Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
Vom Netzwerk:
Stimmt was nicht?”
    Josh blieb in der Leitung, während Gabriella der Frau in der Einsatzzentrale die genaue Adresse der Ausgrabung durchgab. Josh bekam zwar nicht alles mit, aber es war doch beruhigend zu wissen, dass nun Hilfe unterwegs war.
    Nachdem sie das Notarztteam in Marsch gesetzt hatte, wandte Rosa sich wieder an Josh. Sie würde bis zum Eintreffen des Krankenwagens am Telefon bleiben. Sie schlug ihm vor, den Zustand des Professors weiter zu überwachen und durchzugeben, damit die Sanitäter entsprechend im Voraus informiert werden konnten.
    Rudolfo war blasser als zuvor, sein Atem ging noch flacher.
    “Professor Rudolfo? Professor?”
    Er öffnete etwas die Lippen und flüsterte einige unverständliche Silben.
    “Mr. Ryder? Sind Sie noch dran?”
    Josh hatte fast vergessen, dass er ja immer noch das Handy ans Ohr gepresst hielt. “Ja?”
    “Wie geht es dem
professore
?”
    “Sehr schlecht. Er ist bewusstlos.”
    “Der Notarzt müsste in acht bis zehn Minuten da sein.”
    “Ich weiß nicht, ob der Professor so lange durchhält. Er blutet immer noch. Eigentlich dachte ich, es hätte aufgehört. Kann ich irgendetwas tun, bis sie da sind?”
    “Ich verbinde Sie mit einem Arzt.”
    Die erstaunliche Dame stellte ihn durch zu einem Dr. Fallachi, der offenbar ebenfalls Bereitschaft hatte. Minutenlang – Josh kam es wie eine Ewigkeit vor – gab der Notarzt Anweisungen, wie Josh die Blutung stoppen und lebenswichtige Funktionen erhalten konnte. Rosa fungierte als Dolmetscherin. Nach Auskunft des Arztes dauerte es gemeinhin gut zwanzig Minuten, bis jemand an einer Schusswunde, wie der Professor sie abbekommen hatte, verblutete. Zehn bis zwölf Minuten waren nach Joshs Gefühl schon vergangen. Es wurde knapp.
    Aus ihrer Ecke starrte Sabina – denn das war sie nunmehr für Josh – aus leeren Augenhöhlen zu ihnen herüber. Ihr Oberkörper war nach dem Stiefeltritt zusammengesackt, der Kopf ruhte schräg auf der Schulter, war aber nicht heruntergefallen. Josh war, als träfe ihn mit ihrem Blick die volle Wucht seines Versagens. Wenn dieser Mann starb, war es seine Schuld! Wäre er nicht im Tunnel gesteckt, hätte er Rudolfo helfen können. Stattdessen war er tief in der Erde gewesen, schweißgebadet, vor Todesangst wie gelähmt gewesen – alles auf der Suche nach einer lang vergessenen Erinnerung oder nach den Hirngespinsten eines Wahnsinnigen.
    “Verzeih mir!”, wisperte er. Doch nur die Gebeine konnten ihn hören.
    Sabinas Gebeine.

9. KAPITEL
    E ben noch hatte Josh in Erwartung der Ambulanz den Professor im Arm gehalten, da umwehte ihn im nächsten Moment unvermutet der Duft von Jasmin und Sandelholz. Schon wappnete er sich für die erste euphorische Regung, die den Episoden stets vorausging. Obwohl er einerseits unbedingt seinen Sprung in die Vergangenheit vermeiden wollte, verlangte es ihn andererseits sehnlich nach dieser Droge, die er wie ein Süchtiger brauchte – berauschend und entsetzlich zugleich.
    Josh war immer der Ansicht gewesen, man müsse ihm keine Beachtung schenken, jenem gelegentlich auftretenden Gefühl, dass einem jemand bekannt vorkommt, obwohl man ihm das erste Mal begegnet. Und dabei augenblicklich eine Verbindung verspürt. Man lacht und sagt: “
Ich hätte schwören können, ich kenne Sie von irgendwoher.”
Oder man fährt in Urlaub, etwa in eine Stadt, in der man nie war, und trotzdem ist einem, als wäre man schon mal dort gewesen. Entweder stört es einen, und man schüttelt es ab. Oder man ist amüsiert und erwähnt es gegenüber Bekannten oder dem Ehepartner.
    Ach, bloß ein Déja-vu
, sagt man sich und denkt nicht weiter darüber nach.
    Möglich, dass es bei Josh früher so war.
    Jetzt allerdings nicht mehr.
    Malachai und Dr. Talmage hatten ihn darüber aufgeklärt, dass mehr dahintersteckte. Es war eine Gabe, dieses flüchtige Gefühl, ein Augenblick des Nicht-Vergessens, der einem signalisierte, dass tatsächlich eine Verbindung bestand zwischen einem selbst und der Person, der man eben begegnet war, oder zu dem besuchten Ort. Nichts ist Zufall, nichts geschieht von ungefähr – das sagen zumindest die Theorien der Reinkarnation, die sich über Jahrhunderte verändert und weiterentwickelt hatten. Nach dem vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung riefen sie im Westen allerdings Kontroversen hervor. Im Osten jedoch kamen Zweifel an der Wiedergeburt der Frage gleich, ob Wasser nass ist.
    Das Eintreffen des Notarztwagens dauerte nach Joshs Eindruck schon viel zu

Weitere Kostenlose Bücher