Der Milliardär und die Braut
Intelligenz waren eben eine ziemlich seltene Kombination.
„Hey.“ Nic tippte mit dem Zeigefinger gegen ihr Kinn. „Warum so ernst?“
Es gelang ihr nicht, sich zu einem Lächeln zu zwingen. „Ich dachte nur gerade daran, wie sehr ich das alles vermissen werde, wenn es vorüber ist.“
Ein paar Sekunden lang hielt er den Atem an. Dann rollte er sich auf den Rücken und starrte an die Decke. „Ich weiß“, murmelte er.
„Wirst du mich vermissen? Ich meine, wenn wir uns irgendwann trennen? Ich werde vermutlich zurück nach London oder sogar nach Australien gehen. Dort wollte ich schon immer mal leben. Warst du mal da?“
Nic stand auf und begann, sich anzuziehen. „Ja, man kann dort fantastisch Urlaub machen. Ich hätte gern mehr Zeit in Australien verbracht. Du solltest den großen Sprung wagen. Vor allem hättest du dann Ruhe vor den Journalisten und könntest einen Neuanfang starten.“ Seine Miene blieb verschlossen, und er wich einer direkten Antwort auf ihre wichtigste Frage aus. „Hör mal, Jade. Du kennst doch die Abmachung zwischen uns. Ich bin absolut ehrlich zu dir gewesen und habe kein Hehl daraus gemacht, wie weit ich zu gehen bereit bin. Ändere jetzt nicht die Regeln, okay?“
Sie sah auf den Boden. „Ich möchte nicht die Regeln ändern. Ich sage lediglich, ich werde vermissen, was wir miteinander hatten.“
„Was soll ich denn darauf erwidern, um Himmels willen?“, brauste er auf. „Dass ich dich auch vermissen werde?“
„Wirst du es denn?“
Seine Augen wirkten plötzlich unnatürlich groß. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht“, brummte er und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
10. KAPITEL
Am nächsten Morgen verkündete Nic beim Frühstück, sie würden umgehend nach Rom zurückkehren. Damit waren die Flitterwochen also offiziell vorüber. Jade kam es vor, als würde er einen künstlichen Wall zwischen ihnen errichten, der vor allem zu Hause in Rom von Tag zu Tag größer wurde.
Zwar verbrachte er die Nächte mit ihr in einem Bett und liebte sie so leidenschaftlich wie eh und je, aber es kam kaum noch zu Gesprächen oder überhaupt gemeinsam verbrachter Freizeit. Nic arbeitete lange im Büro, ansonsten saß er viele Stunden in seinem Arbeitszimmer in der Villa, telefonierte häufig und stürzte sich mit Elan in seine Aufgaben.
Auch ohne Jades Hilfe wurde eine neue Haushälterin eingestellt. Zum Glück entschied sich Nic für eine freundliche und hilfsbereite Frau, die sich obendrein noch begeistert über Jades künstlerische Ambitionen zeigte.
Fast täglich schlenderte Jade durch die Straßen ihrer neuen Heimat, kaufte sich diverse Skizzen und Postkarten und verbrachte Stunden damit, sich Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Vor allem der Vatikan und die Sixtinische Kapelle hatten es ihr angetan, und sie fertigte oft eigene Zeichnungen von Motiven an, die sie dort entdeckte. Die Basilika Sankt Paul oder auch eine von grünen Blättern halb überdachte Lichtung der Villa Borghese oder einfach einige Straßenszenen, die den Charakter der ewigen Stadt beschrieben.
Den Freitagmorgen verbrachte sie im Kolosseum, und nachmittags nahm sie an einer weiteren Tour durch den Vatikan teil. Anschließend schlenderte sie an Schaufenstern vorbei, um ein wenig einzukaufen. Als sie plötzlich eine Kinder-Boutique entdeckte, die entzückende winzige Outfits im Fenster anpries, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.
Ihr Wunsch, doch noch einmal Mutter zu werden, wurde merkwürdigerweise täglich dringlicher. Aber mit Nic konnte sie über dieses Thema unmöglich sprechen. Dabei war seine starre Haltung kaum zu verstehen, weil er von seiner Nichte und seinen Neffen absolut hingerissen war. Erst vor zwei Tagen hatten sie Luca und Bronte besucht, und wieder war Jade aufgefallen, mit wie viel Spaß und Hingabe ihr Mann sich um die Kleinen kümmerte. Sie selbst wäre so gern ein echter Teil dieser großen italienischen Familie gewesen.
Spontan betrat sie das Geschäft und nahm einen süßen Babystrampler in rosa und weiß aus dem Regal. Verträumt strich sie mit den Fingern über das weiche Material und sehnte sich insgeheim nach einem Leben, wie Bronte und Maya es führen durften. Sie waren so verliebt in ihre Männer, und ihnen wurde ebenso viel Liebe entgegengebracht.
Aus einem unerfindlichen Grund sah Jade in diesem Moment hoch und entdeckte jenseits der Schaufensterscheibe einen Fotografen, der seine Kamera direkt auf sie gerichtet hatte. Erschrocken ließ sie den
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