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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dem
Mantel des Rothaarigen.
    Mottenkugeln? Oder war es dieses Mittel
aus den Chemischen Reinigungen, von dem man Krebs kriegen konnte?
    Er kennt mich nicht, der Kerl, dachte
Röder. Oder doch? War es kein Zufall, daß diese Bestie am Mittag des 9.
September durch unsere Terrassentür schlich? Hat diese Bestie uns vorher beobachtet?
Hat er mitgekriegt, der Kerl, wie ich morgens wegfuhr? Nein! Dann wäre er nicht
erst mittags gekommen, um zu rauben. Um Christines Gesundheit zu zerstören — mit
seinen Schlägen, seinen würgenden Händen. Und falls er mich doch gesehen hat — damals,
irgendwann? Es ist zu lange her. Damals war ich glattrasiert. Jetzt trage ich
einen Bart. Damals sah ich gesund aus. Jetzt unterhöhlt der Gram mein Gesicht.
    Auch Selbig sah nicht aus, als käme er
von einem Abenteuer-Urlaub aus der Karibik. Das grobe Gesicht war
zuchthausblaß, aber die Haltung straff. Auch das Hinken änderte daran nichts.
    Zu acht Jahren, dachte Röder, haben sie
ihn damals verurteilt, wegen einer anderen Tat. Er saß schon hinter Gittern,
als ich rausfand, wer er ist und daß er auch bei Christine der Täter ist. Schon
hinter Gittern! Damit war er mir entzogen. Ich konnte nicht ran an ihn. Meine
Rache mußte warten. Bis jetzt.
    Acht Jahre also. Nicht mal fünf sind
vorbei. Wieso ist er schon draußen?
    Der Bus rollte heran. Hydraulische
Bremsen fauchten.
    Der Prügelknabe hielt sich das
Taschentuch an die blutende Nase.
    Die Oma schimpfte mit dem Grobian.
Dessen Kumpan grinste.
    Die Frau nahm ihren Pudel unter den
Arm.
    Selbig stieg als erster ein. Beinahe
hätte er die Oma beiseite gestoßen.
    Krake Röder ließ seine Zigarette in den
Schnee fallen.
    Im Bus war es warm.
    Röder ging an Selbig vorbei, ohne ihn
anzusehen.
    Fauchend schlossen sich die Türen. Der
Bus fuhr los.
    Röder setzte sich drei Reihen hinter
Selbig und starrte auf dessen narbigen Nacken.

8. Von Dohlen und Flomen
     
    Tim hörte die Stimmen zuerst.
    Aber gleichzeitig hob Oskar den Kopf
und bewegte die Schlappohren.
    „Da kommt jemand“, flüsterte Gaby.
    Dem Häftling schien das egal zu sein.
Flühter hatte die Augen geschlossen und atmete mühsam.
    Es waren Männer. Sie kamen vom Weg her.
Die Stimmen klangen gedämpft.
    „Ich seh mal nach“, raunte Karl.
    Er sprang auf und lief durch die
Jungfichten zum Rand der Dickung. Geduckt spähte er dort durch die Zweige.
    Atemlos kam er zurück.
    „Zwei Polizisten. Sie nähern sich auf unserer
Spur.“
    Gaby stieß einen klagenden Laut aus.
    Greift das Schicksal ein? Tim sah seine
Freundin an, dann Flühter. Nimmt es uns die Entscheidung ab?
    „Tu was, Tim!“ Gabys Blauaugen flehten.
„Wir wollen ihm doch helfen. Wollen wir doch, oder?“
    „Sie rühren sich nicht von der Stelle,
Flühter“, sagte Tim. „Los, zurück, Freunde! Vielleicht können wir sie ablenken.“
    Er hastete voran. Oskar lief ihm
zwischen die Beine. Klößchen stolperte als letzter hintendrein.
    Und damit, dachte Tim, haben wir uns
entschieden. Gütiges Firmament ( Himmel )! Hoffentlich ist das kein
Fehler.
    Am Rande der Dickung drosselte Tim das
Tempo.
    Nur keine Hast! Cool bleiben! Hier
kommen Waldwanderer mit ihrem Hund. Wo waren wir denn? Was treiben wir hier?
    Er trat aus der Dickung.
    Mit einem Blick stellte er fest, daß
Flühters Schlurfspur zertrampelt war. Acht TKKG-Füße und Oskars Pfoten hatten
das auf dem Herweg besorgt.
    „Lässig, Leute!“ zischte Tim hinter
sich.
    Die beiden Polizisten waren noch knappe
50 Meter entfernt: ein großer mit rotem Gesicht und ziemlich viel Bierbauch.
Der andere PM ( Polizeimeister ) hätte ohne Uniform wie ein arbeitsloser
Student ausgesehen.
    Die TKKG-Bande trollte sich auf ihrer
Spur zurück.
    Die Polizisten blieben stehen. Der
Bierbauch stemmte die Fäuste in die Hüften.
    „Wir ergeben uns.“ Tim grinste. „Aber
das Versteck der gewilderten Hirsche verraten wir nur, wenn wir eine
Gemeinschaftszelle kriegen.“
    „Selbstverständlich mit Kochnische“,
krähte Klößchen, „damit wir uns selbst verpflegen.“
    Der jüngere PM lächelte mit einer
Mundseite, sah Gaby an und wurde nachdenklich.
    „Ihr wißt doch“, sagte der Bierbauch, „daß
der Hund im Wald nicht frei laufen darf.“
    Tim nickte. „Deshalb ist er ja auch an
der Leine. Abgesehen davon — Oskar hat vor jedem Hasen Angst,“
    „Stellt ihr etwa Fallen auf?“ Das war
wieder der Bierbauch. Tim funkelte ihn an. „Ich verstehe, daß Sie das fragen
müssen. Aber es beleidigt uns. Wir sind Tierfreunde.

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