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Der Menschenraeuber

Der Menschenraeuber

Titel: Der Menschenraeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Jonathan im Hinblick auf sie und Daniela überängstlich war, empfand es jedoch nicht mehr als einengend oder erdrückend.
    Jonathan ging auf dem Weg ein Stück vor bis zur großen Zeder. Von dort hatte er einen Einblick auf die Straße und konnte einige Sekunden lang sehen, was für ein Auto sich näherte. Es glänzte silbrig in der Sonne und war eine relativ große Limousine. Ein Wagen, der es auf dieser holprigen Straße schwer hatte, und eine Automarke, die in dieser Gegend selten gefahren wurde.
    Der Wagen verschwand in der Nähe der Schlucht am tiefsten Punkt zwischen den beiden Bergen und kam jetzt wieder herauf. Nun vernahm auch Jonathan das Motorengeräusch, das Sofia schon wesentlich früher gehört hatte.
    Mit gespreizten Beinen und verschränkten Armen stand er da und wartete.
    Zwei Minuten später bog der Wagen um die letzte Kurve. Er fuhr auffallend langsam, als wäre er nicht sicher, in das richtige Grundstück gefahren zu sein.
    Direkt neben Jonathan hielt er an.
    »Entschuldigen Sie«, begann Tobias und sah Jonathan dabei ins Gesicht. Und dann stutzte er. »Ich glaube, wir kennen uns. Lassen Sie mich einen Moment überlegen …«
    Jonathan lächelte milde.
    Tobias stieg aus und reichte Jonathan die Hand. »Jetzt fällt es mir wieder ein! Wir haben uns auf der Beerdigung von Engelbert Kerner getroffen.«
    »Ja, richtig!« Jonathan schüttelte die Hand. »Jetzt erinnere ich mich auch.«
    »Tobias Altmann. Wir haben uns gegenübergesessen und ein paar Worte miteinander gewechselt.«
    »Ja ja ja, genau! Schön, dass Sie einmal vorbeigekommen sind! Fahren Sie doch einfach noch ein Stück weiter, dort hinten links ist ein kleiner Parkplatz, da können Sie Ihren Wagen abstellen.«
    Jonathan machte eine auffordernde, freundliche Geste wie ein Verkehrspolizist, und Tobias fuhr an ihm vorbei. Als er sein Auto geparkt hatte, war auch Jonathan am Parkplatz angelangt.
    »Kommen Sie doch bitte herein, oder besser gesagt auf die Terrasse! Sie müssen meine Frau und meine Tochter kennenlernen! Machen Sie Urlaub in der Toskana?«
    »So ungefähr«, antwortete Tobias zögerlich.
    »Warum haben Sie denn Ihre Frau nicht mitgebracht?«
    »Sie ist tot.«
    »Oh!« Das hatte Jonathan nicht erwartet. »Das tut mir aber leid!«
    Tobias sah sich um. »Und hier also ist Engelbert verunglückt?«
    »Ja. Dort hinten, bei der Casa Gioia. Auf der anderen Seite des Hauses, die Sie von hier aus nicht sehen können. Ich kann Ihnen jetzt leider nicht die Treppe zeigen, die er hinuntergestürzt ist, weil die Villa vermietet ist und wir die Gäste stören würden. Es sei denn, sie fahren heute noch runter ins Dorf, dann können Sie die Unglücksstelle sehen.«
    »Ist nicht so wichtig. – Aber es ist wirklich wunderschön hier! Ein traumhafter Blick. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Engelbert und Ingrid hier wohlgefühlt haben.«
    Jonathan nickte. Sie hatten die Terrasse erreicht und setzten sich. »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Ein Wasser, einen Wein? Eine Kleinigkeit zu essen?«
    »Ein kühles Wasser wäre sehr schön. Danke.«
    Jonathan ging ins Haus und kam kurz darauf mit den Getränken und gefolgt von Sofia, die Daniela auf dem Arm hatte, wieder.
    Tobias erkannte das Baby sofort. Es war dasselbe wie auf den Fotos, die ihm geschickt worden waren.
    »Darf ich Ihnen vorstellen: Meine Frau Sofia und meine Tochter Daniela.« Tobias verbeugte sich und küsste die Hand, die ihm Sofia entgegenstreckte, und erst jetzt bemerkte er, dass Sofia blind war.
    Das Baby quengelte und war unwillig. Und so wütend und verweint sah es jetzt etwas anders aus als das lachende Kind auf den Fotos.
    Sofia nahm eine Babydecke, die auf einem der Liegestühle lag, breitete sie auf einem kleinen Rasenstück vor dem Haus aus und setzte Daniela darauf, die sofort begeistert versuchte, zu krabbeln.
    Ja. Das war sie! Das war genau die Decke auf einem der Fotos. Eine hellblaue Decke mit weißen Elefanten! Er hatte sich also doch nicht getäuscht.
    Aber warum schickte ihm Jonathan die Fotos? Und schrieb ihm diesen banalen, klischeehaften Satz: … auch dein Schicksal wird sich irgendwann zum Guten wenden, der in seinen Ohren einfach nur bösartig klang. Auch ich habe einmal ein Kind verloren … warum schrieb er ihm das? Sie hatten nicht den geringsten Kontakt, hatten sich nur einmal kurz gesehen. War Jonathan nicht ganz bei Trost?
    Jonathan unterbrach Tobias’ Gedanken. »Entschuldigen Sie, aber was ist mit Ihrer Frau geschehen? Ich kann gar nicht glauben,

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