Der Minister und das Mädchen - Kriminalroman
man sie vergessen.« Er baute die Kisten auf. »Bevorzugen Sie Partagas, Hoyo de Monterrey oder Cohiba?«
»Nicht gerade meine Preisklasse«, sagte ich. »Ich schließe mich Ihnen an.«
»Die Cohiba ist eine der besten Zigarren der Welt. Ursprünglich war sie für den persönlichen Gebrauch von Fidel Castro reserviert. Kenner schätzen an ihr den reichen und weichen Geschmack. Die Hoyo de Monterrey hat einen starken Körper und eine ausgeprägte Würze. Die Partagas besitzt einen ausgezeichneten Smoke mit einem würzigen Deckblatt. Die perfekte After-Dinner-Zigarre.« Er lächelte. »Ich denke, die Partagas ist heute Abend angemessen.«
Schwarz holte zwei Zigarren heraus, schnitt sie mit einer Zigarrenguillotine an, dann gab er mir Feuer. Tatsächlich, der Smoke war nicht zu verachten. Für ein paar Sekunden stand die Welt still. Der Rauch hüllte uns in eine verschworene Zigarrenliebhabergemeinschaft.
Der Bundestagsabgeordnete lehnte sich zurück und streckte lässig die Beine aus. »Als im Zweiten Weltkrieg die Deutschen London bombardierten, galt Winston Churchills größte Sorge dem Zigarrenladen von Alfred Dunhill. Und wussten Sie, dass John F. Kennedy, der geilste Schürzenjäger vor Bill Clinton, tausend Stück seiner geliebten Partagas einkaufen und bunkern ließ, bevor er das Embargo gegen Kuba unterzeichnete?«
»Nein, aber es passt zu dem, was ich von Jack Kennedy gehört habe.«
»Etwas muss ich Ihnen zeigen.« Erneut begab sich Schwarz zu seinem Humidor und fischte eine Kiste aus den hinteren Regionen. »Was für einen Juwelier die Kronjuwelen, das sind für einen Zigarren-Aficionado die Zigarren in dieser Kiste.«
Ich betrachtete die unscheinbare Schachtel. Sie hatte ein goldfarbenes Etikett mit drei Ts, zwei davon standen auf dem Kopf. Die Unterzeile lautete: Trinidad. La Habana, Cuba .
»Die Trinidad«, erklärte Schwarz, »ist so etwas wie ein kubanisches Staatsgeheimnis. Sie wird nur auf Veranlassung von Fidel Castro hergestellt und ist besonderen Ehrengästen vorbehalten. Ich könnte für die Kiste glatt einen Goldbarren in gleicher Größe bekommen, und das wäre noch viel zu billig.«
Er gierte danach, mir die Geschichte der Kiste zu erzählen, und ich tat ihm den Gefallen, ihn danach zu fragen.
»Es war vor zwei Jahren.« Schwarz nahm einen tiefen Zug. »Ich war mit einer Bundestagsdelegation in Kuba. Wir haben das übliche Besuchs- und Gesprächsprogramm absolviert, einschließlich einer Audienz bei Fidel. Der alte Zauselbart muss gemerkt haben, dass ich Zigarrenliebhaber bin. Am Abend hat er mich von einem seiner Leibwächter aus dem Hotel abholen lassen. Wir haben in seinem Arbeitszimmer gesessen, Trinidads geraucht und über Zigarren und die Welt diskutiert. Offiziell hat sich Castro das Rauchen abgewöhnt. Aber das ist eine Propagandalüge. Er raucht immer noch, allerdings hinter zugezogenen Vorhängen. Am Ende, so gegen zwei oder drei Uhr morgens, hat er mir diese Kiste geschenkt. Mir standen fast die Tränen in den Augen. Ich kam mir vor wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum.« Er seufzte. »Tja, Herr Wilsberg, das kann bald alles vorbei sein. Es gilt hopp oder topp. Entweder ich kehre bei meinem nächsten Besuch auf Kuba als Staatsgast zurück, oder ich verschwinde in der Versenkung. Es liegt in Ihrer Hand.«
»Ein bisschen viel Verantwortung für einen kleinen Privatdetektiv.«
Schwarz schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. »Aber Sie haben einen großen Vorteil auf Ihrer Seite: Sie sollen nur die Wahrheit herausfinden, nichts als die Wahrheit. Bringen Sie das Lügengebäude zum Einsturz!« Er legte die zigarrenfreie Hand auf die Brust. »Hier drin schlägt mein Herz als Vater. Ich weiß, dass mein Sohn unschuldig ist. Mögen die kleinkrämerischen Polizisten auch Fingerabdrücke, verlogene Zeugenaussagen und Indizien sammeln. Ich fühle, dass Christian kein Verbrechen begangen hat.«
»Wie oft haben Sie mit Ihrem Sohn in den letzten Jahren gesprochen?«
Er riss seine dunklen, dezent gefärbten Augenbrauen hoch. »Natürlich bin ich oft in Bonn und ansonsten viel unterwegs, innerhalb und außerhalb der Republik. Ich kenne auch nicht jede Einzelheit aus dem Leben meines Sohnes. Mag sein, dass mir sogar die eine oder andere seiner Freundinnen durch die Lappen gegangen ist. Doch es kommt nicht auf Stunden und Minuten an, die wir gemeinsam verbringen. Ich habe Christian aufwachsen sehen. Ich weiß, dass er zu dem, was man ihm vorwirft, nicht fähig ist.«
»Es wäre
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