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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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festgehalten.«
    Ihr Puls beschleunigte sich. »Sie haben ihn mit der Überwachungskamera eingefangen?«
    Canady nickte. »Ich nehme an, Sie wollen es sich mit eigenen Augen ansehen.«

8
    »Das ist total verrückt, was er da macht«, sagte Arien. »Wir haben uns dieses Band mehrmals angesehen, und wir kapieren es immer noch nicht.«
    Sie waren nach unten in das Besprechungszimmer des Krankenhauses gegangen, wo in der Ecke ein Rollschrank mit einem Fernseher und einem Videorekorder stand. Arien überließ Canady freiwillig das Einschalten der Geräte und die Fernbedienung. Das Handhaben der Fernbedienung war nun einmal die Rolle des männlichen Alphatiers, und Canady brauchte das Gefühl, dass ihm diese Position zustand. Arien hingegen hatte genügend Selbstwertgefühl, um darauf verzichten zu können.
    Canady schob die Kassette in den Schlitz und sagte: »Okay, dann wollen wir mal sehen, ob das Boston P. D. dieses Rätsel lösen kann.« Es war das verbale Äquivalent eines hingeworfenen Fehdehandschuhs. Er drückte auf Play.
    Auf dem Bildschirm erschien ein Korridor mit einer geschlossenen Tür am Ende.
    »Das ist von einer Deckenkamera in einem Flur im Erdgeschoss aufgenommen«, erklärte Arien. »Die Tür, die Sie da sehen, führt direkt ins Freie, auf den Mitarbeiterparkplatz an der Ostseite des Gebäudes. Es ist einer von vier Ausgängen. Die Aufnahmezeit ist unten eingeblendet.«
    »Fünf Uhr zehn«, las sie ab.
    »Aus dem Protokoll der Notaufnahme geht hervor, dass der Gefangene gegen vier Uhr fünfundvierzig nach oben in den OP gebracht wurde; jetzt ist es also fünfundzwanzig Minuten später. Und nun sehen Sie genau hin. Es passiert gegen fünf Uhr elf.«
    Die Anzeige auf dem Fernsehbildschirm zählte die Sekunden. Und dann, genau um 5:11:13, trat plötzlich eine Gestalt ins Blickfeld der Kamera, die mit ruhigem, gemessenem Schritt auf den Ausgang zuging. Der Mann wandte der Kamera den Rücken zu, und sie konnten das kurz geschnittene braune Haar über dem Kragen seines weißen Laborkittels sehen. Er trug eine OP-Hose und Überschuhe aus Papier. An der Tür angelangt, begann er den Riegel herunterzudrücken, doch dann hielt er plötzlich inne.
    »Jetzt schauen Sie sich das mal an«, sagte Arien.
    Ganz langsam drehte der Mann sich um und blickte zur Kamera auf.
    Rizzoli beugte sich vor. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, als sie in das Gesicht von Warren Hoyt starrte. Und sie hatte das deutliche Gefühl, dass auch er ihr direkt in die Augen blickte. Er ging auf die Kamera zu, und sie sah, dass er etwas unter den linken Arm geklemmt hatte. Eine Art Bündel. Er ging weiter, bis er direkt unter dem Objektiv stand.
    »Jetzt kommt das Merkwürdige«, sagte Arien.
    Ohne den Blick von der Kamera zu wenden, hob Hoyt die rechte Hand, mit der Handfläche nach vorn, als stünde er vor Gericht und sei im Begriff zu schwören, nichts als die Wahrheit zu sagen. Dann zeigte er mit der Linken auf die ausgestreckte Rechte. Und lächelte.
    »Was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, fragte Canady.
    Rizzoli gab keine Antwort. Schweigend sah sie zu, wie Hoyt sich umdrehte, den Ausgang ansteuerte und durch die Tür verschwand.
    »Spulen Sie noch einmal zurück«, sagte sie leise.
    »Haben Sie eine Ahnung, was das mit der Hand sollte?«
    »Spulen Sie zurück.«
    Canady runzelte die Stirn und drückte zuerst auf Rewind, dann auf Play.
    Wieder sahen sie Hoyt zur Tür gehen. Er drehte sich um, den Blick starr auf die gerichtet, die ihn nun beobachteten.
    Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt, und ihr Herz raste, als sie auf seine nächste Geste wartete. Eine Geste, die sie sehr wohl verstanden hatte.
    Er hob die Hand.
    »Halten Sie es an«, sagte sie. »Jetzt!«
    Canady drückte auf die Pause-Taste.
    Auf dem Bildschirm erstarrte Hoyt mitten in der Bewegung, ein Lächeln auf den Lippen, mit dem Zeigefinger der linken Hand auf die geöffnete Rechte deutend. Wie gelähmt starrte sie das Bild an.
    Es war Arien, der schließlich das Schweigen brach. »Was bedeutet es? Wissen Sie es?«
    Sie schluckte. »Ja.«
    »Also, was denn nun?«, fuhr Canady sie an.
    Sie öffnete ihre Hände, die sie zuvor im Schoß zu Fäusten geballt hatte. Auf beiden Handflächen trug sie die Narben von Hoyts Attacke im vergangenen Sommer; dicke Wülste verdeckten inzwischen die beiden klaffenden Löcher, die Hoyts Skalpelle gerissen hatten.
    Arien und Canady starrten ihre Narben an.
    »Das hat Hoyt Ihnen angetan?«, fragte Arien.
    Sie nickte. »Das soll die Geste

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