Der Mensch vom Mars. Roman.
ist das Fensterchen ...«
Tatsächlich, diese Stahl- oder Palladiumbirne hatte auf dem abgewandten Ende ein Fenster, das mit einer durchsichtigen Masse gefüllt war. Ich sah hinein. Dort war ein sehr schwaches, langsames, aber rhythmisches Blubbern zu sehen. In den Augenblicken des Zusammenballens sah es so aus, als bestünden die leuchtenden Streifen aus Gelatine oder Gallerte. In den Augenblicken des Dunklerwerdens waren einzelne, blaß leuchtende Punkte zu sehen, bis sie im nächsten Stadium in einem Blitz verschmolzen.
»Was ist das?« Unwillkürlich flüsterte ich.
»Er ist, so scheint mir, noch nicht zu Bewußtsein gekommen, oder vielleicht hat er bei der Landung etwas abbekommen«, sagte Frazer und setzte die Kappe auf. Er führte mich schnell auf den Korridor hinaus, drehte die Kurbel, die die dicke Stahlplatte der Tür versperrte, schaute sich erleichtert um – wo war der beherrschte Mann aus dem oberen Saal geblieben? – und sagte:
»Das, was Sie sahen, ist gerade das einzige Lebende ... in ihm.«
»In wem?«
»Nun ja, in diesem Gast vom Mars ... das ist eine Art Plasma – wir wissen noch nicht so richtig, was ...«
Er beschleunigte den Schritt. Ich musterte ihn von der Seite, bis er den Kopf hob.
»Ich weiß, was Sie denken, aber wenn Sie gesehen hätten, was er tun ... ja, so wie ich es gesehen habe – ich weiß nicht, ob Sie diesen Raum noch einmal freiwillig betreten würden.«
Mit diesen Worten zwängte er sich in den Aufzug.
Der Aufzug summte leise und stieg mühelos nach oben. In meinem Kopf rauschte es, ich spürte einen leichten Schwindel und griff nach der Türklinke. Plötzlich blieben wir stehen. Frazer blickte mich eine Weile forschend an, als wolle er den Eindruck prüfen, den diese ungewöhnliche Demonstration auf mich gemacht hatte ... Dann öffnete er die Tür und ging als erster hinaus.
Wir waren wieder im ersten Stockwerk. Da wir in die der Bibliothek entgegengesetzten Richtung gingen, kamen wir zum Knick des Korridors. Dort endete die Mauer. Auf der rechten Seite sah ich die hohen, in die Betonrillen eingegossenen Glasplatten, die einen Teil des Raumes abtrennten, er sah aus wie ein astronomisches Observatorium. Frazer zog mich weiter zu einigen kleinen weißen Türen und klopfte.
Von innen rief eine leise, heisere Stimme: »Herein!« Wir betraten einen winzigen Raum, der mit Papieren vollgestopft war, und auf dem großen Tisch, auf den Fensterbänken, Stühlen und Schränken lagen Photos und Skizzen, so daß es mir vorkam, als reichte der Platz nur für den Zwerg, der zu unserer Begrüßung den Kopf vom Tisch hob. Es war ein interessanter Typ – ein alter Mann mit rosigem Gesicht, das mit graumelierten Stoppeln bedeckt war – man könnte sagen, ein Kinderbonbon. Auf diesem Gesicht, das immer wieder seinen Ausdruck wechselte, glänzte eine mächtige, goldgefaßte Brille, hinter der sich dunkle, durchdringende, gar nicht lustige Augen verbargen, sie standen zu seinem jovialen Aussehen im Gegensatz.
»Herr Professor, das ist der junge Mann, der gegen seinen Willen zu uns gekommen ist.«
»Haha, Sie sind es, Sie sind in unsere Falle geraten, wie?« begann der Alte und schob die Brille auf die Stirn. »Ich glaube, Sie werden noch Karriere machen.« Kritisch musterte er meine Kleidung, die, von den Spuren der kürzlichen Schlacht in der Bibliothek abgesehen, deutliche Abnutzungserscheinungen zeigte. »Bei uns werden Sie nicht verkommen. Ja, es ist eine wichtige Sache – setzen Sie sich bitte.«
Wir setzten uns. Auf Stühle, die mit Zeichnungen, Stößen beschriebener Bögen und Tafeln bedeckt waren.
»Also, es ist so ... Mr. Frazer hat Ihnen bereits unseren hehe, hehe, unseren Gast gezeigt?«
Ich nickte.
»Man sollte es nicht glauben, was? Aha, ich weiß, ja ... Was ich sagen wollte, also Sie wundern sich, was das für ein Mysterium ist und was es mit diesen Mauern und Schlössern im Gang auf sich hat.« Er lachte, hob die Brille auf, die heruntergefallen war, und sagte in einem ganz anderen Tonfall, gleichmäßig und ruhig, wobei er die Wörter mit erhobenem Zeigefinger betonte:
»Es ist so: Dieser Gast vom Mars ... kann der Menschheit sehr viel Nutzen bringen ... aber noch mehr Unglück. Es sind also einige Leute zusammengekommen und haben die nötigen Mittel für diesen Zweck aufgebracht: das Wesen des Ankömmlings kennenzulernen ... eines Boten von einem anderen Planeten, sich mit ihm zu verständigen, herauszubringen, ob und wieviel er von uns weiß, welche
Weitere Kostenlose Bücher