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Der Mörder aus dem Schauerwald

Der Mörder aus dem Schauerwald

Titel: Der Mörder aus dem Schauerwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bemalt?
    „Hiiiiilfe!“
    An der Schichtholzbank bäumte er sich
auf.
    Nur eine Armlänge trennte den Schädel
von Gaby und Oskar.
    Die Lefzen zogen sich zurück.
    Die gewaltigsten Reißzähne, die Gaby je
gesehen hatte, kamen zum Vorschein.
    Mit dem Wutgeifern wurde noch mehr von
dem orange-farbenen Schaum ausgeblasen. Der Fang schnappte nach Oskar. Nur um
Zentimeter verfehlten die Zähne Gabys zitternden Hund.
    „Hau ab!“ schrie sie das Untier an. „Mastiffs
sind gutmütig. Hiiiiilfe!“ Sie keuchte. „Mastiffs greifen nur an, wenn sie den
Befehl erhalten. Und nie grundlos. Merk dir das! Hiiiiilfe!“
    Der geisterhafte Hund ließ sich auf
alle vier Pfoten fallen. Ein Ducken in der Hinterhand — dann schnellte er hoch.
    „Neiiiiin!“
    Abwehrend streckte Gaby eine Hand aus.
Der andere Arm umschlang Oskar.
    Der Geisterhund landete neben ihr auf
den Meterstämmen.
    Sie roch den Fleischfresser-Atem und
wußte, daß nun alles aus war. Keine Rettung! Ein grauenvolles Ende. Warum?
Weshalb griff dieser Mordhund sie an?
    Ein völlig vereister Meterstamm drehte
sich, rutschte unter dem Anprall der Mastiff-Pfoten, glitt aus seiner Position.
    Der Hund verlor den Halt, kaum daß der
schwere Körper gelandet war. Rücklings stürzte der Mastiff hinab. Der Stamm
fiel auf ihn. Aus dem Fang drang belfernd seine Wut.
    Gerettet?
    Nur für Sekunden.
    Denn der Mastiff sprang auf.
    Gaby merkte, wie der Stamm unter ihr
zur Seite rollte. Die ganze Schichtholzbank schien zu beben.
    Wenn er nochmal herauf springt, schoß
es ihr durch den Kopf, fliegen wir runter. Und dann...
    Der Mastiff stand still, hatte den
Nacken verdreht und blickte zur Seite.
    Dort, wo junge Fichten sich viel zu eng
aneinander drückten, zwängte sich ein Mann durch die Zweige.
    Gabys Augen wurden weit. Hilfe in
letzter Sekunde! Ein Waldarbeiter? Oder gehörte ihm der Hund? Nein! Der Mann
hatte sich bewaffnet. Mit einem armdicken, zwei Meter langen Ast.
    Geifernd ging der Hund auf ihn los.
    Der Mann wirkte kräftig, hatte schon
ausgeholt. Der Hieb fegte den Hund von den Pfoten. Er fiel auf die Seite,
sprang auf, griff abermals an.
    Der Hieb traf ihn an derselben Stelle.
Der Ast mußte sehr schwer sein. Der Mann hielt ihn mit beiden Händen und holte
weit aus.

    Diesmal überkugelte sich der Mastiff,
kam aber wieder auf die Pfoten. Die Antenne des kleinen Metallkastens verbog
sich.
    Starr vor Entsetzen verfolgte Gaby den
Zweikampf.
    Wieder und wieder konnte der Mann den
Riesenhund abwehren. Er schlug ihn seitlich, rammte ihm das Ast-Ende vor die
Brust, keuchte und schien zu ermüden.
    Er schafft es nicht. Gabys Herz zog
sich zusammen. Er wird unterliegen. Der Hund gibt nicht auf. Er wird meinen
Retter zerreißen.
    Schweiß lief dem Mann übers Gesicht.
    Winterlich gekleidet war er allerdings
nicht, trug weder Steppjacke noch Anorak, keinen Mantel, nicht mal einen Hut.
Sein grauer Arbeitsanzug schlotterte.
    Ihr fiel auf, daß der Mann den Hund
nicht auf Kopf oder Schnauze schlug. Vermied ihr Retter das absichtlich? Wollte
er den Hund vertreiben, ohne ihn ernsthaft zu verletzen?
    Wieder tat der Ast seine Wirkung.
    Aber diesmal glitt eine Hand des Mannes
ab. Beinahe hätte er den Ast verloren. Offensichtlich erlahmte die Kraft.
    Ich kann ihm nicht helfen, dachte Gaby
verzweifelt. Und noch weniger kann ich hinsehen, wenn sich diese Hunde-Bestie
in ihn verbeißt. Mein Gott! Warum...
    Was war los?
    Der Mastiff setzte zum Sprung an.
    Aber aus der verbogenen Antenne
sprühten Funken.
    Ein Ruck lief durch den mächtigen
Körper.
    Ein letzter blutunterlaufener Blick galt
dem Gegner.
    Dann wandte sich der Mastiff ab — trollte
in den Wald hinein, wurde schneller, jagte weg mit den gleichen langen
Sprüngen, die ihn hergebracht hatten.
    Er humpelte nicht, war offensichtlich
unverletzt.
    Noch für einen Moment konnte Gaby den
Geisterhund mit Blicken verfolgen. Jetzt verschwand der Phosphor-Schein hinter
weit entfernten Bäumen.
    Diese unbeschreibliche Erleichterung!
Gaby kämpfte an gegen Tränen, wischte sich die Augen. Gerettet — in der
berühmten letzten Sekunde! Sie drückte Oskar an sich. Dieser Mann hatte sein
Leben riskiert — hatte sie gerettet. Wie kann man das vergelten? Durch nichts.
Und nie.
    „Uff!“ Er hatte eine rauhe, aber nicht
unsympathische Stimme. „Das war knapp, kleines Fräulein.“
    Gaby schneuzte sich. Ihr Blick war
verschleiert.
    „Sie haben mir und Oskar das Leben
gerettet. Das vergessen wir Ihnen nie.“
    „Halb so schlimm, kleines

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