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Der Mensch vom Mars. Roman.

Der Mensch vom Mars. Roman.

Titel: Der Mensch vom Mars. Roman. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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vor zwei ... Ich meine, Sie haben für heute schon genug erlebt. Ich wünsche eine gute Nacht.«
    Der Kopf sank ihm auf die Brust. Er sah und beachtete uns nicht mehr und schrieb lange Ziffernkolonnen nieder.
    Frazer nahm mich an der Hand, wir traten in den Korridor hinaus. Das Lampenlicht war ein wenig blasser geworden. Ich verspürte eine Kälte im Inneren und eine große Niedergeschlagenheit.
     
    2. Kapitel
     
    Helles Sonnenlicht weckte mich. Staunend streckte ich mich, spürte die Weichheit des Bettes und sprang auf. Das große helle Zimmer war von Sonnenlicht erfüllt, das durch das Fenster fiel. Ich glaubte zunächst, einen sonderbaren dummen Traum zu haben, im nächsten Augenblick aber sah ich die Tür ohne Klinke und konnte mich an alles erinnern. Ich trat schleunigst ans Fenster und sah hinaus. Unter mir kräuselten sich die Wellen eines großen dunklen Sees, dessen Ufer im Morgennebel zu ertrinken schienen. Soweit das Auge reichte – nur Wasser. Ich schaute aus einer Höhe von mindestens drei Stockwerken auf eine nahezu glatte, nur leicht gekräuselte schwarzgrüne Fläche. Ich sah mich im Zimmer um. Meine Kleider waren verschwunden – auf dem Stuhl lag ein dunkelgrauer Anzug mit Schottenkaro. Unwillkürlich lächelte ich – ich hatte aufmerksame Gastgeber. Plötzlich bemerkte ich in der Wand des Zimmers eine kleine Tapetentür. Ich öffnete sie – vor mir glänzte ein kleines, elegantes Badezimmer mit weißen Kacheln und Nickelarmaturen.
    Im nächsten Augenblick stand ich schon unter der heißen Dusche und ergötzte mich am Schaum einer teuren, duftenden Seife, ohne die ich so lange hatte auskommen müssen. Ich war gerade mit dem Ankleiden fertig, als es klopfte und Mr. Frazer das Zimmer betrat.
    »Aha! Sie sind ein Frühaufsteher, das ist gut.«
    Er wirkte erholt, lächelte und schien mir gegenüber keine Vorbehalte zu haben. Er faßte mich am Arm und zog mich mit. »Bitte zum Frühstück.« Erklärend fügte er hinzu: »Wir essen immer gemeinsam. Sie werden viel Interessantes zu hören bekommen. Ingenieur Lindsay aus Oregon ist angekommen.«
    Wir fuhren einen Stock tiefer. Der Saal, den ich betrat, hätte sich in einem englischen Schloß befinden können. Ein riesiger Kamin, ein langer schmaler Tisch, um den hochlehnige Stühle aus geschnitztem Mahagoni standen. Silber und Porzellan, Gedecke, Wappen an den Wänden. Wahrhaftig, die Menschen, bei denen ich mich befand, verstanden es, sich ihr Leben auch unter den sonderbarsten Bedingungen einzurichten. Am Tisch saßen schon alle mir bekannten Männer und auch ein neuer, vierschrötiger Ankömmling mit grobknochigem, tiefgebräuntem Gesicht. Er stellte sich als Ingenieur Lindsay vor. Als ich meinen Platz einnahm, kam der mir schon bekannte Helfer des Fahrers und begann Tee und Kaffee zu servieren. Ich schaute ihn von der Seite an, voller Neugier, wie er sich nach unserem gestrigen Scharmützel fühlte.
    Er schien jedoch in guter Verfassung, nur der Adamsapfel war stark angeschwollen, und der Blick, den er mir zuwarf, zeugte nicht von besonderer Freundlichkeit. Ich konnte ihm allerdings keine größere Beachtung schenken, denn bei Tisch war bereits ein Gespräch im Gange, das nur von meinem Erscheinen unterbrochen worden war.
    Der Professor, der am Kopf des Tisches saß und Brotschnitten in die schräg gehaltene Kaffeetasse eintauchte, wandte sich an mich. Während des Sprechens hüpfte seine Brille auf der etwas zu kurzen Nase auf und ab.
    »Mr. McMoor – gewöhnlich fassen wir die vergangenen Ereignisse zusammen. Also gestern erwarteten wir die Ankunft des Herrn Ingenieurs, der uns die für die weiteren Experimente notwendige Ausrüstung mitbrachte, das heißt, Schutzanzüge aus Blei und Asbest. Es geht eben darum, daß die Maschine Areanthropos eine Art Energie ausstrahlt. Wie es scheint, handelt es sich um Strahlungsenergie, die auf unsere Gewebe eine sehr unvorteilhafte Wirkung hat. Von den der Strahlung ausgesetzten Meerschweinchen lebte nach zwei Stunden keines mehr. Sie sollten wissen, daß diese Wirkung abgeschwächt ist, wie wir hoffen, denn der Apparat befindet sich aller Wahrscheinlichkeit nach im Ruhezustand.«
    »Das ist eigentlich unsere Vermutung«, sagte Frazer. »Es geht darum, daß die im Geschoß befindlichen Reste der Atmosphäre, die gewissermaßen der Zusammensetzung der Marsatmosphäre entsprachen, überaus reich an Kohlendioxid sowie an anderen Gasen waren, die unserer irdischen Luft fremd sind. Wir sind also der Meinung, daß

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