste Spur von Baron Maigel.
    Am Samstag morgen ergaben sich neue und sehr

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