Der Metallschwarm
hatten die Klikiss während ihrer Flucht bestimmte Koordinatenplatten beschädigt. In den Ruinen von Rheindic Co hatten Margaret und Louis eine intakte Trapezwand gefunden. Bei dem Versuch, vor den schwarzen Robotern zu fliehen, hatte Louis ein Koordinatenelement gewählt, seine Frau durchs Transportal geschickt und beabsichtigt, ihr zu folgen. Doch Sirix und die anderen beiden Roboter hatten ihn erreicht, bevor er das Portal durchschreiten konnte, und so war Margaret allein in der Hölle gestrandet... Orli steckte voller Fragen. »Warum wollen die Klikiss andere Subschwärme angreifen?«
Margaret hatte nie gut mit Kindern umgehen können, nicht einmal mit ihrem eigenen Sohn Anton. Sie verstand es nicht, richtig mit ihnen zu reden, konnte ihr ernstes Gebaren nicht abstreifen. Aber dieses Mädchen war viel mehr als nur ein Kind, und aus irgendeinem Grund schien Orli Margaret zu mögen. Und auch DD. »Wie alt bist du?«
»Fünfzehn.«
»Du weißt, dass auch die Menschen untereinander Krieg führen. Aber bei den Klikiss ist es eine biologische Notwendigkeit. Eine Form der Bevölkerungskontrolle.« Während ihrer Zeit bei den Insektenwesen hatte Margaret nicht nur gelernt, mit ihnen zu kommunizieren, sondern sich auch eingehend mit ihrer sozialen Struktur und ihren Interaktionen befasst.
»Ich verstehe sie wie ein Archäologe, nicht wie ein Biologe. Die Klikiss haben eine zyklische Gesellschaft, mit Eroberung, Konsolidierung und Dominanz als Antriebskraft. Wenn es viele Subschwärme gibt, führen die Brüterinnen gegeneinander Krieg. Eine Brüterin erobert und unterwirft die schwächere, vergrößert ihren Schwärm und kämpft dann gegen den nächsten Subschwarm. Schwärme teilen sich und wachsen, bringen neue Krieger für die Kämpfe hervor. Jeder Sieg integriert weitere Schwärme, eliminiert Rivalen und erweitert Einfluss und Macht. Schließlich befindet sich die ganze, weit verstreut lebende Spezies im Krieg, und wenn er zu Ende ist, bleibt nur eine Brüterin übrig, die das gesamte Klikiss-Volk kontrolliert.
Doch ein einzelner Superschwarm, von einer Brüterin regiert, würde auf Dauer Stagnation bedeuten. Irgendwann teilt sich die siegreiche Brüterin ein letztes Mal und verteilt die Klikiss durch Tausende von Transportale auf neuen Welten. Das ist das Große Schwärmen. Anschließend schlafen sie Tausende von Jahren und warten.«
»Warum schlafen sie so lange?«, fragte Orli und schien mit einer einfachen Antwort zu rechnen.
Margaret hatte zahlreiche Aufzeichnungen der Fremden angesehen und versucht, die Klikiss nach Gründen zu fragen, aber sie schienen diese einfache Frage nicht zu verstehen. Es gab keine Vergleichsbasis. Margaret hatte mit Stöcken und Fingern die komplexen Linien mathematischer Klikiss-Symbole in den Boden gekratzt und auf diese Weise versucht, sich verständlich zu machen und ihre Fragen zu formulieren, bis die Brüterin schließlich das Interesse verloren hatte. Erst Monate später waren ihr die ersten Dinge klar geworden.
»Die Jahrhunderte des totalen Schwarmkriegs verheeren zahlreiche Planeten. Deshalb graben sich die Klikiss ein, sie alle: Brüterinnen, Domate und all die anderen Subgattungen. Sie hibernieren, während sich die planetaren Ökosysteme erholen. Schließlich erwachen die Klikiss, und mit den neu entstandenen Subschwärmen beginnt der ganze Zyklus von vorn.« Orli verstand so schnell, dass Margaret über die Intelligenz des Mädchens staunte. »Wenn dies ein neues Schwärmen ist... Es bedeutet, dass es dort draußen weitere Subschwärme gibt.«
»Ja, Orli. Es gibt viele weitere dort draußen. Die Brüterin hier auf Llaro hält mich noch für interessant, aber auf die anderen Brüterinnen habe ich nicht den geringsten Einfluss. Die Klikiss dort draußen werden jede Plage angreifen, die sie finden.«
»Was meinen Sie mit Plage? Andere Klikiss?«
»Klikiss. Schwarze Roboter. Und Menschen.«
Tapfer und trotzig verschränkte Orli die Arme. »Wie haben Sie bei ihnen überlebt? Warum haben die Insektenwesen Sie nicht getötet?« Margarets Gesicht zeigte sowohl Wehmut als auch Furcht. »Nun, mich begleitete ein Lied, das die Brüterin noch nie gehört hatte.« Sie griff in eine Tasche ihrer neuen Kombination -eine strapazierfähige Kolonieuniform, die ihren alten, zerrissenen Overall ersetzte - und holte einen kleinen Metallkasten mit Zahnrädern und kleinen Metallnadeln hervor. Sie drehte den Schlüssel und hielt das Objekt in der Hand. »Eine alte Spieldose. Mein Sohn
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