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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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meine Quellen«, sagte ich.
    Die alte Dame lächelte sanft. »Natürlich.«
    Als ich mich vorbeugte, knarrte der Sessel unter mir. »Wie gut kannten Sie Vadim Zagan?«, fragte ich und zog Kugelschreiber und Notizblock he r vor.
    »So gut, wie man seinen Feind kennen sollte«, sagte sie. Ihre Stimme erinnerte mich an alten Samt und alten Wein. »Übrigens bin ich damit nicht allein: Die Zahl der Leute, die ihm an den Kragen wollten, ist Legion.«
    Ich nickte. »Ja, er scheint nicht gerade jedermanns Liebling gewesen zu sein.«
    »Sagen Sie, Herr Hellmann, wie ist er gestorben?«, Sie fragte es fast beiläufig.
    Interessant, dass sie dies nicht wusste. Oder es z u mindest vorgab. »Er wurde zerfleischt«, sagte ich. »Bei der Leiche fand sich Werwolfsfell.«
    »Ich verstehe. Nun, ich kann Ihnen versichern, dass weder ich, noch ein Mitglied meines Rudels ihn umgebracht haben.«
    Ich rieb mir das Kinn. »Darüber würde ich gern me i ne eigenen Schlüsse ziehen.«
    Wieder das sanfte Lächeln. »Natürlich.«
    »Sie sagten, Sie waren Konkurrenten«, sagte ich, die Kugelschreiberspitze über dem Papier. »Inwiefern?«
    »In jedem Sinn des Wortes. Sie müssen verstehen, die Nachtvölker sind eine Minderheit, gespalten in weitere Minderheiten: Werwölfe, Vampire, Kobolde, Dämonen, Drachen, Geister, Feen.«
    Ich nickte.
    »Doch trotz aller Unterschiede haben wir einen g e meinsamen Feind.«
    »Uns«, sagte ich. »Menschen.«
    »So ist es. Sollte die Welt jemals erfahren, dass wir Fleisch und Blut sind, statt die Mythen, zu denen man uns gemacht hat – man braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, was dann passiert.«
    Ich schwieg, wartete auf weitere Fakten.
    »Es gab immer wieder Bemühungen einzelner Wesen, alle Nachtvölker zu vereinen«, fuhr Elisa Prätorius fort. Ihr grüner Blick verlor sich im Garten jenseits der Scheibe. »Versuche, sie zu organisieren, zu einer Nation zu machen, ungeachtet aller Unterschiede. Nur die Ei n heit kann uns den Schutz geben, den wir brauchen. Es gab Pläne, ein weltweites Netzwerk aufzubauen, Land zu pachten, und eine menschensichere Gemeinde zu errichten. Unser eigenes nächtl i ches Utopia.«
    »Ich nehme an, genau das hatte Vadim Zagan vor?«, fragte ich.
    »Es war sein Traum«, sagte sie.
    »Und offensichtlich auch Ihrer.« Es war nicht schwer zu erraten. »Warum haben Sie sich also nicht zusa m mengetan?«
    Diesmal war ihr Lächeln hässlich und ohne Humor. »Weil Vadim Zagans schöne neue Welt allen Nachtvö l kern offenstand ... nur leider nicht uns Wölfen. Oh, er war ein brillanter Kopf, kein Zweifel – jemand, der wirklich eine Veränderung hätte herbeiführen können. Nur leider ist Rassismus keine exklusiv menschliche Eigenschaft, Herr Hellmann.« Ihre Stimme und ihr Blick wurden bitter. »Wie viele Blutsauger hielt Zagan uns für Tiere – unkontrollierbare Bestien. In seiner Z u kunftsvision trugen wir entweder Maulkörbe oder wurden eingeschläfert.«
    »Keine rosigen Aussichten«, stimmte ich zu. Hatte Lucretia dies mit Absicht verschwiegen – oder war sie nicht in alle Pläne ihres Mannes eingeweiht gewesen?
    Die Wolfsmatriarchin legte die Hände in den Schoß. »Sie merken, der Kreis der Verdächtigen weitet sich auf so ziemlich jeden Wolf in dieser Stadt aus. Oder«, sie zögerte, »vielleicht auch nicht.«
    Ihr bedeutungsschwangerer Unterton ließ mich au f horchen. »Was meinen Sie?«
    »Sie sagen, er wurde zerfleischt.«
    »Laut seiner ... Witwe blieb auf alle Fälle nicht viel von ihm übrig.«
    Sie nickte. »Die Tat einer blutrünstigen Bestie, nicht wahr? Aber das ist nicht unsere Art zu t ö ten.«
    »Wie töten Sie dann?«, fragte ich, unsicher, ob ich es wirklich wissen wollte.
    »Schnell«, sagte sie. »Schnell und sauber, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Wir sind eben keine hirnlosen Mordmaschinen.« Sie machte eine Pause, wieder im neu n ten Monat bedeutungsschwanger. »Haben Sie schon in B e tracht gezogen, dass dieser Mord inszeniert worden sein könnte, Herr Hellmann? Die Zerstückelung, das Fell. Mö g licherweise wollte jemand den Verdacht in eine bestimmte Richtung lenken.« Ihr Blick ruhte auf mir.
    »Ja.« Natürlich hatte ich schon daran gedacht. »Trot z dem würden die Wölfe von Zagans Tod profiti e ren.«
    »Solange, bis irgendein anderer Rassist seinen Platz einnimmt.«
    Ich ließ das im Raum stehen und wagte einen Schuss ins Blaue. »Sie wissen nicht zufällig von pikanten G e heimnissen, die Zagan der Welt verheimlicht

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