Der Milliardaer und die Braut
Grimasse. „… zuerst noch so vital, und dann liegt er plötzlich im Koma.“ Er fuhr sich durchs Haar. „Es war eine Erleichterung, als er schließlich starb. Niemand wollte das zugeben, aber es ist die Wahrheit. Er hätte es gehasst, mit einem Hirnschaden weiterleben zu müssen.“
Voller Mitgefühl sah Jade ihn an. „Du bist ihm ziemlich ähnlich“, sagte sie sanft. „Das hast du bestimmt schon oft gehört. Er hasste es ebenfalls, angebunden zu sein.“
Nic bekam nur ein schiefes Grinsen hin, als er nach seinem Glas griff. „Meine Eltern führten eine vorbestimmte Zweckehe. Davon wissen nicht viele Menschen. Meine Mutter liebte meinen Vater von Anfang an, aber er war nicht gerade begeistert von dem Gedanken, an ein und dieselbe Frau gebunden zu sein. Also arrangierten sie sich, so gut sie konnten, bis Chiara auf die Welt kam. Mein Vater fand es herrlich, endlich eine Tochter zu haben. Zwar hatte er schon drei Söhne, aber sein kleines Töchterchen bedeutete ihm einfach alles.“
Mit einem leichten Klirren stellte Nic seine Champagnerflöte ab und seufzte. „Sie zu verlieren, war für ihn, als hätte sich der Boden unter seinen Füßen aufgetan und ihn in die Unendlichkeit verschluckt. Er fühlte sich von Gott dafür bestraft, dass er seiner Frau und seinen Söhnen nicht genügend Liebe entgegengebracht hatte. Mein Vater machte daraufhin eine sehr schwere Zeit durch. Du hast bestimmt von seinen zahlreichen Affären mit geldgierigen Flittchen gehört. Aber irgendwann begriff er glücklicherweise, dass er nur eine einzige Frau lieben konnte: die Mutter seiner noch lebenden Kinder, die ihn schon seit dem ersten Tag ihrer gemeinsamen Ehe liebte.“
„In Trauer reagiert jeder Mensch anders“, murmelte Jade und dachte dabei an ihre eigene Geschichte.
„Genau wie mein Vater lasse ich mir nicht gern vorschreiben, was ich zu tun habe“, fuhr Nic fort. „Er selbst hat deswegen ständig mit meinem Großvater gestritten. Vermutlich hat Salvatore deshalb ein so eigenwilliges Testament verfasst.“
„Aber jetzt tust du, was er sich gewünscht hat, und nur darum geht es“, antwortete Jade seltsam tonlos. „In einem Jahr bist du wieder frei. Dann hast du dein Erbe gesichert und kannst damit anstellen, was du willst.“
„Und was ist mit dir?“ Erwartungsvoll sah Nic sie über sein Glas hinweg an, während er trank. „Was hast du vor, wenn dieses Jahr vorüber ist?“
Ratlos betrachtete sie ihr fast volles Glas. „So weit habe ich noch gar nicht gedacht.“ Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. „Wir werden uns wohl einvernehmlich scheiden lassen und unserer Wege gehen.“
Unwillkürlich fragte er sich, mit wem sie wohl ihren Weg gehen wollte. Hatte sie es überhaupt im Leben auf eine feste Partnerschaft abgesehen? Nun, ohne das Geld seines Großvaters würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als sich einen wohlhabenden Mann zu suchen. Jade war für die Welt der oberen Zehntausend geboren, hatte aber noch keinen einzigen Tag in ihrem Leben richtig gearbeitet.
Und bis zu dem Zeitpunkt, als ihr Vater seine Unterhaltszahlungen einstellte, hatte Jade sich nicht einmal bezüglich des Testaments bei Nic gemeldet. Auf der Beerdigung war sie ihm nur ausgewichen, und danach hatte Nic das Thema erst einmal verdrängt.
Jetzt musste er sich allerdings eingestehen, dass es einige Vorteile bot, mit Jade verheiratet zu sein. Sie war ausgesprochen attraktiv und hatte unheimlich intensive grüne Augen, mandelförmig, die von dunklen Wimpern umringt waren. Ihre seidigen schwarzen Haare fielen in sanften Wellen weit über die Schultern, und die hohen Wangenknochen bildeten einen klassisch schönen Kontrast zu den geschwungenen vollen Lippen.
Sie hätte problemlos als Model arbeiten können, wenn sie es darauf angelegt hätte. Aber aus irgendeinem Grund hatte sie mit neunzehn sogar das Angebot einer erstklassigen Modelagentur einfach abgelehnt. Offenbar reichte es ihr völlig, auf Kosten ihres Vaters zu leben, und sie erwartete, dass ihr auch zukünftig alles Notwendige in den Schoß fiel.
Vor dieser Einstellung hatte Nic nicht sonderlich viel Respekt. Allerdings gefiel ihm der Gedanke, dieses verwöhnte Mädchen in sein Bett zu locken. Im Grunde konnte er es kaum erwarten herauszufinden, ob sie sich dann immer noch so kühl und überlegen gab. Er spürte doch, dass eine unkontrollierbare Hitze und Leidenschaft hinter dieser Fassade brodelte. Jade reizte ihn mit voller Absicht. Sie wollte sein Verlangen nach ihr
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