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Der Metzger sieht rot

Der Metzger sieht rot

Titel: Der Metzger sieht rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Raab
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Willibald, erstens ist der Mensch ein Tier, und es ist besser, dieser Trieb wird für 90 Minuten in einem gesicherten Oval als auf der Straße ausgelebt, zweitens ist der Owuso jetzt ein Held, hast du die Zeitung heute schon gelesen, da ist die Hölle los, und drittens sind wir sowieso schon dran, den Fall zu untersuchen. Momentan liegt Kwabena Owuso bei der Gerichtsmedizin, da werden wir schon sehen, ob der auch wirklich ganz von allein gestorben ist. Glauben kann ich’s ja nicht. Genauso wenig wie ich glauben kann, dass gerade deine Danjela diesen Verein verehrt!“
    „Dem Owuso wird’s reichlich egal sein, ob er heute ein Held ist, denk ich! Und dir kann’s reichlich egal sein, welche Mannschaft die Danjela verehrt. Abgesehn davon, was unterscheidet den einen vom anderen Verein? Es geht doch sowieso nur ums Geld, oder? Millionäre, die sich von anderen Millionären dafür bezahlen lassen, sich für Zuschauer, die in ihrem ganzen Leben nicht soviel verdienen wie diese Millionäre in einem Jahr, gegenseitig herum- und nebenbei auch einen Ball auf einer gepflegten Rasenfläche, auf die auch wieder nur die Millionäre dürfen, zuzuschubsen!“
    „Das mag alles stimmen, nur darf man dabei nicht das Herz verkaufen, den Ursprung. Der Verein Kicker Saurias, ich hab ihn zwar nie gemocht, war immer schon ein Urgestein im heimischen Fußball, eine Schmiede unserer bekanntesten Nationalspieler, aber trotzdem kein abgehobener Millionärsklub. Mit Fans, die findest du sonst nirgendwo: treu bis in die Unterliga, der Farbe Rot verpflichtet bis zur Unterhose, mit einem Zweitwohnsitz auf einem der Schalensitze am Rand dieses Stückchen Rasens im Osten der Stadt, dagegen sind die SK-Athletik-Fans Waschlappen, sehr zum Ärgernis ihres Präsidenten Vinzenz Fürst. Der hätte garantiert selbst gern aktivere, lautere und engagiertere Fangruppierungen. Seit Regis bei den Kicker Saurias die Finger im Spiel hat, oder besser gesagt der Eigentümer der Firma, Johann König, kicken in der Kampfmannschaft nur mehr zwei einheimische Stammspieler, der Stefan Kreuzberger und der Adi Schuster, der Rest sind überbezahlte Legionäre. So werden die anderen Ligaklubs zu Statisten degradiert. Manche Fans leiden frustriert unter Identitätsverlust, während die anderen vom Größenwahn gepackt sind. Johann König ist der gehasste Bonze und zugleich eine Kultfigur, der Retter eines maroden Klubs. Ein Bursche aus dem einfachen Umfeld einer Arbeiterfamilie, der als Spitze der wirtschaftlichen Elite dieses Landes aus fernen Landen heimgekehrt ist. Er war immer schon ein Kicker-Saurias-Fan, der einst selbst brav hinter der Outlinie aufgepflanzt war, um als Balljunge diverse verirrte Pässe per Hand oder Fuß zurück ins Spielfeld zu befördern, und jetzt ist er der Helfer in letzter Minute. Was für ihn spricht, ist seine Geradlinigkeit und dass er so was von bodenständig geblieben ist, ein Straftermin für Society-Berichterstatter. Die königliche Finanzspritze hat den Verein um Weltklassespieler reicher, in der Meisterschaft bedeutender und ihn, Johann König, zum Präsidenten gemacht. Heute steht hinter Saurias sein Firmenname Regis.
    Aber trotz der Millionen im Rücken ist es denen bis heute nicht gelungen, Meister zu werden. Was den König unglaublich giftet und er nun alles tut, um an die Spitze zu kommen.
    Vinzenz Fürst und Johann König sind klarerweise spinnefeind. Und obwohl der Fürst weniger Legionäre in seiner Mannschaft hat, natürlich nur weil ihm das Geld fehlt, ist er in der Liga dem König dicht auf den Fersen. So spannend wie heuer war’s noch nie. Ich halt auf jeden Fall nicht zu den Saurias, diesem Söldnerhaufen, das kann ich dir sagen.“
    Dem Pospischill ist eine leichte Verstimmung anzusehen. Nichts aber gegen den Grant, der sich im Metzger ausbreitet wie die Schnellimbissrestaurants in der Innenstadt. Mit Zornesröte, eine sehr ungewöhnliche Färbung in Willibalds Gesicht, wahrscheinlich genährt durch den elendiglichen körperlichen Gesamtzustand, pfaucht er den Kommissar an:
    „Gibt es ein Gesetz gegen die Verpflichtung von Legionären? Oder gibt es eine verpflichtende fixierte Mindestanzahl einheimischer Spieler? Gibt es ein Gesetz gegen Verrückte, die ihr Geld, das übrigens garantiert sinnvoller zu investieren wäre, dem Fußball in den Rachen schieben wie den Mais in eine Stopfgans? Sicher nicht, oder? Was regst du dich auf, Pospischill, weil jemand unbedingt gewinnen will und das mit allen Mitteln. Geht’s nicht

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