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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sekunden lang betrachtete er die Wertpapiere. »Eine halbe Million Pfund«, sagte er ruhig. »Wissen Sie, Willow - wenn Sie sich jetzt die Tüten schnappen und davonlaufen würden, dann könnten Sie den Rest Ihres Lebens als wohlhabender Mann in Südamerika verbringen.«
    Bevor Willow antworten konnte, wurde die Eingangstür der Galerie geöffnet.
    »Tut mir leid, aber wir haben geschlossen«, rief Lampeth.
    Ein Mann kam herein. »Ist schon in Ordnung, Mr. Lampeth«, sagte er. »Mein Name ist Louis Brown. Wir haben uns neulich kennengelernt. Ich erhielt gerade einen Anruf, in dem man mir mitteilte, die halbe Million sei zurückgezahlt worden. Stimmt das?«
    Lampeth blickte zu Willow, und beide lächelten. Lampeth sagte: »Goodbye, Südamerika.«
    Willow schüttelte wie fassungslos den Kopf. »Eines muß man unserem Freund Renalle lassen. Er hat an alles gedacht.«

4
    Langsam und vorsichtig steuerte Julian sein Mietauto, einen Cortina, durch ein stilles Dorf in Doretshire. Er hatte als kümmerliche Anhaltspunkte einen Namen und eine Adresse: Gaston Moore, Dunroamin, Cramford. Dunroamin! Es war rätselhaft, wieso der beste Kunstexperte im ganzen Land sich für seinen Ruhesitz einen so lächerlichen und banalen Namen ausgesucht hatte. Vielleicht handelte es sich um einen versteckten Scherz.
    Moore war zweifellos ein Exzentriker. Er weigerte sich, nach London zu kommen, er hatte kein Telefon, und er beantwortete niemals Briefe. Wenn die Großen der Kunstwelt seine Dienste wünschten, so mußten sie zu diesem Dorf pilgern und bei ihm an die Tür klopfen. Und zu bezahlen hatten sie ihn mit knisternden Ein-Pfund-Noten. Moore besaß kein Bankkonto.
    Dörfer wirken immer so menschenleer, ging es Julian durch den Kopf. Er bog um eine Biegung und bremste scharf. Eine Viehherde überquerte die Straße. Er stellte den Motor ab und stieg aus, um den Kuhhirten nach dem Weg zu fragen.
    Unwillkürlich erwartete er, einen jungen Burschen mit Wuschelkopf zu sehen, der einen Grashalm kaute. Ein junger Bursche war' s in der Tat, doch hatte er einen sehr modernen Haarschnitt, trug einen pinkfarbenen Sweater und purpurfarbene Hosen, die unten in Wellington-Stiefeln steckten.
    Der Hirte fragte: »Wolln wohl zu dem Malermenschen, wie?« Der Dialekt den er sprach, hatte einen schönen, vollen Klang.
    »Wie haben Sie das erraten?« fragte Julian verwundert zurück.
    »Weil die meisten Fremden zu ihm wolln.« Der Hirte streckte die Hand aus. »Zurück, wo Sie hergekommen sind, beim weißen Haus von der Straße abbiegen. Is'n Bungalow.«
    »Danke.« Julian stieg wieder in sein Auto und wendete. Dann fuhr er die Straße entlang, bis er das weiße Haus erreichte. Daneben befand sich ein ausgefahrener Feldweg. Diesem Weg folgte er, bis er zu einem breiten Tor kam. Dunroamin stand dort in verblichenen gotischen Lettern auf einem Untergrund abblätternder weißer Farbe.
    Unwillkürlich klopfte Julian mit der flachen Hand auf seine Jackettasche: wie um sich zu überzeugen, daß das dicke Geldbündel noch darin war. Dann nahm er das sorgfältig verpackte Gemälde vom Rücksitz des Autos, öffnete das Tor und ging über den kurzen Weg zur Tür.
    Moores Heim bestand aus zwei uralten strohgedeckten Arbeiterkaten, die man zu einer einzigen zusammengefügt hatte. Das Dach war niedrig, die Fenster klein und grau, und zwischen den Mauersteinen bröckelte der Mörtel. Bungalow? Julian hätte es gewiß nicht so genannt.
    Er klopfte und mußte eine halbe Ewigkeit warten, bevor die Tür aufging. Vor sich sah er einen gebeugten Mann, der sich auf einen Stock stützte. Er hatte eine weiße Haarmähne, trug eine Brille mit auffallend dicken Gläsern und hielt den Kopf eigentümlich schief, wie ein Vogel.
    »Mr. Moore?«
    »Und wenn's so wäre?« gab der Mann zurück. Seiner Sprechweise nach schien er aus Yorkshire zu stammen.
    »Ich bin Julian Black von der Black Gallery. Und ich möchte Sie fragen, ob Sie für mich ein Bild auf seine Echtheit prüfen und diese sodann bestätigen würden.«
    »Haben Sie Bargeld mitgebracht?« Moore hielt die Tür mit seiner freien Hand: bereit, sie Julian vor der Nase zuzuschlagen.
    »Ja.«
    »Dann kommen Sie herein.« Er ging voraus. »Stoßen Sie sich nicht den Kopf«, sagte er - überflüssigerweise, denn Julian war zu kurz geraten, um an das niedrige Gebälk zu stoßen.
    Der Wohnraum schien den größten Teil der Doppelkate einzunehmen. Er war mit alten Möbeln vollgestopft, zwischen denen sich ein nagelneuer großer

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