Der Milliardär und das Kindermädchen
liegen.
Melanie stockte der Atem. Und jetzt?, fragte sie sich. Habe ich den Job?
Ohne ein weiteres Wort ging er in Richtung Tür. Dann drehte er sich um, sah, dass Melanie noch am Tisch saß, und forderte sie mit einer Geste auf, ihm zu folgen.
Also gut.
Ihre Absätze hallten auf dem Parkettboden wider, während sie hinter Zane Foley den Flur hinunterging.
„Ich erwarte, dass Sie Livie umfangreich unterrichten, auch außerhalb der Schulstunden“, verkündete er mit fester Stimme.
„Das ist überhaupt kein Problem für mich“, sagte sie aufgeregt. Also war er tatsächlich bereit, sie einzustellen! „Mit Miss Sandovals Tochter Toni habe ich mir jeden Tag etwas Neues angeschaut. Das würde ich mit Livie gern genauso machen.“
„Ich habe gelesen, dass Sie viel tanzen. Davon kann Livie wahrscheinlich am stärksten profitieren.“
Melanie stockte der Atem. Doch dann wurde ihr bewusst, dass Zane Foley sich damit wahrscheinlich auf die vielen Kurse bezog, die sie im Lebenslauf erwähnt hatte: vom Jazztanz über Hip-Hop bis hin zu Ballettstunden war alles dabei. „Hatte Livie denn schon mal Tanzunterricht?“, fragte sie.
„Nein, aber sie braucht dringend ein geeignetes Ventil. Das Mädchen steht völlig unter Strom.“
„Ach so.“
„Abgesehen davon hat sie einen festen Zeitplan, an den Sie sich bitte genau halten. Klare Strukturen tun Livie nämlich gut, und Sie selbst können auch davon profitieren.“
Klare Strukturen also. Wenn Melanie sich in seiner perfekt durchgeplanten Stadtvilla umsah, kam ihr langsam der Verdacht, dass Livie in Austin in einer Art goldenem Käfig lebte.
Innerlich kochte sie schon vor Wut, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Immerhin wollte sie dringend diesen Job haben … und sie brauchte ihn auch.
Zane Foley führte sie in ein kleines Büro, das mit antiken dunklen Holzmöbeln eingerichtet war. Auf einem mit Schnitzereien verzierten Schreibtisch stand ein Laptop. In den Regalen reihten sich in Leder gebundene Bände, die einen leicht muffigen Geruch verströmten.
An der Wand hingen einige große Gemälde. Das größte davon zeigte die ganze Familie Foley: Zanes jüngere Brüder Jason und Travis konnten zu dem Zeitpunkt nicht älter als zehn Jahre gewesen sein. Sie standen neben ihrem Vater, Rex Foley. Der Familienvater lächelte freundlich in den Raum. Seine inzwischen verstorbene Frau Olivia Marie hatte sich bei ihm untergehakt, auch sie lächelte sanft.
Zane Foley stand ein Stück abseits. Der Teenager auf dem Bild wirkte sehr ernst und gleichzeitig überheblich – ähnlich wie der erwachsene Mann, der Melanie eben in das Zimmer geführt hatte.
Als sie sich umdrehte, stieß sie fast mit ihm zusammen. Er stand hinter ihr und betrachtete gerade ein anderes Gemälde: das seiner Tochter Livie.
Das Bild war offenbar ziemlich aktuell. Es zeigte ein süßes kleines Mädchen in einem rosafarbenen Kleid; das wellige dunkle Haar wurde von einem Band aus Spitze zurückgehalten. Sie lächelte schüchtern. Im Arm hielt sie ein Stofflämmchen.
Melanie brauchte nur das Bild zu betrachten, und schon bekam sie eine Gänsehaut. Als sie dann aber Zane ansah, zog sich ihr das Herz zusammen: Sein Blick war voller Liebe …
Doch urplötzlich verdüsterte sich seine Miene: Leid und Angst spiegelten sich darin wider.
Was hatte das eine Gefühl mit dem anderen zu tun?
Wie gebannt betrachtete Zane das Porträt seiner Tochter. Und während er eben in Gedanken noch ganz bei Livie gewesen war, musste er jetzt an einen anderen Menschen denken: nämlich an Danielle.
Sechs Jahre lag der Tod seiner Frau mittlerweile zurück … aber immer, wenn er seine Tochter ansah, hatte er ihr Gesicht wieder vor sich. Immer wieder fragte er sich dabei, ob Livie später genauso werden würde wie ihre Mutter.
Hatte Livie wohl Danielles Veranlagung geerbt, wäre sie später den gleichen manisch-depressiven Stimmungsschwankungen ausgeliefert? Im einen Moment himmelhoch jauchzend, im anderen zu Tode betrübt? Diese sich abwechselnden Extreme hatten sich fast durch ihre ganze Ehe gezogen … bis zu dem einen schrecklichen Tag, an dem Danielle sich das Leben genommen hatte.
Als er sich von dem Bild seiner Tochter abwandte, fiel sein Blick auf die schlanke Gestalt seiner neuen Nanny. Mit ihrem goldblonden, langen Haar und den strahlend blauen Augen wirkte Melanie Grandy wie das genaue Gegenteil von Danielle und Livie. Doch wenn er ihr herzförmiges Gesicht und das schlecht sitzende blaue Kostüm betrachtete,
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