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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fräulein.“
    Sie sah ihn durch einen Schleier,
betupfte sich die Augen.
    „Sie sind bescheiden. Aber Sie sind
unser Lebensretter. Das steht fest.“
    „Ich hörte deinen Hilferuf.“
    „Dieser... Geisterhund war schon hier
oben. Ein Stamm rutschte runter — und er mit.“
    „Seltsamer Geisterhund. Eingefärbt. Und
auf dem Rücken eine Art Funkantenne. Er hat ein Signal empfangen. Das hieß: Hör
auf und komm zurück. Gott sei Dank!“
    Jetzt hatte sie wieder blanke Augen.
    Sie strahlten und sahen den Mann an.
    Es war der erste bewußte Blick, den
Gaby auf sein Gesicht richtete.
    Sofort kroch ihr eine Gänsehaut über
den Rücken.
    Wie Gaby schon bemerkt hatte: Der Mann
wirkte kräftig. Trotzdem war ihm die graue Arbeitskluft zu weit. Über der Stirn
wich der Haaransatz nach hinten. Auf der Wange schlängelte sich eine wulstige
Narbe.
    Gaby wußte, wie alt er war, nämlich 42.
    Und seine Größe betrug 179 Zentimeter.
    „...muß ein Verrückter sein“, meinte er
lächelnd, „der seinen Mastiff so abrichtet. Ich glaube doch, es war ein
Mastiff. Oder ein Bullmastiff?“ Er blickte nachdenklich auf winterdürre
Himbeerranken. „Eine Bordeaux-Dogge war das jedenfalls nicht.“
    Er trat näher.
    Nichts anmerken lassen, dachte Gaby.
    Sie versuchte zu lächeln. Aber ihre
Zähne schnatterten.
    „Kann ich deinen Oskar runternehmen?“
bot er an. „Oder wird er mich beißen?“
    „Oskar... beißt niemanden.“
    Hoffentlich hielt... wie hieß er noch?
Flühter, ja richtig! — er ihr Geschnatter für eine Folge der ausgestandenen
Angst!
    „Man fragt sich“, überlegte er, „was
jemand bezweckt, wenn er seinen Geisterhund losschickt?“ Er nahm Oskar und
setzte ihn auf den Boden.
    Auch Gaby bot sich eine hilfreiche Hand
an. Doch Tims Freundin sprang hinunter, ohne sich helfen zu lassen.
    „Um Himmels willen!“ murmelte Flühter.
    Er hatte die zerfetzte Katze entdeckt.
    Gaby blieb stehen, nestelte an ihrem
Anorak, wurde hin und her gerissen von Empfindungen, die nicht zusammenpaßten.
    Ein Mörder war das — jedenfalls fast.
Aber der hatte doch eben sein Leben aufs Spiel gesetzt — für sie und für Oskar!
Er hatte den Geisterhund vertrieben — und ihn beim Kampf nicht verletzt. Und
mit Hunden kannte er sich aus. Was er sagte — Mastiff, Bullmastiff,
Bordeaux-Dogge — das war alles ganz richtig. Also ein Tierfreund? Ein
Hundeliebhaber!
    Gaby merkte, daß sie jetzt weniger
zitterte.
    Sie konnte die Zähne aufeinanderlegen,
ohne sich in die Zunge zu beißen.
    Ein seltsamer Mörder! Wenn sich alle so
benehmen würden.
    Schüchtern sah sie ihn an.
    Flühter lehnte an der Schichtholzbank.
    Sein Gesicht glühte. Noch stärker als
vorhin rann ihm der Schweiß über die Haut. Ein Zittern überlief den Mann. Jetzt
war es an ihm, mit den Zähnen zu schnattern.
    „Was haben Sie?“ rief Gaby.
    Er lächelte grimassenhaft.
    Statt zu antworten, setzte er sich in
den Schnee.
    Ein Schwächeanfall?
    Gaby beugte sich über Flühter.
    „Ich... ich glaube, es ist Fieber“,
brachte er mühsam hervor. „Grippe! Bis jetzt... ging’s. Habe gar nicht soviel
gemerkt. Aber durch die Anstrengung...“
    Er begann zu husten.
    Natürlich! Vorhin bei Goehmes hatte sie
sein Bild auf der Mattscheibe gesehen. Petras kleiner Fernseh-Apparat lief
immer, wenn sie nicht lernte. Der Ton war zwar leise gedreht. Trotzdem hatten
die Mädchen den Fahndungs-Aufruf verstanden.
    Flühter war aus der Kranken-Abteilung
der Landesstrafanstalt entwichen. Offenbar konnte man dort leichter entkommen
als aus einer Zelle.
    „Sie müssen zum Arzt“, sagte Gaby. „Ich
stütze Sie. Es ist nicht weit bis Kleinfelden. Dr. Bader ist auch der Hausarzt
von meiner Freundin. Wir...“
    „Nein, nein!“ Flühter röchelte und
preßte beide Hände auf die Brust. „Keinen... Arzt. Brauche ich nicht. Das geht
schon vorüber.“
    „Geht es nicht. Sie sind viel zu leicht
angezogen. Sie holen sich den Tod.“
    „Ist schon alles in Ordnung, kleines
Fräulein.“ Er grinste. „Nimm deinen Oskar — und hau ab!“
    „Sie haben mir das Leben gerettet. Und
Oskar auch. Und jetzt kann ich was für Sie tun. Ich lasse Sie nicht im Stich,
Herr Flühter.“
    Sein Grinsen erlosch.
    Er versuchte aufzustehen, sank zurück,
zog die Knie an die Brust und schlang die Arme um die Unterschenkel. Schauer
liefen ihm über die Haut.
    „Du... hast mich erkannt?“
    „Ihr Bild wurde vorhin im Fernsehen
gezeigt. Sie waren schon krank, als Sie getürmt sind.“
    Er nickte. Dann sah er

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