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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sie an.
    Er hatte graue Augen.
    „Wie heißt du?“
    „Gaby. Gabriele Glockner. Mein Papi ist
Kommissar bei der Kripo.“
    „Auch das noch.“
    „Ich werde... aussagen, wie Sie hier
Ihr Leben eingesetzt haben. Für uns.“
    „Gaby, bitte ruf die Polizei nicht.“
    Sie schwieg. Mein Gott! dachte sie, ich
bin ihm verpflichtet für alle Zeiten. Wer sich so verhält wie er, der kann doch
nicht schlecht sein. Andererseits — er hat einen Mordversuch begangen und wurde
zu zwölf Jahren verurteilt.
    „Gaby!“ Flühter hustete zwischendurch. „Ich
schwöre dir: Niemals habe ich versucht, einen Menschen zu ermorden. Niemals.
Ich bin unschuldig. Daß ich verurteilt wurde, ist ein Justizirrtum. Bitte,
glaube mir. Ich lüge nicht. Mit der Tat, die man mir vorwirft, habe ich nicht
das Geringste zu tun. Aber alle Indizien (Hinweise) sprachen gegen mich.
Das wurde gedreht — gedeichselt. Von meinem Feind. Sogar einen Beweis hat er
unterschoben. Entkräften konnte ich das nicht. Wie sich damals alles darstellte
— vor fünf Jahren: Auch ich hätte einen wie mich verurteilt. Dem Gericht kann
ich nichts anlasten. Die Richter haben ihre Sache so gut wie möglich gemacht.
Trotzdem — es ist ein Irrtum. Ausgebrochen bin ich nur, um den wahren Täter zu
entlarven.“ Er keuchte, hustete, röchelte mit engen Bronchien. „Aber jetzt ...“

    Das Fieber schüttelte ihn.
    Gaby schlüpfte aus ihrem Anorak und
hüllte ihn damit ein.

3. Mitleid mit einem Mörder?
     
    Vielleicht ist es albern, überlegte
Tim, als er das ADLERNEST verließ. Vielleicht lacht Gaby mich aus. Egal! Mein
Instinkt warnt. Und auf den kann ich mich verlassen.
    Er sauste die Treppen hinunter in den
Flur des Haupthauses, wo die sogenannte Besenkammer den Schülern als
Telefonzelle zur Verfügung steht.
    Tim wußte die Goehme-Nummer nicht
auswendig, fand aber im Telefonbuch Kleinfelden; und damit war das Problem
gelöst.
    Frau Goehme meldete sich.
    Tim kannte sie vom Schulfest her, eine
schlanke, schwarzhaarige Dame, die dünne Zigarren rauchte, aber trotzdem sehr
weiblich wirkte.
    „Hallo, Tim“, erwiderte sie seinen
Gruß. „Gaby ist schon weg. Petra auch. Beim Zahnarzt.“
    „Au Backe!“ Tim lachte. „Muß er bohren?“
    „Davor hat Petra keine Angst. Ich weiß,
Tim: Jungs — selbst die verwegensten Abenteurer und härtesten Zweikämpfer — fürchten
sich vor dem Zahnarzt. Die zarten Mädchen halten da mehr aus.“
    „Ich lasse regelmäßig nachsehen. Hatte
noch nie Zahnschmerzen oder braune Löcher im Schmelz. Weil ich nichts Süßes
esse. Wann ist Gaby denn weggegangen?“
    „Vor einer halben Stunde etwa. Sie...
Moment mal! Du, sie ist zurückgekommen. Sie steht vor der Tür. Nanu!
Augenblick, Tim. Ich lasse deinen Schatz schnell rein.“
    Einen Moment später hörte Tim den
aufgeregten Atem seiner Freundin.
    „Tim?“
    „Was ist los, Pfote?“
    „Du, ich bin zurückgekommen, weil ich
dich anrufen wollte. Kannst du bitte sofort herkommen?“
    „Klar. Zu Goehmes?“
    „Nein. Zur Bushaltestelle am
Ortsausgang Kleinfelden. Dort warte ich mit Oskar. Am besten, du bringst Willi
mit. Und Karl. Aber Hauptsache, ihr seid schnell. Ja?“
    „Verstehe. Du willst nicht sagen,
weshalb, weil Frau Goehme in der Nähe ist. Übrigens wollte ich dich sprechen,
weil da ein Mörder ausgebrochen ist, der bei Kleinfelden gesehen wurde. Ein
gewisser Flühter. Er...“
    „Um den geht es, Tim. Aber... Du, bitte
bring deinen alten Steppmantel mit, ja? Vielleicht noch eine Wolldecke. Und
kratzt euer Taschengeld zusammen. Wir müssen was aus der Apotheke besorgen.“
    Tims Gedanken liefen zickzack und
Kreise im Bereich der grauen Zellen. Gaby und Flühter? Was um Himmels willen
war da los? Wozu brauchte sie Mantel und Decke und ,was aus der Apotheke 1 .
Irgendwie roch das nach Verschwörung, Mittäterschaft, lichtscheuem Tun. Aber
doch nicht Gaby!
    Am Telefon ließ sich nichts klären.
    Er sagte: „Wir sind bereits unterwegs.
Maschinenpistolen brauchst du nicht?“
    „Frag nicht so blöd!“
    „Ich dachte, du hättest sie vergessen.“
    „Also“, sie lachte. „Jetzt muß ich aber
schnell los. Olivia Müller-Stangl — kennst du, ja — wartet vorn an der Ecke.
Sie säubert meinen Anorak, der ganz vollgespritzt ist. Bis gleich. Beeilt euch!“
    Knacks! Die Verbindung war
abgeschnitten.
    Tim legte auf.
    Hinter drei nachdenklichen Stirnfalten
wurde ihm klar, daß das Gerede vom Anorak tarnen sollte und nicht ihm, Tim,
galt, sondern Frau Goehme, die wohl im

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