Der Milliardär und das Kindermädchen
Willenskraft. „Ich komme aus sehr armen Verhältnissen, Zane. Als junge Frau habe ich in einem Casino in Las Vegas getanzt, weil ich das Geld brauchte, auch für meine Familie in Oklahoma. Wenn du das gewusst hättest, hättest du mich wahrscheinlich nie eingestellt.“
Zuerst wurde er ärgerlich, einfach weil sie ihn angelogen hatte. Dass sie aus armen Verhältnissen kam und mal im Casino getanzt hatte, kümmerte ihn überhaupt nicht.
Aber dann sah er Melanie an und spürte, wie sehr sie sich schämte und was für heftige Vorwürfe sie sich deswegen machte. Es brach ihm fast das Herz.
Vor einigen Wochen hätte er sie für diese Lüge noch gefeuert. Aber inzwischen hatte er von ihr unendlich viel über Liebe und Geduld gelernt. Er setzte sich zu ihr auf das Bett und legte eine Hand auf die Decke – an die Stelle, unter der ihre Füße waren. Allmählich schien sie sich wieder zu beruhigen.
Melanie schwieg für einige Sekunden, bevor sie zu erzählen begann. Erst zaghaft, und dann wie befreit – von ihrer Mutter, die sich immer mit den falschen Männern abgegeben hatte. Davon, dass Melanie ihren leiblichen Vater nie kennengelernt hatte. Und davon, dass ihre Mutter sich immer wieder hoch verschuldet und Melanie um Geld angepumpt hatte. Deswegen hatte sie schließlich den Job als Tänzerin im Grand Illusion Casino angenommen. Bis sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte und ausschließlich als Nanny arbeiten konnte. Am Ende sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus – ein befreiendes Gefühl.
„Ich habe die ganze Zeit gehofft, eines Tages mein Ziel zu erreichen“, schloss sie. „Vielleicht habe ich mich auf dem Weg dahin nicht immer besonders geschickt angestellt, aber immerhin bin ich dabei vorangekommen. Und ich habe hoffentlich auch andere Menschen vorangebracht.“
„Das hast du auf jeden Fall.“
Bei seinen Worten fasste Melanie wieder neuen Mut. Andererseits … was genau wollte er ihr damit sagen? Wie stand er jetzt zu ihr? An seinem Gesichtsausdruck konnte sie es nicht erkennen.
Als er die Hand von ihrem Fuß nahm, fühlte sie sich unsagbar allein. Genau das hatte sie befürchtet, und deswegen hatte sie ihm ihre Lebensgeschichte nicht schon früher anvertraut.
„Ich wünschte, du hättest mir das längst erzählt“, sagte Zane.
„Ja, aber wann denn? Ich wollte unbedingt diesen Job haben, weil ich Livie von Anfang an ins Herz geschlossen hatte. Mir war aber bewusst, dass du nie ein Ex-Showgirl für deine Tochter einstellen würdest.“
„Wahrscheinlich hast du recht“, gab er zu. „Damals kannte ich dich eben noch nicht und hätte mich von solchen Dingen beeinflussen lassen.“
„Aber wenn du mich nicht eingestellt hättest“, fuhr sie fort, „hätten wir uns nie …“ Sie konnte die Worte nicht aussprechen, im Moment erschien ihr alles so unwirklich.
Zane brachte den Satz für sie zu Ende: „Dann hätten wir uns nie ineinander verliebt. Da hast du recht.“
Melanie biss sich auf die Lippen. „Ich könnte sehr gut verstehen, wenn du mir das nie verzeihen würdest“, sagte sie. „Immerhin habe ich mir das alles hier mit einer Lüge erkauft. Eine Zeit lang hatte ich in Livie eine wunderbare Tochter, für die ich einfach alles getan hätte.“
Sie schluckte. „Und außerdem hatte ich dich, Zane. Nein, ich bereue nicht, dass ich dir diesen Punkt in meinem Lebenslauf verschwiegen habe. Es hat mir unendlich viel bedeutet, mit dir und Livie zusammen sein zu dürfen …“
Zane stand auf.
Melanie zuckte zusammen. Jetzt geht er, dachte sie. Und ich kann nichts dagegen tun.
Da stutzte er, und sie schnappte nach Atem.
„Ich war jahrelang ein sehr unversöhnlicher, nachtragender Mensch“, begann er. „Ich habe das Schicksal gehasst für das, was es mir mit Danielles Krankheit und ihrem Tod angetan hat. Und der Zane Foley von damals hätte dich jetzt für immer verflucht. Aber die Zeiten sind zum Glück vorbei …“
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, zog er sie an sich und presste die Lippen auf ihre.
Er will gar nicht gehen, dachte Melanie. Im Gegenteil.
Sie umfasste seinen Kopf mit beiden Händen und küsste ihn leidenschaftlich zurück. Das hatte sie sich immer gewünscht: einen Mann, den sie liebte und der ihre Liebe erwiderte. Zane war das schönste Geschenk, das sie jemals bekommen hatte. Und er war viel mehr wert als jedes Diamantarmband und jedes Auto.
„Ich kann überhaupt nicht wütend auf dich sein“, sagte er, als er sich schließlich von ihr löste. „Ich bin
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