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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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Tragödie. Eine richtige Tragödie.”
    Für einen Wimpernschlag, ehe er merkte, wie absurd der Gedanke war, fragte Josh sich, was Malachai damit wohl meinen mochte: den Schuss auf den Professor oder den Raub der Steine.

12. KAPITEL
    W ährend Josh Gabriella suchte, um ihr die Nachricht des Professors zu übermitteln, fanden sich mehr und mehr Schaulustige ein. Sie erinnerten Josh an Rudolfos Bemerkung, die Ausgrabung verkomme zunehmend zu einer Touristenattraktion. Er sah auf seine Armbanduhr. Punkt 9. Sie kamen wie auf Kommando. Wenn diese Hammelherde jetzt über den Tatort trampelte, blieb von möglichen Spuren des Verbrechens nicht mehr viel übrig. Niemand hielt sie auf, denn die Polizei war noch immer nicht zur Stelle. Hätte die nicht nahezu zeitgleich mit dem Notarztwagen eintreffen müssen? Irgendjemand musste dieser Meute doch Einhalt gebieten!
    Er nahm die größer werdende Touristenschar genauer in Augenschein: Ein Nonnentrio, zwei Geistliche, ein Trupp schwarz gewandeter weiblicher Gruftis sowie ein Hüne, der sich gerade, Schreibblock und Bleistift gezückt, mit den Ordensschwestern unterhielt. Er hatte volles Haar, das ihm tief in die Stirn fiel, sodass er sich dauernd die Strähnen aus den Augen wischte. Es war eine Geste, die Josh bekannt vorkam. So drückte Charlie Billings seine Ungeduld aus. Josh freute sich, ihn zu sehen – nicht nur, weil ihm der Journalist immer schon sympathisch gewesen war, sondern weil er aus ihrer gemeinsamen Zeit wusste, dass Charlie fließend italienisch sprach.
    Als Josh sich zu ihm durchdrängte, heftete Malachai sich sogleich an seine Fersen, als dürfe er ihn um seiner Sicherheit willen nicht aus den Augen verlieren. Man tauschte Begrüßungen aus, und Charlie erkundigte sich bei Josh, für wen er denn an einer Reportage arbeite. Anscheinend vermutete er, Josh sei aus beruflichen Gründen da.
    “Ich bin diesmal nicht als Pressevertreter hier, sondern auf Einladung von Professor Rudolfo. Aber pass mal auf, du musst für mich …”
    “Moment mal – soll das heißen, du warst bei der Schießerei dabei?”
    Josh nickte, verärgert darüber, dass er sich unabsichtlich zum Bestandteil der Story gemacht hatte.
    “Hast du gesehen, wer der Täter war? Hast du ihn etwa fotografiert?” Charlies Blick fiel auf die unvermeidliche Kamera, die Josh um den Hals trug.
    “Erzähle ich dir alles später, aber erst musst du mir helfen, und zwar dringend. Die ganze Meute hier, die darf nicht in die Nähe der Grabkammer. Sonst findet die Polizei da keine verwertbaren Spuren mehr. Die trampeln alles kurz und klein. Ich kann kaum Italienisch, du sprichst perfekt. Bitte rede mit ihnen und bitte sie, sich zurückzuhalten!”
    “Wie wär’s mit ’nem kleinen Deal? Ich spreche mit ihnen, und im Gegenzug verrätst du mir etwas Brauchbares. Was ist da unten abgelaufen?”
    “Mann, Charlie!” Josh wies auf die Tatort-Touristen. “Guck dir das doch mal an!” Die Gothic-Jüngerinnen setzten sich gerade in Bewegung und stiefelten übers freie Feld auf die Krypta zu.
    “Meinetwegen”, knurrte Charlie und entfernte sich. “Du schuldest mir was”, rief er über die Schulter.
    Während des Gesprächs zwischen den beiden Presseleuten hatte Malachai sich etwas im Hintergrund gehalten. Nun allerdings trat er wieder vor. “Arschloch!”, knurrte er und wies auf den sich entfernenden Charlie. “Lässt sich aber wohl nicht verhindern, dass die Presse sich einmischt.”
    “Der ist in Ordnung. Ich kenne ihn von früher. Wenn ich mit offenen Karten spiele, bescheißt er uns auch nicht. Hör mal, ich verstehe noch immer nicht …”
    Ohrenbetäubendes Sirenengejaule unterbrach ihn. Drei Einsatzfahrzeuge der Carabinieri kamen angebraust; hellblau Uniformierte sprangen heraus.
    “Die Presse ist im Moment unser geringstes Problem”, meinte Malachai. “Anders die Polizei. Wenn sie erst die Personalien festgestellt haben, werden sie uns in die Mangel nehmen. Wir müssen uns gut überlegen, wie wir begründen, dass wir hier sind. Das Ganze läuft auf eine brisante Geschichte hinaus. Ich möchte nicht, dass die Stiftung darin verwickelt wird.”
    Erneut heulten Sirenen los; der Rettungswagen war abmarschbereit zum Verletztentransport ins Krankenhaus. Josh blickte hinüber. Irgendetwas verzögerte offenbar die Abfahrt. Gabriella Chase stritt sich mit der Sanitäterin herum, die ihr anscheinend nicht erlaubte, den Professor zu begleiten. Als die Professorin nicht nachgab, wurde sie von der Frau

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