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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wurde der Kehlkopf glatt durchgeschnitten.«
    Sie trat an das Kopfende des Tisches und betrachtete den Metallständer, an dem noch ein Infusionsbeutel hing. Der Plastikschlauch mit dem Katheter daran endete in einer Wasserpfütze am Boden. Daneben lag eine zerbrochene Glasspritze.
    »Sie hatten ihm schon einen Tropf gelegt«, sagte sie.
    »Das wurde in der Notaufnahme gemacht«, erklärte Arien. »Nachdem der Chirurg ihn unten untersucht hatte, wurde er sofort hierher gebracht. Die Diagnose lautete auf Blinddarmdurchbruch.«
    »Warum ist der Chirurg nicht mit ihm hochgekommen? Wo war er überhaupt?«
    »Er musste sich noch um einen anderen Patienten in der Notaufnahme kümmern. Er ist schätzungsweise zehn, fünfzehn Minuten nach den Ereignissen hier eingetroffen. Er kam durch die Doppeltür herein, sah den Wachmann vom Gefängnis im Empfangsbereich tot am Boden liegen und ist schnurstracks zum Telefon gerannt. Daraufhin ist fast das komplette Personal der Notaufnahme hier reingestürmt, aber für die Opfer konnten sie nichts mehr tun.«
    Sie blickte auf den Boden herab und sah die verschmierten und verwischten Spuren von zu vielen Schuhen – ein Chaos, das keine exakte Rekonstruktion der Ereignisse mehr zuließ.
    »Warum war der Wachmann nicht hier im OP, um auf den Gefangenen aufzupassen?«, fragte sie.
    »Der OP ist ein steriler Bereich. Straßenkleidung nicht erlaubt. Wahrscheinlich haben sie ihm gesagt, er soll draußen warten.«
    »Aber ist es denn nicht Vorschrift, dass Gefangenen außerhalb des Gefängnisbereichs die Handschellen nie abgenommen werden dürfen?«
    »Doch.«
    »Auch im OP, auch unter Betäubung. Hoyt hätte mit einem Arm oder einem Bein an den OP-Tisch gefesselt werden müssen.«
    »Ja, allerdings.«
    »Haben Sie die Handschellen gefunden?«
    Arien und Canady sahen einander an.
    Dann sagte Canady: »Sie lagen unter dem Tisch.«
    »Also war er gefesselt.«
    »Ja, anfangs schon …«
    »Warum hätten sie ihn losbinden sollen?«
    »Vielleicht aus medizinischen Gründen«, vermutete Arien. »Um eine neue Infusion zu legen oder um ihn umdrehen zu können?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie hätten den Wachmann rufen müssen, um die Handschellen aufschließen zu lassen. Und der wäre niemals rausgegangen und hätte den Gefangenen hier ohne Fesseln zurückgelassen.«
    »Dann muss er unvorsichtig geworden sein«, sagte Canady. »In der Notaufnahme waren alle davon überzeugt, dass Hoyt schwer krank war, dass er mit seinen starken Schmerzen gar nicht in der Lage wäre, sich zur Wehr zu setzen. Sie haben ganz offensichtlich nicht damit gerechnet…«
    »Gütiger Gott«, murmelte sie. »Er ist noch so gefährlich wie eh und je.« Ihr Blick fiel auf den Anästhesiewagen, und sie sah, dass eine Schublade offen stand. Sie konnte die Ampullen mit Thiopental im grellen Licht der OP-Lampen aufblitzen sehen. Ein Anästhetikum. Sie waren gerade im Begriff, ihn in Narkose zu versetzen, dachte sie. Er liegt auf dem Tisch, im Arm die Infusionskanüle. Er stöhnt, sein Gesicht ist schmerzverzerrt. Sie ahnen nicht, was gleich passieren wird; sie sind zu sehr mit ihren jeweiligen Aufgaben beschäftigt. Die Schwester denkt an die Instrumente, die sie bereitlegen muss, und überlegt, was der Operateur alles benötigen wird. Die Anästhesistin berechnet die Dosierung der Medikamente, während sie den Herzschlag des Patienten auf dem Monitor verfolgt. Vielleicht sieht sie, dass sein Puls sich beschleunigt, und führt es auf die starken Schmerzen zurück. Sie weiß nicht, dass er in Wirklichkeit seine Muskeln anspannt, um sich auf sie zu stürzen. Um zum tödlichen Streich auszuholen.
    Und dann … was ist dann passiert?
    Sie blickte auf das Instrumententablett hinab, das auf einem Wagen neben dem Tisch stand. Es war leer. »Hat er ein Skalpell benutzt?«, fragte sie.
    »Wir haben die Waffe noch nicht gefunden.«
    »Das ist sein bevorzugtes Mordinstrument. Er hat immer ein Skalpell benutzt …« Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke, bei dem sich ihr die Nackenhaare aufstellten. Sie sah Arien an. »Könnte er noch hier im Haus sein?«
    Canady fuhr dazwischen: »Er ist nicht mehr im Haus.«
    »Er hat sich schon einmal als Arzt verkleidet. Er versteht es, sich unter das Krankenhauspersonal zu mischen. Haben Sie das Gebäude durchsuchen lassen?«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Und woher wollen Sie dann wissen, dass er nicht hier ist?«
    »Weil wir den Beweis haben, dass er das Gebäude verlassen hat. Es ist auf Video

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