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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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…”
    Malachai hielt Josh am Arm fest. “Sie redet jetzt erst mit dem Notarzt. Also, schieß los. Was ist passiert?”
    In aller Kürze schilderte Josh ihm die Schießerei.
    “Warst du allein mit ihm?”
    “Ja.”
    “Also der einzige Zeuge?”
    “Richtig. Außer mir war da unten niemand. Jetzt muss ich aber …”
    “Hast du den Schützen gesehen?”
    “Ja. Ja, ich habe ihn gesehen …” Vor seinem geistigen Auge spielte sich die Szene ab wie mit einer Filmkamera aufgenommen: wie der Mann die Schatulle an sich nahm, den dunklen Lederbeutel herausholte, das Kästchen zu Boden schleuderte; das Stöhnen des Professors, das Handgemenge, den Schuss.
    Josh hielt den Film an. “Der Wachposten hat den Schatz der Erinnerung geraubt, falls der in dem Beutel war. Er hat den Professor niedergeschossen und die Steine genommen.”
    “Konntest du ihn fotografieren?”
    “Ich habe mich beeilt … aber es war schon zu spät.”
    Malachai stand da, den Kopf vor und zurück wiegend, bemüht, den Verlust zu verinnerlichen. Beide hatten sie die Steine unbedingt sehen wollen, mit Rudolfo und Professor Chase darüber reden und prüfen, ob sie tatsächlich die legendären Zauberkräfte besaßen, die man ihnen nachsagte. Nun schien ihnen diese Möglichkeit endgültig versagt.
    “Hast du sie gesehen? Bevor sie gestohlen wurden?”
    “Nein.”
    “Dann weißt du also nicht mit Sicherheit, dass sie in dem Kästchen waren? Hätten sie auch hier sonst irgendwo sein können?” Ein schwacher Hoffnungsschimmer klang in Malachais Stimme durch.
    “Ich weiß es nicht genau … Aber nach der Reaktion des Professors zu urteilen bin ich eigentlich ziemlich sicher …”
    “Du solltest der Polizei nichts von den Steinen sagen, finde ich. Stell keine Mutmaßungen darüber an, was in der Schatulle war.”
    Malachai musste den verwirrten Blick in Joshs Augen bemerkt haben, denn er wartete seine Frage gar nicht erst ab. “Wenn du zu viel weißt, kommst du vielleicht als Verdächtiger infrage.”
    “Aber ich bin kein Verdächtiger! Und sollten sie nicht wissen, wonach sie suchen? Müssten sie das nicht sogar?”
    “Wenn die Polizei davon erfährt, spricht es sich herum, das lässt sich nicht vermeiden. Und dass alle Welt von der Existenz der Steine Kenntnis erhält, hätte Beryl und mir gerade noch gefehlt. Ich bin sicher, Gabriella sieht das genauso.
Ganz besonders
, wenn sie gestohlen wurden.”
    “Ich weiß nicht. Du verlangst von mir, die Polizei anzulügen.”
    “Über etwas, das den Ermittlungen sowieso nicht weiterhilft und das du nicht mal gesehen hast.”
    “Und was soll ich dann sagen? Dass ich den Wachmann zwar gesehen habe und beschreiben kann, aber keine Ahnung habe, was er mitgenommen hat? Weil ich zu sehr mit meinem Abstecher ins vierte Jahrhundert beschäftigt war, wo ich mich mit der Fleisch gewordenen Version der Mumie da drüben amüsiert habe?”
    Malachai war überrascht. “Wenn das stimmt, trägst du erheblich zu unserem Verständnis von dem bei, was die Steine sind und wie sie funktionieren. Du wärst ein wesentlicher Bestandteil der Lösung.”
    “Tja. Es gibt keine Zufälle, nicht wahr? Das ist es doch, was ihr mir seit vier Monaten einredet, Beryl und du! Sieht so aus, als hättet ihr den Nagel auf den Kopf getroffen. Diese Erinnerungen, die ich da habe …” Mit einer Armbewegung umfasste er die gesamte Krypta, den Hügel, den dahinter liegenden Wald. “All das hier … all das habe ich seit letztem Jahr vor Augen. Und das ist noch nicht alles.”
    Malachai musterte Josh, das verdreckte Unterhemd, das schmutz- und blutverschmierte Gesicht. “Bist du
sicher
, dass dir nichts fehlt? Deine Hände bluten.”
    “Das sind nur Kratzer. Den Professor hat es erwischt, nicht mich. Er kommt womöglich nicht durch.”
    Im Allgemeinen zeigte Malachai Mitgefühl, wenn auch aus der Distanz. Als Hobby und zum Zeitvertreib für die Kinder, mit denen er und seine Tante in der Phoenix Foundation arbeiteten, führte er Zauberkunststückchen auf. Offenbar fiel darunter auch seine Fähigkeit, eigene Emotionen zu unterdrücken – bis auf jenen versteckten, kummervollen Blick, den Josh mitunter bei den entsprechenden Lichtverhältnissen bemerkte: als sei Malachai einmal zutiefst gekränkt worden und habe sich davon nie richtig erholt. Josh fragte sich oft, ob diese Melancholie auch auf einem Porträt durchscheinen würde. Nun allerdings wirkte Malachai zum ersten Mal richtiggehend verzweifelt und erschöpft. “Das ist eine

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