Der Meister und Margarita
Farbe von Zigarettenasche. Sofort wurde unter den Varieteangestellten getuschelt, dieser Köter sei niemand anders als der berühmte Karo-As. In der Tat, er war es. Sein Benehmen erregte allgemeines Staunen. Kaum war Karo-As ins Zimmer des Finanzdirektors gelaufen, da winselte er, fletschte die gewaltigen gelben Reißzähne, legte sich auf den Bauch und kroch, Schwermut und Wut in den Augen, zum zerschlagenen Fenster. Seine Angst überwindend, sprang er aufs Fensterbrett, reckte die spitze Schnauze und stieß ein wildes, böses Geheul aus. Er wollte nicht vom Fenster weg, winselte, zuckte und machte Anstalten hinauszuspringen.
Man führte den Köter aus dem Zimmer und ließ ihn im Foyer wieder los. Er lief durch den Haupteingang auf die Straße und führte die ihm folgenden Männer zum Taxistand. Hier verlor er die Spur, und man brachte ihn weg.
Der Kriminalist quartierte sich in Warenuchas Zimmer ein und ließ nacheinander die Varieteangestellten zu sich kommen, die die gestrige Vorstellung miterlebt hatten. Es sei erwähnt, daß der Kriminalist auf Schritt und Tritt unvorhergesehene Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Immer wieder riß ihm der Faden in den Händen.
Man hatte doch Plakate geklebt? Hatte man. Aber sie waren in der Nacht überklebt worden, und jetzt war ums Verrecken kein einziges mehr zu finden! Wo war der Magier hergekommen? Keine Ahnung. Man mußte doch einen Vertrag mit ihm geschlossen haben?
"Ist anzunehmen", antwortete der aufgeregte Wassili Stepa-nowitsch.
"Und wenn man einen Vertrag mit ihm abschloß, mußte der doch durch die Buchhaltung?"
"Unbedingt", antwortete Wassili Stepanowitsch nervös. "Wo ist er also?"
"Nicht da", antwortete der Buchhalter, der immer bleicher wurde, und breitete verständnislos die Arme aus. Tatsächlich, weder in den Unterlagen der Buchhaltung oder beim Finanzdirektor noch bei Lichodejew oder Warenucha war auch nur die leiseste Spur; eines Vertrages zu finden.
Wie war der Name des Magiers? Wassili Stepanowitsch wußte es nicht, er hatte die gestrige Vorstellung nicht gesehen. Die Platzanweiser wußten es auch nicht, die Kartenverkäuferin grübelte und grübelte stirnrunzelnd und sagte endlich: "Vo .. . Ich glaube, Voland ..."
Vielleicht aber auch anders als Voland? Vielleicht auch anders. Vielleicht Valand.
Es stellte sich heraus, daß man im Ausländerbüro von einem Magier namens Voland oder Valand nichts wußte. Der Bote Karpow sagte aus, dieser Magier solle in Lichodejews Wohnung abgestiegen sein. Natürlich wurde die Wohnung sofort aufgesucht, aber dort war kein Magier. Lichodejew war auch nicht da. Das Hausmädchen Grunja war nicht da, und niemand wußte, wo sie sich aufhielt. Der Vorsitzende der Hausverwaltung Nikanor Iwanowitsch war nicht da, der Sekretär Pro-leshnew war nicht da!
Eine, unglaubliche Geschichte: Die gesamte Leitung war verschwunden, gestern hatte eine denkwürdige skandalöse Vorstellung stattgefunden, und wer sie veranstaltet hatte und auf wessen Anregung, war unbekannt.
Mittlerweile war es Mittag geworden, die Zeit, zu der man die Kasse öffnen mußte. Aber davon konnte natürlich keine Rede sein. An die Varietetür wurde ein riesiges Pappschild gehängt: "Die heutige Vorstellung fällt aus." Die Schlange geriet, am Kopf beginnend, in Erregung, doch nach einiger Zeit zerbröckelte sie, und eine Stunde später war auf der Sadowaja keine Spur mehr von ihr zu finden. Der Kriminalist entfernte sich, um seine Arbeit an anderer Stelle fortzusetzen, die Angestellten durften nach Hause gehen, nur die Diensthabenden mußten bleiben, und die Türen des Varietes wurden verrammelt.
Der Buchhalter Wassili Stepanowitsch hatte noch zwei unaufschiebbare Pflichten zu erfüllen. Erstens mußte er zur Kommission für Schauspiele und Unterhaltungsveranstaltungen leichteren Typs fahren und über die gestrigen Ereignisse Bericht erstatten, und zweitens mußte er die Finanzabteilung der Kommission aufsuchen, um die gestrige Kasse in Höhe von 21711 Rubel abzuliefern.
Der gewissenhafte und verläßliche Wassili Stepanowitsch wikkelte das Geld in Zeitungspapier, verschnürte es über Kreuz, schob es in die Aktentasche und begab sich, eingedenk der Instruktion, nicht zum Autobus oder zur Straßenbahn, sondern zum Taxistand.
Drei Wagen standen dort, doch als die Schofföre den Fahrgast erblickten, der mit strammgefüllter Aktentasche auf sie zueilte, da fuhren sie ihm alle drei leer vor der Nase weg und sahen sich wütend nach ihm um.
Der
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