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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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Zähnen.
     
     
    7
     
    Ich schätze, mein Vater war an allem schuld. Ich war acht oder neun: Meine Mutter war wie jeden zweiten Samstagabend mit ihren Freundinnen beim Skat und der männliche Teil der Hellmann-Familie hatte stur m frei. Wir hatten gerade das Brathähnchen verputzt, das mein Vater vom Grill besorgt hatte, und wussten nichts mit unserer neugewonnenen Freiheit anzufangen. I r gendwann sah mich mein Vater an. »Lust auf ’nen Film?«
    Als ob er fragen müsste. Meine Mutter ließ mich so gut wie nie fernsehen, fest überzeugt, dass dies meiner Fant a sie und Konzentration nur schaden könnte. Wenn ich mich mal vor die Flimmerkiste setzen durfte – nur einmal die Woche und nie länger als eine halbe Stunde – stand nichts Härteres auf dem Programm als Löwe n zahn .
    Aber an diesem Abend öffnete mein Vater seinen V i deoschrank wie eine geheime Schatzkammer und ich bekam leuchtende Augen. Wo andere Väter ihre Söhne mit ihren ersten Schwedenwestern zum Mann machen, stand bei meinem Vater nur ein einziges Genre auf dem Pr o gramm:
    Film Noir. Die Klassiker.
    »Ich denke, du bist alt genug«, hatte er gesagt, und meine Brust war vor Stolz auf schwarzenegger-mäßige Proportionen geschwellt.
    Er begann mit Die Spur des Falken und erhöhte d a nach um den nächsten Bogey-Streifen: Tote schlafen fest . Die Hälfte der Handlung ging komplett über me i nen kindlichen Horizont, trotzdem war’s um mich g e schehen.
    Ich war angefixt.
    Meine Mutter kehrte viel zu schnell zurück; sie hatte keine Ahnung, was mit ihrem Sohn an diesem Abend geschehen war. Fortan wurde es zu einem Ritual: Jeden zweiten Samstag im Monat folgte ein neuer Vertreter der Schwarzen Serie. Bald kannte ich sie alle besser als meine weitere Verwandtschaft: Marlowe, Spade und Hammer – einsame Wölfe, die auf den Straßen für G e rechtigkeit sorgten. Unbesungene Helden in einer Welt des Verbrechens. Der junge Kai Hellmann hatte seinen Traumberuf gefunden.
    Ich vermisse diese Zeit. Aber am meisten vermisse ich ihn.
    »Was immer du mit deinem Leben anstellst, egal wie hart es wird, egal wie steinig«, hatte er zu mir gesagt, am Tag vor der Herz-OP, aus der er nicht mehr erw a chen sollte, »mach etwas, das du liebst .«
    Er selbst war Pharmavertreter im Außendienst gew e sen. Jeden Tag in einer anderen Stadt, ständig auf Ac h se. Er hatte es gehasst, das wusste ich. Musiker zu we r den war sein großer Traum gewesen, als er in meinem Alter gewesen war, aber die Welt hatte es geschafft, ihm das ausz u reden. Er hatte es immer bereut.
    »... mach etwas, das du liebst. «
    An diesem Abend, auf dem Weg zu Jennys Laden, gingen mir seine Worte unablässig durch den Kopf. Mein Vater hatte nie an Magie geglaubt, an Gespenster, Hexen, Monster – ich weiß nicht einmal, ob er an Gott geglaubt hatte
    Was er wohl dazu gesagt hätte, dass sein Sohn in dem Mord an einem Vampir ermittelte – und sich nun da r auf vorbereitete, das Revier eines ganzen Rudels schlecht erzogener Werwölfe zu betreten? Vielleicht war es besser, das nicht zu wissen.
    Der Vollmond stand dick und rund über der Stadt: Ein silbernes Auge, das jeden meiner Schritte genau beobachtete. Als ich Jennys Laden betrat, war sie ger a de im Gespräch mit einem kahlköpfigen Kunden, der ungläubig ein Fläsc h chen in seiner Hand betrachtete.
    »Ganz sicher?«, fragte er.
    Jenny legte die Hand aufs Herz. »Wenn ich’s Ihnen doch sage – das einzige, wirksame Haarwuchsmittel auf diesem Planeten! Mich soll der Blitz treffen, wenn ich lüge!«
    Das schien ihn zu  überzeugen und er verabschiedete sich mit einem hoffnungsvollen L ä cheln.
    »Für einen Moment dachte ich echt, der Zorn Gottes trifft dich«, sagte ich, als die Ladentür klingelnd hinter ihm zufiel. 
    Sie zuckte die Achseln. »Hey, ein bisschen schlechtes Karma macht das Leben interessanter – dieses oder das nächste. Außerdem: Unte r schätze nie den Placebo-Effekt.«
    »Du hast nicht zufällig auch ’ne Tinktur gegen garst i ge Vermieterinnen?«
    »Dagegen ist leider kein Kraut gewachsen. Wie gehen die Ermittlungen voran?«
    Ich erzählte es ihr.
    »Ooookay«, sagte sie, während sie die Schaufenste r beleuchtung ausmachte. »Du hast also einen toten Blutsauger, der politisch aktiv und darüber hinaus ein übler Rassist war, und ein ganzes Rudel an Hauptve r dächtigen – nein warte, zwei Rudel! Hab’ ich was ve r gessen?«
    »Hast du. Das ›kleine Geheimnis‹, mit dem er erpresst wurde.«
    Sie schob sich

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