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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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hinüberblickte, die sich an die Basis des kilometerhohen Corp-Turms schmiegten, schüttelte er den Kopf und sagte etwas Unanständiges. Die Vorstellungen der früheren Golemserien waren sicherlich Medienereignisse gewesen, aber mit Nummer fünfundzwanzig kamen sie allmählich aus der Mode. Es verriet Solenz etwas von dem Ansehen, in dem er bei seinem Boss stand, dass dieser ihn hierher geschickt hatte. Solenz drehte sich nun um und blickte in die eigene Holocam.
    »Die Nummerierung der Golems ist alles in allem heute als Erkennungsmerkmal überflüssig geworden«, verkündete er. Dann stand er auf, betrachtete kurz den Schmierfleck auf der Schulter und wandte sich der Kamera etwas von der Seite her zu.
    »Eine neue Serie bringt heute nur noch kleine Verbesserungen mit sich, die gewöhnlich auszugleichen sind, indem der Eigentümer seinen Golem der vorangegangenen Serie aufbessert -oder indem dieser, falls er frei ist, es selbst tut. Ungeachtet des ganzen Reklamerummels weiß man, dass der Prototyp des Fünfundzwanzigers nur etwas effizientere Servomotoren und einen größeren Energievorrat besitzt als der Vorgänger.«
    »Ich finde, dass diese Krähe alles Nötige über deine Schilderung gesagt hat, Solenz.« Barone von den India News lächelte unangenehm, als er heran geschwankt kam. Er leerte sein Glas und warf es zu Boden. Ein Backenhörnchen kam zur Inspektion des Glases, schnupperte hochmütig daran und machte sich lieber auf die Suche nach weiteren Kanapees.
    »Es war in Wirklichkeit ein Rabe«, entgegnete Solenz und war sich dabei ungemütlich der Tatsache bewusst, dass er nach wie vor live auf Earthnet war, wenn auch auf einem der unteren Kanäle.
    »Ah, da kommen sie«, stellte Barone fest.
    Aus dem Torbogen der nächstgelegenen Kuppel kamen Corp-Manager hervor, die sich herausgeputzt hatten waren wie ein Schwärm Pfauen. Im Zentrum dieser Gruppe ging der neue Golem und überragte die anderen.
    »Den Prototyp legen sie immer stark auf seine Wirkung aus - um den Mangel an echten technischen Fortschritten zu kaschieren«, meinte Solenz naserümpfend.
    »Oh, komm langsam mal zur Sache, Mann!«, verlangte Barone. »Es geht hier allein darum, wer ihn sich als Erster zulegt, und man möchte zeigen, was für große Eier man hat, weil man sich einen Golem der neuesten Baureihe leisten kann.«
    Obwohl er nach wie vor auf Sendung war, drehte sich Solenz zu ihm um und fragte: »Warum verpisst du dich nicht nach irgendwo da drüben?«
    »Uuuh, wie empfindlich!« Aber Barone verzog sich.
    Wie Hunde, die heranstürmten, um etwas Unaussprechliches zu erschnuppern, drängte sich nun die Pressemeute heran. Solenz bahnte sich mit Schultern und Ellbogen einen Weg in die vorderste Reihe. Der Corp-Sprecher - dessen Straßenanzug seinem eigenen überlegen war, wie Solenz feststellte - hob die Hände und wartete darauf, dass Ruhe eintrat, und er schnipste mit den Fingern in Richtung der Holocams, die heranflogen, um den großen schlaksigen Golem hinter ihm aus der Nähe aufzunehmen. Solenz stellte sich vorsorglich darauf ein, gelangweilt zu werden, und zerbrach sich den Kopf nach scharfsinnigen Fragen für den Zeitpunkt nach dem Salbadern.
    »Seit langem verfolgt unser Unternehmen das Ziel, Ihnen nur das Beste anzubieten, nur absolute Spitzenprodukte der Cybertechnik«, legte der Sprecher los und zeigte dabei ein überlegenes Lächeln.
    »Na, da schwenken wir doch eine Flagge mit dem Schwanz«, brummte jemand, und jemand anders bekam einen Kicheranfall.
    Der Sprecher runzelte die Stirn und fuhr fort: »In diesem Sinne habe ich nun die große Freude, der Polis etwas vorzustellen, was … «
    Blitzartig: der albtraumhafte Eindruck von einer Scheibe aus Feuer, die aus einer explodierenden Holocam schoss und den Sprecher in zwei Hälften zerschnitt, ehe die Druckwelle Solenz hochriss und auf den Rücken schleuderte. Fast instinktiv versuchte er, über seinen Verstärker eine Verbindung herzustellen, aber er spürte, wie jeder Verstärkerkanal ausfiel, sobald er ihn anwählte. Er hob den Blick und sah Holocams aus der Luft regnen.
    Scheiße! Planare Ladung… elektronische Kriegsführung…
    Menschen schrien - und liefen panisch auseinander. Es erinnerte Solenz, an seine früheren Jahre, in denen er über Kriege und Terroranschläge auf den Grenzplaneten berichtet hatte. Er sah Barone herumstolpern, beide Arme an den Ellbogen abgetrennt. Eine der Corp-Frauen, die angetan mit einer durchscheinenden Regenbogenkreation ins Freie getanzt

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