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Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition)

Titel: Der Mitternachtsdetektiv: Unter Wölfen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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später willentlich die Gestalt wechseln kann. Die Nächte um den Vollmond herum können frisch gebissene Werwölfe rasend machen – sie werden blind vor Zorn, sie verlieren vollkommen die Kontrolle. Es kann sogar zu Gedächtnislücken ko m men. « Ich blickte zu dem silbernen Auge am schwa r zen Firmament. »In der Mordnacht stand der Vollmond am Himmel, genau wie jetzt. Und ›Ein Werwolf, der frisch gebissen wurde‹ kann ein Mensch jeden Alters sein. Zum Beispiel ein sehr junger Mensch. Einer, auf dem die Welt herumtrampelt, und der es der Welt ge r ne heimzahlen möchte. Einer, der durch seine Ado p tivmutter die Adresse seines ärgsten Fei n des kennt.«
    Bevor ich begriff, was geschah, packte mich eine eisenharte Klaue von hinten. Er kam so schnell über mich wie ein Peitschenschlag: Ein muskelbepackter Arm umklammerte meinen Hals, drahtiges Fell ki t zelte mein Gesicht, sein Knurren dröhnte in meinem Ohr.
    »Jonas!«, brüllte die Wolfsmutter. »Lass ihn los!«
    »Gut kombiniert, Schnüffler.« Die monströse Stimme des Jungwolfs war schneidend und kalt. »Hätt’ ich dir gar nicht zugetraut.«
    Ich hätte gern etwas Geistreiches erwidert; schwierig mit zugedrücktem Hals.
    »Jonas!«, grollte die Prätorius. Doch sie rührte sich nicht.
    »Aber ich hab’ mein Gedächtnis damals nich’ verl o ren«, raunte mir der Jungwolf ins Ohr. »Ich hab’ genau gewusst, was ich tu’!«
    Seine Adoptivmutter richtete ihre Kralle auf ihn. »Du wirst ihn auf der Stelle loslassen! Oder ich verstoße dich aus meinem Haus!«
    Andere Wölfe eilten aus der Tiefe des Privatwalds herbei: ein ganzes Dutzend von ihnen. Elisa Prätorius hielt sie mit erhobener Pranke zurück, bevor die Situ a tion eskalierte.
    »Zagan hat es verdient!«, brüllte Jonas, dass mir die O h ren klingelten. Ich versuchte daran zu denken, dass in der bestialischen Hülle ein Teenager steckte, keine siebzehn Jahre alt. Es war schwer. »Dieser Wichser – jetzt hat er g e seh’n, wohin ihn seine Scheiß-Parolen bringen!«
    Die Prätorius knurrte ihn an. Er knurrte zurück: furchtlos.
    Mir lief der Schweiß in Niagarafällen. Jeder Muskel war zum Zerreißen gespannt, während die Wölfe sich gegenseitig ankläfften.
    Meine Hand glitt in die Tasche, ich umklammerte den Griff von Jennys Dolch, schickte ein Stoßgebet hi m melwärts. Dann riss ich die Klinge aus dem Mantel.
    Ich hörte ein Zischen, als sich das Metall in Jonas’ pelzigen Unterarm bohrte. Der Gestank von ve r branntem Haar und Fleisch stieg auf.
    Er ließ mich brüllend los; ich ging zu Boden, holte japsend Luft, meine Sicht schwummerig, als würde ich durch den Boden einer Colaflasche blicken. Ich rollte mich auf den Rücken, sah den Wolf über mir aufragen.
    » Ich mach dich kalt! «, grollte er, während er seine Wunde hielt: Sie schlug rote Blasen.
    Er winkelte die Beine an, die Klauen wie Sicheln g e krümmt, bereit, sich auf mich zu stü r zen.
    Ich kniff die Augen zusammen, hörte schnelle Schritte im Schnee. Dann zwei massige Körper, die aufeinander prallten. Ein marke r schütterndes Jaulen.
    Ich riss die Augen auf:
    Die beiden Wölfen rangen miteinander, waren zu e i nem einzigen Knäuel aus Krallen, Fell und Zähnen ve r schmolzen. Jonas trat seine Ziehmutter heulend von sich; sie krachte winselnd gegen einen Baum, versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Zu spät: Jonas sprang sie an, seine Nägel rissen Fetzen von Fell und Haut aus ihr.
    Ich sah, wie es die anderen Wölfe danach drängte, ei n zugreifen und der Prätorius zur Hilfe zu eilen. Doch sie griffen nicht ein, während das älteste und das jüngste Mitglied des Rudels miteinander kämpften. Blut spritzte in den Schnee; das Jaulen der Wolfsmutter ging mir durch Mark und Bein. Ihr Schützling würde sie ze r fleischen.
    Da bäumte sie sich auf und mit einem Heulen, das Tote aufgeweckt hätte, ging sie auf ihn los. Riss ihn von den Beinen und krallte nach seinem Gesicht. Er hob schützend die Arme, gab seine Brust frei – und die Wolfsmutter rammte ihm die Krallen neben das Herz. Jonas stieß ein markerschüttendes Fiepen aus, dann wehrte er sich nicht länger, denn alles andere hätte se i nen Tod bedeutet. 
    Ich machte, dass ich auf die Beine kam, und stolperte zwei Schritte zurück. Für gut eine Minute waren wir drei nur damit beschäftigt, zu Atem zu kommen, bis Elisa Prätorius’ Grollen die Stille zerriss.
    »Du wirst dafür bestraft werden, Kind!« In dem M o ment hatte ich vor der Wölfin mehr Angst als

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