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Der Mörder aus dem Schauerwald

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Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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an.
    Dettelmann hatte Dienst.
    Tim kannte den Kommissar flüchtig,
berief sich auf Gabys Vater und berichtete dann: von den Ermittlungen der
TKKG-Bande, die so rasch zum Ziel geführt hatten.
    Ohne zu übertreiben, wies er hin auf
Jokels Gefährlichkeit.
    „Man glaubt es nicht“, erwiderte
Dettelmann. „Atemgift. Vernichtung der Welt. Daß der Typ sein mörderisches
Handwerk versteht, hat er bewiesen mit Zeros Wut-Droge. Ich nehme das sofort in
die Hand, Tim. In einer halben Stunde — spätestens — sitzt der Kerl in U-Haft.
Zu einer Anklage wird es vermutlich nicht kommen. Für Jokel ist sicherlich die
Nervenheilanstalt zuständig. Zero werden wir ins Tierheim bringen. Dort ist er
gut aufgehoben. Und ihr habt euch einen Orden verdient. Aber ich nehme an, fünf
Mark sind euch lieber.“
    „Weder noch“, lachte Tim. „Was wir tun,
stärkt unser Ehrgefühl, befriedigt unsere Abenteuerlust und nutzt der
Allgemeinheit. Das ist doch Belohnung genug. Oder?“
     
    *
     
    Krake Röder wußte es, als er an diesem
Samstagmorgen aufwachte: Heute war der Tag der Abrechnung.
    Draußen herrschte Schneetreiben.
    Das begünstigte Röders Vorhaben: die
ruchlose, mörderische Tat.
    Er trank eine Tasse dünnen Kaffee,
verschluckte sich an einer Semmel und mußte dauernd daran denken, wie er Ottmar
Selbig überfahren würde.
    Auch am Samstag — das wußte Röder — durften
die Freigänger die Strafanstalt verlassen.
    Bestimmt würde der Kerl nicht in seiner
Zelle hocken.
    Röder trat ins Freie, stellte den Opel
an den Bordstein und holte das Coupé aus der Garage.
    Toll, dieses Schneetreiben!
    Kein Nachbar, der zufällig durchs
Fenster sah, würde das Duisburger Nummernschild erkennen: weder der Tanzlehrer
noch die Buntmanns gegenüber.
    Der Witwer fuhr los.
    Er sah nicht auf die Uhr, als er an der
Strafanstalt vorbeikam.
    Bei der entfernt liegenden
Bus-Haltestelle, wo Selbig ausgestiegen war, wendete er.
    Während er am Straßenrand parkte,
stellte er den Motor ab.
    Auf der Schnellstraße, die die
Landstraße kreuzt, flitzten Wagen vorbei.
    Aber auf dieser Fahrbahn hier — in
Richtung Pliesenbach und stadtwärts — war nur dünner Verkehr.
    Ein grauer Tag. Hier lag wenig Schnee,
stellenweise keiner.
    Die Strafanstalt in der Ferne wirkte
noch häßlicher als sonst.

    Röder nahm den Feldstecher vom
Nebensitz und starrte hindurch.
    Lange tat sich nichts.
    Dann traten zwei Männer aus der Pforte.
Sie stellten sich an die Bus-Haltestelle gegenüber der Strafanstalt.
    Wenig später wurden sie von einem Bus mitgenommen.
    Er kommt nicht, dachte Röder. Na, dann
ein anderes Mal.
    In diesem Moment sah er ihn.
    Selbig verließ das graue Gemäuer,
schritt die Straße entlang, kam her.
    Zwei Wagen aus Richtung Pliesenbach
preschten stadtwärts — dicht hintereinander.
    Der zweite schien zu bremsen,
schlingerte etwas, setzte dann seine Fahrt fort, zischte an Selbig vorbei, der
neben den Chausseebäumen lief.
    Röder sah sich um.
    Ein günstiger Moment. Kein Wagen. Keine
Menschenseele.
    Jetzt!
    Er fuhr los.
    Noch 200 Meter.
    Rechts und links flogen die Bäume
vorbei.
    Er trat aufs Gas.
    In derselben Sekunde sah er, wie Selbig
seine Aktentasche fallen ließ und sich bückte — zum Randstreifen hin, zwischen
zwei Chausseebäume.
    Als er sich aufrichtete, hielt er einen
kleinen Hund auf den Armen.
    Röder bremste ab, starrte offenen
Mundes.
    Nein! dachte er. Ich würde auch den
Hund erwischen. Unmöglich! Wenn Christine herunter blickt — nie würde sie mir
das verzeihen.
    Selbig wandte sich ihm zu, winkte
heftig mit einer Hand.
    Röder sah, daß der Hund — ein hübscher
Mischling — lebte.
    Aber die rechte Hinterpfote war über
dem Gelenk abgetrennt.
    Ein blutiger Stumpf.
    Das Tier winselte und wand sich vor
Schmerzen.
    Röder hielt.
    Selbig keuchte, als er die rechte Tür
aufriß. Das grobe Gesicht war eine Grimasse der Wut.
    „Da hat irgendein Dreckskerl den
Hund... Sehen Sie nur! Können Sie mich mitnehmen? Zur Stadt. Zu einem Tierarzt.
Oder besser gleich in die Tierklinik.“
    Röder nickte. Sprechen konnte er nicht.
Der Hund winselte. Sein Blut beschmierte Selbigs Aktentasche.
    Ab ging die Post!
    Röder wußte nicht, ob er hysterisch
lachen oder sich einen Idioten nennen sollte. Sah so seine Rache aus?
    Selbig schimpfte unentwegt.
    Röder fuhr zur Tierklinik. Er war mit
Olaf, seinem Hund, hiergewesen, als der an Katzenseuche erkrankte — die für
Hunde meistens tödlich ist. Olaf hatte überlebt.
    Notaufnahme!
    Schnell,

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